4311/J XXVII. GP

Eingelangt am 25.11.2020
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Anfrage

der Abgeordneten Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz

betreffend COVID-19 in Alten- und Pflegeheimen

 

Die aktuelle Verschärfung der COVID-19-Situation lässt besonders Bewohner von Alten- und Pflegewohnheimen in einer vulnerablen Situation zurück. Nachdem es internationalen Berichten zufolge besonders häufig in Altersheimen zu Ansteckungen mit einer hohen Anzahl von Todesopfern gekommen ist und auch in Österreich in einzelnen Altersheimen Infizierte gemeldet wurden, kündigte Minister Anschober im April erste Testwellen in Alten- und Pflegeheimen an [1].  Wie im Rest des Landes entspannte sich die Situation in den Pflegeheimen über den Sommer, damit wurden auch die Besuchsbeschränkungen wieder gelockert [2].

Mangelhafte Schutzkonzepte für Alten- und Pflegeheime

Gleichzeitig hätte man sich erwartet, dass vom Ministerium und den Ländern Schutzkonzepte erarbeitet und umgesetzt werden. Aufgrund der geänderten Altersstruktur der COVID-19-positiven Patienten, konzentrierte sich das Ministerium aber im Sommer stärker auf Reiserückkehrer und junge Personen, für Alters- und Pflegeheime wurden offenbar keine neuen Schutzkonzepte erarbeitet. Erst Ende Oktober verkündete der Gesundheitsminister neue Maßnahmen für Alters- und Pflegeheime [3], diese sollten jedoch weiterhin von jeder Einrichtung auf individueller Basis erarbeitet werden. Das führte Anfang November etwa in Oberösterreich zu einem neuerlichen Besuchsverbot in Alters- und Pflegeheimen [4], der Personalmangel in betroffenen Häusern führte dazu, dass auch infiziertem Personal der Dienst gestattet wurde [5].

Hälfte aller COVID-19-Pflegeheimbewohner im letzten Monat verstorben

Der Mangel an Schutzmaßnahmen durch die Bundesregierung ist besonders zu hinterfragen, da bereits im Juni erhoben wurde, dass die Sterblichkeitsrate bei Infizierten Personen in Pflege- und Altersheimen weitaus höher war (26,7 %), als unter der Durchschnittsbevölkerung der Fall war (3,8 %) [6].

Vergangene Woche wurde bekannt, dass bisher 38 Prozent aller an COVID-19-Verstorbenen aus Pflegeheimens stammen. Hinzu kommt, dass 53 Prozent aller an COVID-19 verstorbenen Pflegeheimbewohner zwischen 1.10. und 12.11. verstorben sind. Wobei NÖ (91%), OÖ (82%) und das Burgenland (100%) bei dieser Quote besonders negativ hervorstechen.

Zwei Fünftel aller COVID-Verstorbenen auf Pflegeheim zurückzuführen

Die Gesamtstatistik der Todesfälle in Pflegeheimen zeigt in der Steiermark einen höheren Anteil an Todesfällen in Pflegeheimen als in anderen Bundesländern, dort kam es besonders zu Beginn der COVID-19-Pandemie vermehrt zu Infektionen in Pflegeheimen. Im Verlauf des Jahres und besonders seit Oktober veränderte diese Statistik sich allerdings dramatisch. Da es keine offensichtlichen Ursachen für diese großen Unterschiede gibt, stellen sich einige Fragen zu diesen Zahlen.

 


 

Corona-Verstorbene (bis 12.11.)

 

BL

Gesamt

davon in Pflegeheimen

Anteil: in Pflegeheimen

BGL

46

15

33%

KNT

57

0

0%

272

89

33%

247

76

31%

SBG

63

28

44%

STM

296

151

51%

Tirol

168

59

35%

VBG

57

15

26%

Wien

402

174

43%

Ö

1608

607

38%

 

Corona-Verstorbene in Pflegeheimen (bis 12.11.)

BL

in Pflegeheimen

in Pflegeheimen seit Oktober

Anteil: im Okt verstorben

BGL

15

15

100%

KNT

0

0

 

89

81

91%

76

62

82%

SBG

28

10

36%

STM

151

57

38%

Tirol

59

19

32%

VBG

15

4

27%

Wien

174

75

43%

Ö

607

323

53%

Quelle: Budgetanfragebeantwortung des BMGSPK

 

 

Quellen:

 

[1] https://www.sn.at/panorama/oesterreich/corona-alle-personen-in-altersheimen-werden-getestet-bundesweit-rueckgang-der-erkrankten-86304289

[2] https://www.gesundheit.gv.at/aktuelles/coronavirus-pflegeheime

[3] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201022_OTS0247/anschober-neue-bundesmassnahmen-sind-fix-klare-vorgangsweise-gegen-ansteckungsrisiko-bei-veranstaltungen

[4] https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2081909-Besuchsverbot-in-Altersheimen-und-Spitaelern-in-Oberoesterreich.html

[5] https://www.diepresse.com/5890800/warum-in-spitalern-und-pflegehausern-auch-corona-infizierte-arbeiten-durfen

[6] https://goeg.at/sites/goeg.at/files/inline-files/COVID-19%20in%20Alten%20und%20Pflegeheimen%20v1a.pdf

 

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

Anfrage:



1.    Wie viele Menschen sind in an COVID-19 verstorben:

a.    In Alten- und Pflegeheimen? (nach Bundesland und Kalenderwoche)

b.    Älter als 65 Jahre? (nach Bundesland, Kalenderwoche und Altersgruppen)

c.    Insgesamt? (nach Bundesland und Kalenderwoche)

2.    Wie lange vor dem Ableben wurde die Infektion der Bewohner bekannt? (nach Bundesland, Kalenderwoche und Altersgruppen)

3.    Wie viele der Infizierten Patienten wurden im Krankenhaus behandelt? (nach Bundesland und Altersgruppen)

a.    Wie viele davon benötigten eine Betreuung auf der Intensivstation? (nach Bundesland und Altersgruppen)

4.    Wie viele der verstorbenen Bewohner von Alters- und Pflegeheimen wurden von COVID-19-positivem Personal betreut? (nach Bundesland)