5047/J XXVII. GP

Eingelangt am 20.01.2021
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Anfrage

 

der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Mag. Verena Nussbaum
und GenossInnen

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend „Corona-Kommunikation“ für sehbehinderte und blinde Menschen

 

Für blinde, sehbehinderte und taubblinde Menschen ist die Corona-Pandemie doppelt schwierig: mit eingeschränktem/fehlenden Sehvermögen sind notwendige Abstände schlecht einschätzbar; viele Betroffene sind darauf angewiesen, unterwegs geführt zu werden oder anderweitig Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Die Maske schränkt zusätzlich in ihrer Wahrnehmung ein. Beim Einkaufen ist oft Nähe zum Verkaufspersonal nötig, um nach Produkten zu fragen oder sich beim Bezahlvorgang helfen zu lassen. Viele blinde und sehbehinderte Menschen sind auf die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln angewiesen und kommen damit oft mit anderen Menschen in engen Kontakt, was die Ansteckungsgefahr zusätzlich erhöht.

Blinde oder Menschen mit Sehbehinderungen werden aufgrund der Pandemie von der gesellschaftlichen Teilhabe stärker ausgegrenzt als je zuvor. Die Folgen sind soziale Isolation und eine Verschlechterung der körperlichen und seelischen Gesundheit. Konzepte, wie Menschen mit Behinderungen weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, gibt es bis heute keine.

Information ist ein ganz wesentliches Element zur wirksamen Bekämpfung bzw. zur Eindämmung der Pandemie; dazu gehört die Umsetzung der gültigen Corona-Regelungen ebenso wie die Immunisierung der in Österreich lebenden Bevölkerung. Diese Information und klare Kommunikation muß alle Menschen in Österreich – also auch sehbehinderte, blinde oder taubblinde Personen - niederschwellig und barrierefrei erreichen.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher nachstehende

 

Anfrage:

1.    Welche Strategie verfolgt Ihr Ressort um sicherzustellen, dass Informationen zu den wichtigen Aspekten der Pandemiebekämpfung auch für sehbehinderte, blinde und taubblinde Menschen leicht zugänglich sind?

2.    In welcher Form stellt Ihr Ressort sicher, dass für sehbehinderte, blinde und taubblinde Personen ein barrierefreier Zugang zu corona-relevanten Webseiten und mobilen Anwendungen besteht? Werden Informationen im Großdruck, in taktiler Form, in barrierefreier Multimediaform, akustisch und in einfacher Sprache bereitgestellt? Welche Hotlines stehen für diese Bevölkerungsgruppe zur Verfügung?

3.    Welche Maßnahmen zum barrierefreien Zugang für sehbehinderte, blinde und taubblinde Personen gibt es in den Bundesländern, wenn bundesrechtliche Regelungen, wie beispielsweise das Epidemie Gesetz, umzusetzen sind (mittelbare Bundesverwaltung)? Gibt es entsprechende Absprachen bzw. Vorgaben durch den Bund? Wenn nein, warum nicht?

4.    Welche Strategien und Maßnahmen zum barrierefreien Zugang zu Corona-relevanten Informationen gibt es für sehbehinderte, blinde und taubblinde Personen in den Städten, insbesondere den Landeshauptstädten? Gibt es Absprachen bzw. Vorgaben durch den Bund oder durch das jeweilige Land?

 

5.    Welche Strategien und Maßnahmen zum barrierefreien Zugang zu Corona-relevanten Informationen gibt es für sehbehinderte, blinde und taubblinde Personen in den Gemeinden? Gibt es Absprachen bzw. Vorgaben durch den Bund bzw. durch das jeweilige Bundesland? Wenn nein, warum nicht? Welche diesbezüglichen Initiativen gibt es durch die Gemeinde- und Städteverbände?

6.    Wer ist auf Bundesebene für die Koordination der „Corona-Information“ für sehbehinderte, blinde und taubblinde Personen zwischen den Gebietskörperschaften unter Einbeziehung der Interessensvertretungen (BSVÖ) verantwortlich? Wer in Ihrem Ressort? Welche Tätigkeiten wurden hier in den letzten Monaten gesetzt?

7.    Seit wann bieten Sie auf der Website Ihres Ressorts barrierefrei zugängliche „Corona-Informationen“ für sehbehinderte, blinde und taubblinde Personen an?

8.    Welche konkreten „Corona-Informationen“ für sehbehinderte, blinde und taubblinde Personen wurden/werden dabei angeboten (bitte um Aufschlüsselung nach Themen)?

9.    Gibt es für sehbehinderte, blinde und taubblinde Personen auch VertreterInnen, die für Behörden ihres Ressorts als eine Art „CORONA-Informationsbeauftragte“ tätig sind und diese Zielgruppe betreuen?

10. Gibt es auch spezifische Informationsangebote für sehbehinderte, blinde und taubblinde Personen als Antwort auf Gerüchte und Fehlinformationen?
a) Wenn ja, in welche konkret?
b) Wenn nein, warum nicht?

11. In welcher Form werden sehbehinderte, blinde und taubblinde Personen über die Möglichkeit von Corona-Tests bzw. über die Corona-Schutzimpfung informiert?

12. Wird dafür Sorge getragen, dass die Anmeldeprozesse zur Testung bzw. zur Impfung bzw. das Abrufen von Testergebnissen in auch für sehbehinderte, blinde und taubblinde Personen zugänglichen Formaten zur Verfügung stehen?