3052/J XXVII. GP

Eingelangt am 07.08.2020
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Anfrage

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Bildung‚ Wissenschaft und Forschung

betreffend AF_Künsberg Sarre_BMBWF_Schulentwicklung, Brennpunktschulen und Chancenindex

 

Wie aus BIFIE-Studien und anderen Quellen bekannt ist, gibt es zwischen den rund 6.000 Schulen in Österreich große Unterschiede einerseits hinsichtlich der sozialen Herkunft der Schüler_innen (zB.  Bildungshintergrund der Eltern, sozioökonomische Verhältnisse, Migrationshintergrund) und andererseits hinsichtlich der Ergebnisse bei Bildungsstandard-Überprüfungen und anderen Tests. Auch ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Aspekten ist nachgewiesen. 

Die bekannten Probleme im österreichischen Bildungswesen, etwa der hohe Anteil an Schulabgänger_innen, die nicht sinnerfassend lesen können, manifestieren sich also verstärkt an so genannten "Brennpunktschulen" oder "Schulen mit besonderen Herausforderungen". 

Aus Sicht der unterzeichnenden Abgeordneten wird seitens der Regierung(en) seit vielen Jahren zu wenig getan, um die Bildungs- und Zukunftschancen der Schüler_innen an Brennpunktschulen zu verbessern. Insbesondere erhalten die betreffenden Schulen bis dato keine nennenswerten zusätzlichen Ressourcen, mit denen sie die größeren Herausforderungen bewältigen können.

Zwei Initiativen zur Unterstützung solcher Schulen sind laut BMBWF in Umsetzung bzw. Planung: Erstens das bereits laufende Schulentwicklungsprojekt für 501 Schulen, das auch mit dem viel weitreichenderen Vorbild "London Challenge" in Verbindung gebracht wird, und zweitens das im Regierungsprogramm vorgesehene "Pilotprojekt Chancenindex" für 100 Schulen.

Wie weit diese Projekte gediehen sind und welcher Zusammenhang zwischen beiden besteht, ist der Öffentlichkeit noch wenig bekannt. 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

Anfrage:

 

1.    Zum Schulentwicklungsprojekt für 501 Schulen nach dem Vorbild der "London Challenge" wurde seitens des BMBWF in der Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 2299/J-NR/2018 mitgeteilt, dass die "Begleitevaluation des Projekts, die voraussichtlich im Jänner 2019 starten werden wird mit EUR 180.000 (Zeitraum Herbst 2018 – August 2022) veranschlagt" ist.

a.    Gibt es aus dieser Begleitevaluiation bereits Ergebnisse bzw. Zwischenergebnisse?

b.    Wenn ja, welche? Bitte um Übermittlung oder Verlinkung.

c.    Wenn nein, wann wird es welche geben und wie werden sie kommuniziert?

2.    Laut derselben Anfragebeantwortung soll diese "Begleitevaluation dazu dienen, den Transfer der Erkenntnisse aus dem Projekt in die zukünftige Begleitung von Schulen mit besonderen Herausforderungen zu gewährleisten."

a.    Wo werden diese Erkenntnisse gesammelt und abrufbar gemacht?

b.    Wer ist damit betraut?

c.    Wessen Aufgabe ist es, für den Transfer der Erkenntnisse zu sorgen?

d.    Welche Personalressourcen und/oder budgetären Mittel sind dafür vorgesehen?

3.    Welche für die Lehrerinnen und Lehrer sichtbaren/spürbaren Veränderungen an den Schulen ergaben sich bisher aus diesem Projekt?

a.    Bitte nennen Sie konkrete Beispiele.

4.    Welche für die Schülerinnen und Schüler sichtbaren/spürbaren Veränderungen an den Schulen ergaben sich bisher aus diesem Projekt?

a.    Bitte nennen Sie konkrete Beispiele.

5.    Ist geplant, das Projekt nach August 2022 fortzusetzen? 

a.    Wenn ja, mit welchen Schulen? Denselben, gänzlich anderen oder teilweise anderen? 

b.    Wenn nein, warum nicht?

6.    Laut Aussagen verschiedener Stakeholder steht und fällt das Projekt mit der Zusammensetzung und Kompetenz der sogenannten Mulitprofessionellen Teams, die zur Beratung an die Schulen geschickt werden. 

a.    Welche Informationen liegen über die Zusammensetzung dieser Teams vor?

b.    Hat sich deren Zusammensetzung seit Projektbeginn geändert?

c.    Soll sie sich in Zukunft verändern?

d.    Gibt es eigene Schulungen oder Ausbildungen für die Mitglieder dieser Teams? Wenn nein, soll es in Zukunft welche geben? 

e.    Gibt es internationale Vorbilder für die Zusammenstellung und Tätigkeit solcher Teams? Wenn ja, welche?

