3674/J XXVII. GP

Eingelangt am 07.10.2020
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Anfrage

der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen

an den Vizekanzler und Bundesminister für Kunst‚ Kultur‚ öffentlichen Dienst und Sport

betreffend Restitution afrikanischer Kulturgüter

 

Im Weltmuseum in Wien lagern mehr als 36.000 Artefakte aus Afrika südlich der Sahara, die Sammlung Nordafrika desselben Museums enthält etwa 8.500 Artefakte und auch im Museum für Angewandte Kunst sind knapp 2.000 Objekte angesammelt.
Viele dieser Objekte haben ihren Ursprung in kolonialen Kriegen und wurden gewaltsam aus ihren Ursprungskulturen entwendet. Das Ministerium verweist in einer Anfragebeantwortung vom 11. Dezember 2019 zum Beispiel auf den kolonialen Krieg in Benin 1897. Das Ministerium stellt in seiner Anfragebeantwortung (341/AB) fest, dass es, obwohl nur für einen Teil der Objekte die Unbedenklichkeit der Herkunft garantiert werden kann, zurzeit keinerlei Partnerschaften zur Provenienzforschung und möglicher Restitution bestehen. Laut Ministerium stammen etwa 12.000 Objekte aus einer Region und wurden in einem Zeitraum angeschafft, der auf potentielle Ethikprobleme bei der Anschaffung schließen lässt; bei weiteren 5.000 Inventarnummern bedarf es einer weiteren Einschätzung der Erwerbsumstände.

In vielen afrikanischen Staaten ist ein beträchtlicher Teil der sozialen und wirtschaftlichen Probleme der ethnischen Teilung der Bevölkerung geschuldet. Darüber hinaus hat eine Milliarde Menschen in Afrika keinen Zugang zu ihrem kulturellen Erbe. Restitution von Kulturgütern, zusammen mit der Unterstützung bei der Ausbildung von Museumspersonal, wie Archivar_innen, Kurator_innen, Vermittler_innen etc., der Entwicklung und (Co-)Finanzierung von Museen sowie der Erarbeitung von Tourismuskonzepten, würde zur Identitätsstiftung und damit zum sozialen Zusammenhalt beitragen, und so einen wichtigen Beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung leisten. Auch kann sich Österreich als kulturell sensitiver Partner etablieren, was auch zukünftiger wirtschaftlicher Zusammenarbeit zuträglich sein wird.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

Anfrage:



1.    Welche Schritte wurden seitens der Regierung bzw. Ihres Ministeriums bezüglich der Restitution afrikanischer Kulturgüter bereits gesetzt?

a.    Gibt es bereits Partnerschaften zur Provenienzforschung?

                                      i.Wenn ja, welche?

                                    ii.Wenn nein, weshalb nicht?

                                   iii.Wenn nein, sind hier Vereinbarungen angedacht? Wenn ja, welche?

2.    Gibt es eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Thematik auseinandersetzt?

a.    Wenn ja, wer sind die Mitglieder?

b.    Wenn ja, wie viele Treffen fanden bereits statt?

c.    Wenn ja, welche Ziele verfolgt diese Arbeitsgruppe?

d.    Wenn ja, welche Schritte wurden bereits als Ergebnis gesetzt?

e.    Wenn ja, welche nächsten Schritte sind geplant?

f.     Wenn nein, ist die Gründung und der Einsatz einer solchen Arbeitsgruppe geplant? Wenn ja, wann und mit welchen Mitgliedern?

g.    Wenn nein, weshalb nicht? 

3.    Welche weiteren Schritte sind zur Restitution von afrikanischen Kulturgütern geplant?

a.    Welche Überlegungen gibt es seitens der Regierung zu dieser Thematik?

b.    Was sind die konkreten Ziele, um die Restitution von Kulturgütern zu sichern?