4583/J XXVII. GP
Eingelangt am 11.12.2020
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ANFRAGE
des Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Mag. Gerald Hauser
und weiterer Abgeordneter
an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus
betreffend Preisverfall in der Corona-Krise VI
Die von der Bundesregierung beschlossenen Einschränkungen brachten den Tourismus und die Gastronomie als bedeutende Abnehmer landwirtschaftlicher Produkte voraussichtlich bis zum 7. Jänner 2021 weitgehend zum Stillstand, wodurch auch die Nachfrage nach bestimmten Agrarprodukten stark sank. Die teilweise höhere Nachfrage der Konsumenten konnte diesen Verlust nicht ausgleichen. Dennoch versorgen die Lebensmittelproduzenten trotz Krise die Bevölkerung mit hochwertigen und sicheren Nahrungsmitteln. Selbst sind sie vielerorts auf der Strecke geblieben.
Die Handelsbeziehungen und Lieferbedingungen zwischen der Landwirtschaft und den Lebensmittelunternehmen müssen so gestaltet werden, dass alle Beteiligten kostendeckend arbeiten und von ihrer Arbeit gut leben können. Derzeit ist es nicht der Fall und dieser Umstand ist langfristig nicht tragbar. Durch eine mögliche zukünftige Krise (es wird bereits die dritte Welle heraufgeschworen) entstehenden Kosten sollen nicht allein die Bäuerinnen und Bauern tragen.
Die Milch erlebte in der Pandemie ein regelrechtes Up and Down. Nach den ersten Hamsterkäufen, wo die Nachfrage stieg, musste der Milchsektor mit Exportprobleme nach China fertig werden. Dann fiel auch die Inlandnachfrage, nicht nur weil die Vorräte aus den Hamsterkäufen aufgebraucht werden mussten, auch die Kaufkraft der Bevölkerung sank wegen der Kurzarbeit und den vielen Kündigungen. Dazu spürt auch der Milchsektor die fehlende Nachfrage der Gastronomie. Die sinkende Kaufkraft und fehlende Großabnehmer bescherten der Milchwirtschaft sinkende Preise.
„Die Rabobank hat ihre Preis-Prognosen für Milch und Milchprodukte deshalb deutlich nach unten angepasst, damit diese die vollen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise widerspiegeln. Die Preisprognosen einiger Milchprodukte liegen jetzt rund 30 Prozent unter dem Preisniveau von vor der Covid-19-Pandemie. […] Die Basisprognose der Rabobank geht davon aus, dass der globale Handel mit wichtigen Milchprodukten wie Magermilchpulver (SMP), Vollmilchpulver (WMP) und Käse im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 11 Prozent,13 Prozent und 5 Prozent sinken wird. Aufgrund eines starken Import-Rückgangs Chinas, werden die Export ins Reich der Mitte von SMP und WMP bis 2020 voraussichtlich um 28 Prozent zurückgehen. Nach China werden der Nahe Osten und Nordafrika die nächstgrößten Rückgänge bei den Milchimporten verzeichnen.“[1]
Weitere Auswirkungen der Corona-Krise auf dem Agrarmarkt und beim Absatz von Lebensmitteln sind Logistikprobleme aufgrund von Grenzschließungen sowie der Einfluss auf die Produktion durch veränderte Verfügbarkeit von Arbeitskräften bzw. Saisonarbeiter, Produktionsmittel wie Düngemittel, Pflanzenschutzmitteln, Saatgut oder Futtermittel.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus folgende
Anfrage
1. Wie hat sich die Corona-Krise auf die Milcherzeugerpreise ausgewirkt? (bitte um Aufstellung nach Monaten in absoluten Zahlen sowie in Prozent)
2. Wie hat sich die Corona-Krise auf die Milchendverbraucherpreise ausgewirkt? (bitte um Aufstellung nach Monaten in absoluten Zahlen sowie in Prozent)
3. Wie haben sich die Kosten der Milchbauern in der Corona-Krise entwickelt?
4. Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um den Milchbauern in der Corona-Krise zu helfen?
5. Wie beurteilt das Bundesministerium die wirtschaftliche Situation der Milchbauern?
a. Wie sind die Prognosen für die Erzeugerpreise in den nächsten drei Jahren?
6. Wie hat sich die Corona-Krise auf die Erzeugerpreise für Milchprodukte in der Direktvermarktung ausgewirkt? (bitte um Aufstellung nach Monaten in absoluten Zahlen sowie in Prozent)
7. Wie haben sich die Kosten der Direktvermarkter diverser Milchprodukte in der Corona-Krise entwickelt?
8. Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um den Direktvermarktern in der Corona-Krise zu helfen?
9. Ist die Stabilität am Milchmarkt weiterhin gegeben?
10. Was unternimmt das Bundesministerium, um die Billigimporte von Butter zu unterbinden und die heimische Butterproduktion zu stärken?
11. Wie wirkt sich das Milchbauernsterben auf die Unterversorgung mit Butter aus?
12. Wie viele Butterproduzenten gibt es aktuell in Österreich?
13. Welche Molkereien erzeugen Butter, welche Kapazitäten haben diese und wieviel erzeugen diese momentan?
14. Welche Maßnahmen wurden gesetzt, um die Selbstversorgung mit Butter zu erreichen?
a. Haben sich diese Maßnahmen bereits positiv ausgewirkt?
b. Sind weitere Maßnahmen geplant?
c. Wann ist mit der 100%-igen Selbstversorgung zu rechnen?
15. Wie viele Milchbauern gab es 1990, im Jahr 2000, im Jahr 2010 und im Jahr 2020?