7.    Hat sich seit der Beantwortung der parlamentarischen Anfrage Nr. 2299/J-NR/2018 an den Kosten des Projekts etwas geändert? Wenn ja, bitte um Zahlen und Erläuterung.

8.    Sehen Sie das Schulentwicklungsprojekt als Beitrag zur Chancenfairness im österreichischen Schulwesen?

a.    Wenn ja, gibt es Indikatoren, anhand derer Sie diesen Beitrag messen wollen? Wenn ja, welche sind das?

b.    Wenn nein, welche anderen Ziele verfolgt das Projekt und wie werden sie gemessen?

9.    Im Regierungsprogramm ist ein "Pilotprojekt Chancenindex" für 100 Schulen enthalten. 

a.    Anhand welcher Kriterien werden die Schulen ausgewählt, die für eine Teilnahme an diesem Pilotprojekt in Frage kommen?

b.    Wie viele Schulen werden dies sein? Bitte um Nennung der konkreten Zahl, oder, wenn noch nicht bekannt, einer Schätzung bzw. Größenordnung.

c.    In welchem Verhältnis stehen diese Schulen zu den 501 Schulen des Schulentwicklungsprojektes? Wird es voraussichtlich eine große Schnittmenge zwischen beiden geben?

d.    Wann werden die betreffenden Schulen darüber informiert und bis wann haben sie dann Zeit, sich für die Teilnahme zu bewerben?

e.    Wann soll dann der tatsächliche Projektstart erfolgen?

10. Welche Unterlagen müssen die Schulen vorlegen, um sich für die Teilnahme am Pilotprojekt zu bewerben?

11. Wird es Vorgaben geben, welche Ziele die Schulen mit den geförderten Maßnahmen verfolgen sollen?

12. Wird es Vorgaben geben, welche Art von Maßnahmen förderbar sind und welche nicht? Oder wird dies in die Autonomie der Schulen fallen, solange die Maßnahmen rechtlich zulässig sind und der Zielerreichung dienen?

13. Ist geplant, Schulgesetze zu ändern, um das Pilotprojekt zu ermöglichen? 

a.    Wenn ja, welche sind davon betroffen?

14. Wird die Liste der einreichenden Schulen veröffentlicht?

a.    Wenn nein, warum nicht?

15. Welche Stelle oder welches Gremium wird dann jene 100 Schulen auswählen, die am Pilotprojekt teilnehmen werden?

a.    Nach welchen Kriterien wird dabei vorzugehen sein?

b.    Wird die Verteilung der geförderten Schulen auf die Bundesländer dabei eine Rolle spielen oder zählen ausschließlich die Merkmale der einzelnen Schule?

c.    Bis wann soll die Entscheidung feststehen?

16. Werden die teilnehmenden Schulen zusätzliche Personalressourcen erhalten, ein Projektbudget oder beides?

a.    Wie wird die Höhe der betreffenden Zusatzressourcen errechnet? Anhand der Schüler_innenzahl, anhand des Indexwerts im Chancenindex, anhand einer Kombination von beiden oder nach anderen Kriterien? Wenn Letzteres, nach welchen?

17. Wie, wann und durch wen soll das Pilotprojekt evaluiert werden?

18. Ist geplant, das Pilotprojekt im Erfolgsfall auszuweiten?

19. Werden für das Pilotprojekt Budgetmittel aus anderen Bereichen der UG 30 des Bundeshaushalts umgeschichtet oder werden zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt?

20. Wird als Kriterium bei der Auswahl der 100 Schulen auch der Migrationshintergrund berücksichtigt?

a.    Wenn nein, warum nicht?

21. Wird als Kriterium bei der Auswahl der 100 Schulen auch die zu Hause gesprochene Sprache berücksichtigt?

a.    Wenn nein, warum nicht?

22. Ist geplant, im Zuge des Pilotprojekts eigene Mittel für gezielt integrationsfördernde Maßnahmen bereitzustellen?

23. Welche Abteilung des BMBWF ist mit dem Pilotprojekt betraut?

a.    Werden im Zuge der Projekterstellung auch externe Expert_innen involviert? Wenn ja, welche?

b.    Sind darunter auch integrationsspezifische Expert_innen? Wenn ja, welche?

24. Sollen die Ergebnisse des Pilotprojekts veröffentlicht werden?

a.    Wenn ja, in welcher Form werden die Ergebnisse veröffentlicht?

b.    Wenn ja, wann werden Ergebnisse veröffentlicht?

c.    Wenn nein, warum nicht?

25. Sehen Sie das "Pilotprojekt Chancenindex" als Beitrag zur Chancenfairness im österreichischen Schulwesen?

a.    Wenn ja, gibt es Indikatoren, anhand derer Sie diesen Beitrag messen wollen? Wenn ja, welche sind das?

b.    Wenn nein, welche anderen Ziele verfolgt das Projekt und wie werden sie gemessen?