Eingelangt am 10.12.2020
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Anfrage
der Abgeordneten Dr.in
Petra Oberrauner, Genossinnen und Genossen
an den Bundeskanzler
betreffend: Welchen Preis hat der Deal mit Microsoft
Am 20.10.2020
verkündeten Sie auf der Website des Bundeskanzleramtes eine
„Microsoft-Investition in leistungsstarke Rechenzentrumsregion“ . In der Presseaussendung
von Microsoft liest sich im gewohnten „tech-evangelist“-Sprech,
dass das Unternehmen beinahe völlig uneigennützig zum Wohle
Österreichs und seiner BewohnerInnen agiert – das ist eher
unwahrscheinlich.
Die unterzeichnenden
Abgeordneten stellen daher nachstehende
Anfrage:
- Wo soll dieses Rechenzentrum der Firma Microsoft stehen?
- Liegen die rechtlichen Genehmigungen, insbesondere des
Landes und der Gemeinde, bereits vor? Wenn nein, wann werden sie
vorliegen?
- Investiert die Firma Microsoft tatsächliche eine Mrd.
Euro in Österreich, ohne Gegenleistung?
- Gibt es eine Vereinbarung des Bundes mit Microsoft
bezüglich der Investition und der Investitionsprämie? Wenn ja,
wie viel Investitionsprämie kann Microsoft für das Projekt in
Anspruch nehmen?
- Gibt es weitere Vereinbarungen des Bundes bezüglich
Übernahme von Garantien oder Haftungen, Förderungen,
Subventionen oder anderer Zuwendungen an die Firma Microsoft für die
Errichtung und den Betrieb dieses Rechenzentrums? Wenn ja, welchen
Inhalts? Wie hoch ist der Betrag und welcher Zeitraum ist umfasst?
- Gibt es weitere Vereinbarungen eines Landes oder von
Gemeinden bezüglich Übernahme von Garantien oder Haftungen,
Förderungen, Subventionen oder anderer Zuwendungen an die Firma
Microsoft für die Errichtung und den Betrieb dieses Rechenzentrums?
Wenn ja, welchen Inhalts, wie hoch ist der Betrag und welcher Zeitraum ist
umfasst?
- Gibt es weitere Vereinbarungen des Bundes bezüglich
der steuerlichen Behandlung der Firma Microsoft oder des Rechenzentrums?
Wenn ja, welchen Inhalts, wie hoch ist der Betrag und welcher Zeitraum ist
umfasst? Mit wie viel Millionen Euro sponsern die österreichischen
SteuerzahlerInnen dieses Microsoft-Projekt?
- Wird mit dem Bau des Rechenzentrums eine steuerliche
Betriebsstätte begründet, auf Grund der die Gewinne auch in
Österreich versteuert werden? Wenn ja, mit welchem
Körperschaftsteuereinnahmen wird seitens Österreich in den
kommenden zehn Jahren gerechnet? Wenn nein, warum nicht und warum
verzichtet Österreich auf den Gewinnbesteuerungsanspruch? Mit welchem
Umsatzsteueraufkommen wird gerechnet?
- Warum haben Sie gemeinsam mit der Wirtschaftsministerin
eine Pressekonferenz mit Microsoft im Bundeskanzleramt gegeben? Wie viel
hat diese Veranstaltung gekostet? Warum wurde die PK nicht in den
Räumlichkeiten von Microsoft abgehalten?
- Sieht das zukünftige IT-Konzept der Bundesregierung
auf Grund der Investition von Microsoft in den Standort (bzw. dieses
Rechenzentrum) in Österreich für die Zukunft verstärkte
Beschaffungsaktivitäten mit diesem Unternehmen vor?
- Welche Vereinbarung wurde mit Microsoft bezüglich des
Software- und Hardwareeinsatzes getroffen? Welche Kosten fallen dafür
in den kommenden zehn Jahren an?
- Werden andere Ministerien in Zukunft verstärkt
Software, Hardware oder Dienste von Microsoft in Anspruch nehmen? Welche
Kosten fallen dafür je Ministerium innerhalb der kommenden zehn Jahre
an?
