4061/J XXVII. GP

Eingelangt am 11.11.2020
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Anfrage

der Abgeordneten Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz

betreffend COVID-19: Verwirrende Datenvielfalt im Gesundheitsressort

Bei den COVID-19-Statistiken der AGES und des BMSGPK kommt es anhaltend zu gravierenden Unterschieden, obwohl beide für ihre Datenabzüge das epidemiologische Meldesystem (EMS) als Quelle angeben (1). So weist die AGES, die ihre EMS-Datenabzüge immer um 14 Uhr durchführt, kurioserweise regelmäßig weniger COVID-19-Fälle und -Genesene aus als das BMSGPK, welches seine EMS-Datenabzüge bereits am Vormittag (8 Uhr und 9:30 Uhr) durchführt. Wie kann das sein?

Doppelzählungen in der Statistik des BMSGPK?

Laut GÖG gibt es drei Möglichkeiten, wie positive Corona-Fälle in das epidemiologische Meldesystem (EMS) eingemeldet werden können, nämlich über die Arztordinationen, Krankenhäuser und Labore (2). Antigenschnelltests, die seit Ende Oktober in den Ordinationen durchgeführt werden können, benötigen bei einem positiven Testergebnis eine Bestätigung durch einen PCR-Test. Damit können für eine Person zwei positive Testergebnisse ermittelt werden, die schlussendlich beide in das EMS eingemeldet werden. Allerdings gibt nur die AGES explizit an, dass sie lediglich "laborbestätigte" Fälle zählt und somit Doppelzählungen weitgehend vermeidet.

Quelle: https://datenplattform-covid.goeg.at/EMS

Am 8.11. meldete:

· das BMSGPK in seiner Statistik (https://www.sozialministerium.at/Informationen-zum-Coronavirus/Neuartiges-Coronavirus-(2019-nCov).html):

o 8 Uhr bzw. 9:30 Uhr: 152.796 bestätigte Fälle insgesamt; 91.719 Genesene insgesamt

· die AGES in ihrer Statistik (https://covid19-dashboard.ages.at/):

o 14 Uhr: 152.508 laborbestätigte Fälle insgesamt; 73.249 Genesene insgesamt

Quellen:

(1) https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2082006-Warum-am-Dashboard-niedrigere-Infektionszahlen-stehen.html

(2) https://datenplattform-covid.goeg.at/EMS

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende       

Anfrage:

1. Wieso weist die BMSGPK-COVID-19-Statistik regelmäßig eine höhere Zahl an COVID-19-Fällen und -Genesenen aus als die AGES-COVID-19-Statistik?

2. Bei den AGES-Datenabzügen werden nur "laborbestätigte Fälle" gezählt, um Doppelzählungen zu vermeiden. Geht auch das BMSGPK bei seinen Datenabzügen mit dieser Abfragelogik vor oder werden gemeldete Fälle aus sämtlichen Quellen (Ordinationen, Krankenanstalten, Labore) gezählt?

a. Beschreiben Sie bitte die EMS-Datenabzugslogik der AGES.

b. Beschreiben Sie bitte die EMS-Datenabzugslogik des BMSGPK.

3. Wie haben sich seit 1. September die Tagesstände der AGES-COVID-19-Statistik bei folgenden Kennzahlen entwickelt? (Darstellung je Tag)

a. Bestätigte positive Fälle? (Tageswert und aufsummiert seit Beginn der Zählung)

i. Fließen bei den „laborbestätigten“ positiven Fällen mehrere positive Testergebnisse einer Person auch mehrfach in die AGES-COVID-19-Statistik ein oder wird nur das erste positive Testergebnis einer Person in die Statistik übernommen und gezählt?

b. Genesene Fälle? (Tageswert u. aufsummiert seit Beginn der Zählung)

i. Werden Personen, bei denen mehrere positive Testergebnisse in die Statistik übernommen wurden, im Anschluss in der Statistik auch mehrfach als „genesen“ gezählt?

4. Wie haben sich seit 1. September die Tagesstände der BMSGPK-COVID-19-Statistik bei folgenden Kennzahlen entwickelt? (Darstellung je Tag)

a. Bestätigte positive Fälle? (Tageswert und aufsummiert seit Beginn der Zählung)

i. Fließen bei den positiven Fällen mehrere positive Testergebnisse einer Person auch mehrfach in die BMSGPK-COVID-19-Statistik ein oder wird nur das erste positive Testergebnis einer Person in die Statistik übernommen und gezählt?

b. Genesene Fälle? (Tageswert u. aufsummiert seit Beginn der Zählung)

i. Werden Personen, bei denen mehrere positive Testergebnisse in die Statistik übernommen wurden, im Anschluss in der Statistik auch mehrfach als „genesen“ gezählt?

5. Welche Schritte setzen Sie, um Verwirrung durch unterschiedliche Datenstände bei COVID-19-Statistiken künftig zu vermeiden?

6. Effizienterer Verwaltungsvollzug durch Transparenz. Aufwand für die Anfragebeantwortung: 

a. Wie viele Personen insgesamt waren bei der Anfragebeantwortung involviert?

b. Wie viele Arbeitsstunden insgesamt fielen für die Anfragebeantwortung an? (Angabe in Halbstunden, z.B. 1,5h)

c. In welchem Ausmaß könnte eine strukturierte, laufende Datenoffenlegung (Transparenz) diesen Aufwand reduzieren? (Angabe in % und/oder Stunden)