3391/J XXVII. GP

Eingelangt am 15.09.2020
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Anfrage

der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen

an den Vizekanzler und Bundesminister für KunstKultur‚ öffentlichen Dienst und Sport

betreffend Gender Report Film

 

Das Österreichische Filminstitut und die Kultursektion (damals noch im BKA) veröffentlichten Ende Dezember 2018 die Ergebnisse vom "Österreichischer Film Gender Report. 2012 - 2016". Der Report untersucht, wie Fördergelder im Bereich Film zwischen den Geschlechtern verteilt werden. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Frauen werden in der österreichischen Filmlandschaft nach wie vor strukturell diskriminiert und benachteiligt. Der Gender Pay Gap ist eklatant: Nur ein sehr kleiner Anteil an den zur Verfügung stehenden Geldern kommt bei den Frauen an, obwohl allein an österreichischen Filmhochschulen rund 50 Prozent der Absolvent_innen weiblich sind. Die Filmemacherinnen können sich aber offensichtlich nicht auf dem Film-Markt etablieren, weil ihre Projekte nicht gefördert werden oder weniger Budget erhalten, als die ihrer männlichen Kollegen. Hier einige Beispiele aus dem "Österreichischer Film Gender Report. 2012 - 2016", die dies untermauern:

·         Nur 20 Prozent aller Kino- und Fernsehfilm Herstellungsförderungen gehen an weibliche Regisseurinnen, 80 Prozent an Männer.

·         In den Entscheidungsgremien des Österreichischen Filminstituts sitzen 22 Prozent Frauen, 78 Prozent Männer.

·         Kinostart-Förderungen gingen zu 8 Prozent an Verleiherinnen, zu 92 Prozent an Verleiher.

·         26 Prozent aller Kinofilm-Regisseur_innen sind Frauen, sie erhielten aber nur 20 Prozent der Honorare.

Der nächste Österreichische Film Gender Report befindet sich derzeit in Umsetzung. Darüber hinaus, nämlich wie man dieser strukturellen Benachteiligung von Frauen in der Filmlandschaft aktiv entgegenwirken kann, gibt es keine kommunizierten Konzepte oder Pläne seitens der Regierung. Das ist bedauerlich und unterstreicht einmal mehr, wie nebensächlich das Thema Gleichstellung im Kunst und Kulturbereich immer noch behandelt wird. Der "Österreichische Film Gender Report. 2012-2016" verdeutlicht eindrucksvoll, wie Frauen strukturell im Bereich Film in Österreich benachteiligt werden egal, ob es um Honorare, Jurybesetzungen, Werkförderungen oder andere Bereiche geht. In allen diesen Gebieten zeigt sich ein klares Bild, das verdeutlicht, dass in der Filmlandschaft dringend etwas gegen Geschlechterbenachteiligung unternommen werden muss.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:



1.    Wurden seitens der Regierung Maßnahmen im Bezug auf den Gender Pay Gap in der Filmbranche unternommen?

a.    Wenn ja, welche? Bitte um konkrete Auflistung und einer Veranschaulichung der Umsetzung und Ergebnisse dieser.

b.    Wenn nein, weshalb wurde bisher nichts unternommen?

2.    Im Regierungsprogramm der türkis-grünen Regierung ist folgendes Ziel im Kapitel "Frauen" formuliert: "Das Ziel ist es, dass Frauen selbstbestimmt, ökonomisch unabhängig und frei von Gewalt oder Angst vor Diskriminierung leben. Das umfasst die Gleichstellung im Erwerbsleben in Bezug auf gleiche Löhne für gleiche Arbeit, eine bessere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern [...]. Rollenbilder müssen weiter aufgebrochen und der Frauenanteil in Führungspositionen erhöht werden." Welche Maßnahmen sind für die Filmbranche unter dem Gesichtspunkt dieser konkreten Zielformulierung geplant?

a.    Wenn Maßnahmen geplant sind, wie soll ihre Umsetzung aussehen? Bitte um detaillierte Ausführung.

b.    Wenn nein, mit welcher Begründung sind keine konkreten Maßnahmen für die Filmbranche vorgesehen?

3.    Im Regierungsprogramm ist im Teil "Kunst & Kultur" formuliert, dass eine soziale Absicherung für Künstler_innen geschaffen werden soll. Wie sehen diese Maßnahmen der Absicherung für...

a.    ...freie Filmschaffende (wie Produzent_innen, Regisseur_innen, Kamerafrauen & -männer, etc.) konkret aus? Bitte um detaillierte Darstellung.

b.    ...für Hybrid-Selbstständige (Personen, die in einem Angestelltenverhältnis arbeiten und gleichzeitig selbstständig sind) in dem Bereich Film konkret aus? Bitte um detaillierte Darstellung.

4.    Sind Förderrichtlinien, die für eine ausgeglichene Vergabe von Fernseh-, Kinofilm- und Kunstfilmförderung zwischen den Geschlechtern verpflichten, geplant für...

a.    ...den ORF?

b.    ...den Filmfonds Wien?

c.    ...das österreichische Filminstitut?

d.    ...das BMKÖS Sektion Film?

e.    Wenn ja, wie sind diese Förderrichtlinien formuliert?

f.     Wenn nein, weshalb nicht?

5.    Ist eine Förderrichtlinie in Planung, die öffentlichen Fördergeber_innen verpflichtet, ihre Gremien und/oder Jurys geschlechterparitär zu besetzen?

6.    Ist für das Jahr 2021 geplant, die Filmförderung des BMKÖS Sektion Film zu verringern?

a.    Wenn ja, mit welcher Begründung?

b.    Wenn ja, wie hoch fällt die Reduzierung an vorgesehen Fördergeldern aus?

c.    Wenn nein, soll die Förderhöhe zukünftig gleich bleiben oder auch erhöht werden?

7.    Ist für das Jahr 2021 geplant, die Filmförderung des ÖFI und des Filmfonds zu verringern?

a.    Wenn ja, mit welcher Begründung?

b.    Wenn ja, wie hoch fällt die Reduzierung an vorgesehen Fördergeldern aus?

c.    Wenn nein, soll die Förderhöhe zukünftig gleich bleiben oder erhöht werden?

8.    Wie ist man mit den Ergebnissen der oben angeführten Studie innerhalb der Kultursektion umgegangen?

a.    Gab es Arbeitsgruppen, die daraus Policies abgeleitet haben?

i.Wenn ja, mit welchen Ergebnissen?

ii.Wenn nein, weshalb nicht?