Eingelangt am 23.09.2020
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ANFRAGE
der
Abgeordneten Dr. Susanne Fürst
und weiterer Abgeordneter
an die Bundesministerin
für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt
betreffend das
Staatsarchiv unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Das
Österreichische Staatsarchiv ist die zentrale staatliche Archivinstitution
und das historischen Gedächtnis der Republik und ihrer Vorgänger. Es
übernimmt und verwahrt Akten der öffentlichen Administration, macht
sie für Forschung, Verwaltung und die breite Öffentlichkeit
zugänglich und bewahrt dauerhaft wesentliche Zeugnisse österreichischer
und mitteleuropäischer Geschichte für künftige Generationen.
Durch Sicherung, Aufbewahrung und Erschließung von Verwaltungsunterlagen
gewährleistet das Staatsarchiv deren Nachvollziehbarkeit und somit
Rechtssicherheit. Beide Funktionen sind unverzichtbare Elemente einer demokratischen
Gesellschaft.
Seit Beginn der
Coronakrise wird jedoch auch bei unverzichtbaren Elemente einer demokratischen
Gesellschaft der Weg in Richtung „neuer Normalität“ nicht mehr
ausgeschlossen. Für das Staatsarchiv bedeutet das seit Monaten einen faktischen
Ausschluss der Öffentlichkeit – Die Nutzung des Forschersaals am
Minoritenplatz ist nur äußerst begrenzt nach Voranmeldung über ein
Anmeldetool möglich, einen Termin in den nächsten vier Wochen gibt es
schlicht nicht zur Auswahl:

(Online
Terminreservierung des Staatsarchivs am 21.09.2020 um 17:30 Uhr. Es gibt keinen
einzigen freien Termin im Zeitraum von 4 Wochen.)
Für die
Wissenschaft und Forschung bedeutet das einen weiteren Lockdown, da nur eine
tageweise Reservierung möglich ist und es dadurch zu ungenutzten
Vorratsreservierungen kommt.
In diesem Zusammenhang stellen
die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für EU und
Verfassung im Bundeskanzleramt folgende
ANFRAGE
- Sind Ihnen die
Unzulänglichkeiten des neuen Anmeldesystems im Staatsarchiv bekannt,
die zu einem faktischen Ausschluss der Öffentlichkeit führen?
- Wenn ja, seit
wann?
- Wenn ja,
inwiefern haben Sie darauf reagiert?
- Wenn nein, warum
nicht?
- Wie viele
Personen besuchen das Staatsarchiv und insbesondere die
Forschungssäle im Tagesdurchschnitt? (Bitte je Standort für die
Jahre 2015 bis 2020 angeben)
- Wie
entwickeln sich die Besucherzahlen der verschiedenen Standorte des
Staatsarchivs und insbesondere die Forschungssäle im Jahr 2020?
- Inwiefern
wirkt sich die COVID-19 Krise auf die Besucherzahlen des Staatsarchivs und
insbesondere die Forschungssäle aus?
- Inwiefern
wirkt sich das neue Anmeldetool
auf die Besucherzahlen des Staatsarchives und insbesondere die
Forschungssäle aus?
- Wie viele Personen
besuchen das Staatsarchiv und insbesondere die
Forschungssäle seit Einführung des Anmeldetools pro Tag? (bitte
für den Forschersaal, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, den Forschersaal,
Zentralarchiv und den Bibliothekslesesaal, Zentralarchiv angeben)
- Wie verhält
sich die Besucherzahl des Staatsarchivs und insbesondere die
Forschungssäle seit Einführung des Anmeldetools im Vergleich zu
der Zeit vor der COVID-19 Krise?
- Wie viele
Beschwerden wurden an das Staatsarchiv und insbesondere die
Mitarbeiter bei den Forschungssälen im Zusammenhang
mit dem neuen Anmeldesystem herangetragen? (Bitte nach Datum der
Kontaktaufnahme gliedern)
- Wie viele
Anmeldungen über das Anmeldetool werden pro Tag zugelassen? (bitte
für den Forschersaal, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, den Forschersaal,
Zentralarchiv und den Bibliothekslesesaal, Zentralarchiv angeben)
- Nach welchen
Gesichtspunkten wurde diese Maximalbesucherzahl festgesetzt?
- Inwiefern und wann
wurde diese Zahl evaluiert und ggf. neu festgesetzt?
- Bestehen
Sonderregeln, die ausgewählten Personen einen bevorzugten Zugang zum
Staatsarchiv unter Umgehung des Anmeldetools sichern? (z.B. Professoren,
Doktoranden, oÄ.)
- Wenn ja, welche
Personen sind von der verpflichtenden Nutzung des Anmeldetools
ausgenommen?
- Wenn ja, nach
welchen Gesichtspunkten werden Personen bzw. Personenkreise
diesbezüglich bevorzugt behandelt?
- Wenn ja, warum?
- Wird Personen ohne
Internetzugang der Zugang zum Staatsarchiv verwehrt?
- Wenn ja, warum?
- Wenn nein,
inwiefern besteht hier ein Widerspruch zur Verpflichtenden Verwendung
eines Anmeldetools?
- Wie vielen
Personen wurde der Zugang zum Staatsarchiv und insbesondere den
Forschungssälen mangels eines reservierten Termins
verwehrt?
- Wie viele mit dem
Anmeldetool reservierte Termine werden nicht wahrgenommen? (Bitte in % je
Tag bzw. Woche und Standort angeben)
- Wie viele
mit dem Anmeldetool reservierte Termine werden storniert? (Bitte in % je
Tag bzw. Woche und Standort angeben)
- Erachten Sie die
Information auf der Website des Staatsarchivs über die Zugangsbeschränkungen
für barrierefrei?
- Wenn ja,
inwiefern?
- Wenn nein, was
werden Sie diesbezüglich unternehmen?
- Welche Kosten
entstehen durch das Anmeldetool des Staatsarchivs?
- Inwiefern gibt es
eine Kooperation mit der Stadt Wien hinsichtlich des Anmeldetools?
- Seit wann gibt es
eine Kooperation mit der Stadt Wien hinsichtlich des Anmeldetools?
- Inwiefern nutzt
das Staatsarchiv den Funktionsumfang des Anmeldetools?
- Ist mit dem
Anmeldetool die Einführung von kürzeren Timeslots als einer
tageweisen Reservierung möglich?
- Wenn ja, warum
wird diese Möglichkeit bislang nicht genutzt?
- Ist Ihnen die
Anfrage der Bundesräte Monika Mühlwerth, Kolleginnen und
Kollegen an den Bundeskanzler betreffend das Staatsarchiv unter Ausschluss
der Öffentlichkeit (3795/J-BR/2020) bekannt?
- Wenn ja, seit
wann?
- Wenn nein, warum
nicht?
- Wurden aufgrund
der schriftlichen Anfrage der Bundesräte Monika Mühlwerth,
Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend das Staatsarchiv
unter Ausschluss der Öffentlichkeit (3795/J-BR/2020) und der dort
angesprochenen Probleme Schritte zur Verbesserung der Situation gesetzt?
- Wenn ja, welche?
- Wenn nein, warum?