- Werden insbesondere datenschutzrechtlich kritische Daten
der ÖsterreicherInnen in Zukunft auf diese Server des Unternehmens
(Cloud) gespeichert werden? Welche Kosten fallen dafür an? Wurden
gesonderte Vereinbarungen getroffen, das DSG und die DSGVO nicht einhalten
zu müssen oder verstärkt einhalten zu müssen? Weichen diese
Vereinbarungen von den üblichen AGB des Unternehmens für die
Inanspruchnahme der Cloud und Softwaredienste ab, wenn ja, in welchen
Punkten (bitte um die inhaltlichen Details der Vereinbarung)?
- Ist in der Vereinbarung enthalten, dass die kritische
Infrastruktur des Bundes, der Länder und Gemeinden verstärkt in
die Cloud von Microsoft gezogen werden soll (z.B. Landesverteidigung,
Schulen, Universitäten, Finanzverwaltung, Sozialversicherung, ELAK,
Gesundheitsdaten, innere Sicherheit, etc.)? Wenn ja, welche dieser Daten
der öffentlichen Hand werden in Zukunft dort gespeichert?
- Gibt es eine Vereinbarung, dass die Daten in
Österreich gespeichert bleiben müssen? Wenn ja, ist
österreichisches Recht anwendbar?
- Wer ist Eigentümer der Daten?
- Ist es zutreffend, dass US-amerikanische Unternehmen auf
Grund der nationalen Rechtslage in den USA verpflichtet sind, den
US-amerikanischen Geheimdiensten Zugang zu den Daten ihrer nicht
US-Kunden, die auf Grund des Service/Dienst-angebotes dieses
US-Unternehmens bei diesen gespeichert sind, aus nachrichtendienstlichen
Gründen zu gewähren (FISA), wie ist die rechtliche Grundlage
hierfür? Auf welche Weise wird sichergestellt, dass die von
ÖsterreicherInnen in dieser Microsoft-Cloud (Rechenzentrum
Österreich) gespeicherten Daten, von US-Regierungsbehörden
(welcher Art auch immer) nicht als Einzeldaten, teilweise oder zur
Gänze abgegriffen werden können?
- Gibt es eine Vereinbarung zwischen der
Bundesbeschaffungsagentur und Microsoft (oder eine Rahmenvereinbarung)
über einen bestimmten Zeitraum ausschließliche
Software-/Hardware der Firma Microsoft für die öffentliche Hand
zu beschaffen? Wenn ja von wann ist diese Vereinbarung? Gab es eine
Ausschreibung? Wer waren die weiteren Anbieter? Welche Gründe gaben
den Ausschlag für Microsoft? Welchen Zeitraum betrifft die
Vereinbarung, welche Software-/Hardwarekomponenten, welche Anzahl und zu
welchem Preis?
- Ist ein Exklusivrecht für den Einsatz von Microsoft
Software-/Hardware vorgesehen, wenn ja, welchen Inhalts (z.B. Ausschluss
des Einsatzes von Open-Source-Software)?
- In welcher Form passt dieses Cloudprojekt in die
europäische Datenstrategie?
- In welcher Form passt dieses Cloudprojekt in die
österreichische Cloudstrategie?
- Wie viel kostet dieses Mircrosoft-Rechenzentrum den
Österreichischen Steuerzahler im Lauf der nächsten zehn Jahre
inklusive „Nebengeräusche“ (Hardware/Software-Vereinbarungen,
Sondervereinbarungen zu öffentlichen Gebühren, Abgaben, Steuern,
Sozialversicherungs- und Kommunalabgaben)? Bitte um detaillierte
jährliche Auflistung je Posten.
- Microsoft kündigt in seiner Presseaussendung vom 20.
Oktober 2020 zudem ein neues Center of Digital Excellence an. Ziel dieses
Centers soll die Modernisierung der IT-Infrastruktur und der
öffentlichen Regierungsdienste sowie die Förderung von
Industrieinnovationen in Österreich sein. Sind von Seiten der
Bundesregierung entsprechende Modernisierungen der öffentlichen
Regierungsdienste geplant, wenn ja, welche? Welche dieser Modernisierungen
sollen von Microsoft durchgeführt werden? Gab es eine Ausschreibung?
Wer waren die weiteren Anbieter? Welche Gründe gaben den Ausschlag
für Microsoft? Zu welchem Preis sollen die Modernisierungen
durchgeführt werden?