2968/J XXVII. GP

Eingelangt am 28.07.2020
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Anfrage

 

der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek,

Genossinnen und Genossen,

an die Bundesministerin für Arbeit, Familie, Jugend

betreffend Arbeitslosigkeit von Frauen in der Covid19-Krise

 

Der dramatische Anstieg der Arbeitslosigkeit seit Beginn der Corona-Krise trifft Frauen noch stärker als Männer. Die Arbeitslosenquoten von Frauen sind aktuell höher als bei Männern (zuletzt Juni 2020: Frauen 10,3 %, Männer 9,8 %)[1]. Noch deutlicher als bei Männern ist zudem bei den Frauen, die Beschäftigung zurückgegangen: Sie ist bei Frauen von Februar 2020 um mehr als drei Prozentpunkte (!) auf Mai 2020 gesunken (von 66,8% auf 63,5%). Bei Männern war der Einbruch etwas weniger stark ausgeprägt, die Beschäftigung hat auch wieder stärker zugenommen als bei den Frauen und liegt mit 0,8 Prozentpunkte unter dem Vorkrisenniveau (von 75,2 % auf 74,4 %).[2]

Gleichzeitig sind durch massive Beschäftigungsrückgänge bei den atypischen Beschäftigungen, wie z. B. bei den geringfügig Beschäftigten, Frauen deutlich stärker betroffen. Außerdem lässt der laut Statistik Austria dramatische Anstieg der „stillen Reserve“ befürchten, dass ein Teil der Arbeitslosigkeit, insbesondere von Frauen, statistisch „verschwindet“ und damit aus dem Blick von notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gerät.

Angesichts der starken Betroffenheit von Frauen braucht es dringend geschlechtsspezifische Analysen.

 

Die unterzeichnenden Abgeordneten stellen daher folgende

 

Anfrage

 

1)      Wie viele Personen getrennt nach Frauen und Männern waren monatlich ab März 2020 bis aktuell im Vergleich zum Vorjahr arbeitslos gemeldet?

 

2)      Wie hoch ist die Arbeitslosenquote von Frauen und Männern monatlich ab März 2020 bis aktuell im Vergleich zum Vorjahr?

 

3)      Wie viele Personen getrennt nach Frauen und Männern und deren Bildungsgrad waren monatlich ab März 2020 bis aktuell im Vergleich zum Vorjahr arbeitslos gemeldet?

 

4)      Wie hoch ist die Arbeitslosenquote von Männern und Frauen nach Bildungsgrad monatlich ab März 2020 bis aktuell im Vergleich zum Vorjahr?

 

5)      Wie viele Personen mit Migrationshintergrund getrennt nach Frauen und Männern waren monatlich ab März 2020 bis aktuell im Vergleich zum Vorjahr arbeitslos gemeldet?

 

6)      Wie hoch ist die Arbeitslosenquote von Männern und Frauen mit Migrationshintergrund monatlich ab März 2020 bis aktuell im Vergleich zum Vorjahr?

 

7)      Wie viele WiedereinsteigerInnen (Arbeitslose und SchulungsteilnehmerInnen) getrennt nach Frauen und Männern waren monatlich ab März 2020 bis aktuell im Vergleich zum Vorjahr arbeitslos gemeldet?

 

8)      Laut einer Übersicht der Statistik Austria (für April 2020)[3] zeigen sich neben dem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit hohe Arbeitszeitreduktionen bei den Beschäftigten insgesamt gerade in frauendominierten niedrig entlohnten Branchen, wie z. B. Handel, Tourismus. Wie stellt sich die Reduktion der Wochenarbeitszeit nach Branchen für Männer und Frauen monatlich ab März 2020 bis aktuell im Vergleich zum Vorjahr dar?

 

9)      Wie viele ArbeitnehmerInnen getrennt nach Männern und Frauen waren monatlich ab März 2020 bis aktuell in Kurzarbeit beschäftigt?

 

a)  In welchen Branchen waren diese in Kurzarbeit beschäftigten ArbeitnehmerInnen getrennt nach Frauen und Männern beschäftigt?

 

b)  Welchen Bildungsgrad wiesen diese in Kurzarbeit beschäftigten ArbeitnehmerInnen getrennt nach Frauen und Männern auf?

 

10)   Wie viele atypisch beschäftigte Frauen und Männer (nach Definition Statistik Austria[4]) waren monatlich ab März 2020 bis aktuell arbeitslos gemeldet?

 

11)   Wie stellt sich die Entwicklung der geringfügig Beschäftigten[5] getrennt nach Frauen und Männern monatlich ab März 2020 bis aktuell dar?

 

12)   Wie hat sich die Beschäftigung von Frauen und Männern vom März 2020 bis aktuell aufgelistet nach Branchen entwickelt?

 

a)  In welchen Branchen ist die Frauenbeschäftigung monatlich von März 2020 bis aktuell am stärksten zurückgegangen?

 

13)   Wie stellt sich die quantitative Entwicklung der so genannten „stillen Reserve“[6] (Personen, die zwar aktuell nicht nach Arbeit suchen oder zur Verfügung stehen, aber grundsätzlich zur Arbeitsaufnahme bereit wären) getrennt nach Frauen und Männer  monatlich ab März 2020 bis aktuell im Vergleich zum Vorjahr dar?

 

14)   Wie stellt sich die quantitative Entwicklung der Nicht-Erwerbspersonen nach Alter und Geschlecht monatlich ab März 2020 im Vergleich zum Vorjahr dar?

 

15)   Welche konkreten Maßnahmen setzen Sie als Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend, um Frauenarbeitslosigkeit zielgruppenspezifisch (z. B. junge Frauen, Wiedereinsteigerinnen, atypisch beschäftigte Frauen, Migrantinnen etc.) zu bekämpfen und Frauen aus der „stillen Reserve“ in Beschäftigung zu bringen?



[1] Übersicht über den Arbeitsmarkt, Juni 2020, AMS;  BaliWeb, BMAJF, Abfrage vom 10.7.2020

[2] BaliWeb, BMAJF, Abfrage vom 10.7.2020

[3] Grafik: http://www.statistik.at/wcm/idc/groups/b/documents/webobj/mdaw/mtiz/~edisp/123394.jpg

[4] Definition atypische Beschäftigung lt Statistik Austria umfasst Teilzeit, geringfügige Beschäftigung, Leiharbeit, befristete Beschäftigungsverhältnisse und Freie Dienstverträge;

[5] Nach Definition Dachverband der Sozialversicherungsträger; Q: Dachverband der Sozialversicherungsträger –Statistische Daten, Abfrage vom 14.7.2020;

[6] Statistik Austria stellt zur Recht fest, dass die „stille Arbeitsmarktreserve“ von großer Relevanz bei der Betrachtung des Arbeitsmarktes ist.