5291/J XXVII. GP

Eingelangt am 10.02.2021
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Anfrage

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Bildung‚ Wissenschaft und Forschung

betreffend Lehramt Masterpraktikum und Induktionsphase

 

Im Zuge der Reform des Lehramtsstudiums und des Lehrer_innendienstrechts wurde das einjährige Unterrichtspraktikum zwischen Studium und Berufstätigkeit abgeschafft. Ersetzt wurde es einerseits durch Praktika im Masterstudium und andererseits durch die Induktionsphase im ersten Berufsjahr.

Die Fähigkeit eines Lehrers / einer Lehrerin, einen gelingenden Unterricht zu gestalten, hängt in hohem Ausmaß nicht nur von seiner/ihrer theoretischen Ausbildung, sondern insbesondere auch von der praktischen Erfahrung und ihrer Reflexion ab. Realitätsnahe Unterrichtserfahrung im Zuge der Ausbildung ist daher von hoher Bedeutung für die zukünftige Unterrichtsqualität und Arbeitszufriedenheit der Nachwuchs-Lehrkräfte. 

Die Bedingungen, unter denen Praktika im Lehramtsstudium und die Induktionspha- se durchgeführt werden, geben Grund zur Sorge.

So wird von Lehramtsstudierenden oft berichtet, dass Praktika im Team mit anderen Studierenden absolviert werden, sodass die Unterrichtszeit der einzelnen Studierenden äußerst bescheiden ausfällt und keine realitätsnahe Unterrichtssituation entsteht. Weiters wird berichtet, dass ein grober Mangel an praktikumsbetreuenden Leh-rer_innen herrscht, da diese nicht oder zu wenig dafür bezahlt werden, Prakti-kant_innen zu betreuen. 

Die Induktionsphase wiederum leidet darunter, dass sie im Vergleich zum früheren Unterrichtspraktikum mit einem größeren Stundenausmaß bis zu einer vollen Lehrverpflichtung verbunden ist. Für Berufseinsteiger_innen bedeutet die Unterrichtsvorbereitung ohnehin einen größeren Zeitaufwand als für erfahrene Lehrpersonen. Dazu kommt nun noch der Aufwand der Induktionsphase (Mentoring, Lehrveranstaltungen), wodurch die Qualität leidet und die Gefahr der Überforderung steigt. 

Hinzu kommt, dass aufgrund des Lehrkräfte-Mangels in manchen Unterrichtsfächern Studierende üblicherweise schon während des Bachelorstudiums mit Sonderverträgen an die Schulen geholt werden. Diese werden als vollwertige Lehrpersonen eingesetzt und nicht durch Mentoring begleitet, da das Mentoring fix mit der Induktionsphase verbunden ist und diese erst nach Abschluss des Bachelorstudiums absolviert werden kann. Der eigentliche Berufseinstieg erfolgt hier also unbegleitet. 

In diesen Fällen, und in allen Fällen in denen der Berufseinstieg zwischen Bachelorstudium und Masterstudium erfolgt, kommt auch das Masterpraktikum zu spät, um auf den Berufseinstieg vorzubereiten. Außerdem ist es vom Umfang her nicht mit dem Unterrichtspraktikum zu vergleichen, da es auf ein Semester beschränkt ist. Und selbst die Vorgabe, ein Semester lang etwa 5 Stunden pro Woche selbst zu unterrichten, wird in der Praxis noch unterschritten, indem bei einem Mangel an Praktikumsplätzen Alternativen wie "Teamteaching Praktika" angeboten werden, die die Unterrichtszeit massiv verkürzen. 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

A) Masterpraktikum

1.    Welchen Umfang (ECTS) hat das Praktikum im Lehramt-Masterstudium und wie viele Stunden selbstständige Unterrichtstätigkeit im Klassenraum sind damit verbunden?

a.    Ist der Umfang für alle Lehramtsstudien und Unterrichtsfächer an allen PH und Unis gleich bemessen?

b.    Wenn nein, in welcher Bandbreite bewegen sich ETCS und Unter-richtsstunden jeweils?

2.    Welche anderen „pädagogischen Aufgaben“ können Studierende sich anstelle von selbstständigem Unterricht für das Masterpraktikum anrechnen lassen?

3.    Wie viele Lehramt-Masterstudierende gab es im Schuljahr/Studienjahr 2019/20 in Österreich? Bitte um Aufschlüsselung nach Ausbildungsverbünden (Nord-Ost, Süd-Ost, Mitte, West) und Studienrichtungen (Lehramt Primarstufe, Lehramt Sekundarstufe).

4.    Wie viele Praktikumsplätze für das Masterpraktikum standen im Schul-      jahr/Studienjahr 2019/20 in Österreich zur Verfügung?

a.    Bitte um Aufschlüsselung nach Ausbildungsverbünden (Nord-Ost, Süd-Ost, Mitte, West) und Studienrichtungen (Lehramt Primarstufe, Lehramt Sekundarstufe)

b.    Bitte weiters um Aufschlüsselung der Praktikumsplätze für Lehramt Sekundarstufe nach Plätzen an Höheren Schulen und Plätzen an Mittelschulen.

5.    Liegen dem BMBWF Zahlen vor, wie viele dieser Praktika Einzelpraktika waren und wie viele davon Gruppenpraktika mit reduzierter Unterrichtszeit des/der Einzelnen? 

a.    Wenn ja, wie ist österreichweit das Verhältnis zwischen Einzelpraktika und Gruppenpraktika?

b.    Wenn nein, ist geplant, diese Zahlen in Zukunft zu erheben, um ggf. steuernd eingreifen zu können?

6.    Wie werden die Betreuungslehrer und Betreuungslehrerinnen für das Praktikum bisher entlohnt?

a.    Ist geplant, an der Entlohnung etwas zu ändern, um mehr Betreuungslehrer_innen und somit mehr Praktikumsplätze zu gewinnen?

7.    Wie ist die Bereitstellung von Praktikumsplätzen organisiert?

a.    Welche Rolle nehmen dabei die ausbildende Hochschule und die Bildungsdirektion jeweils ein?

b.    Wer trägt die Letztverantwortung dafür, dass Studierende die im Studienplan vorgesehenen Praktika in vollem Umfang absolvieren können?

B) Induktionsphase

1.    Wurde zur Umstellung vom Unterrichtspraktikum zur Induktionsphase eine Begleitstudie durchgeführt, um die Auswirkungen der Veränderung zu erheben?

a.    Wenn ja, wo sind die Ergebnisse einsehbar?

b.    Wenn nein, warum nicht? 

2.    Ist im laufenden oder kommenden Schuljahr eine umfassende Evaluierung der  Induktionsphase vorgesehen, insbesondere auch in Hinblick auf die Aspekte der Unterrichtsqualität und der Burn-out-Prävention?

3.    Wie werden Lehrer_innen mit Sonderverträgen (z.B. Lehramtsstudierende) derzeit in den Beruf eingeführt?

a.    Ist geplant, auch diese Berufseinsteiger_innen künftig mit Mentoring zu begleiten?

b.    Wenn nein, warum nicht?

4.    Wie werden Quereinsteiger_innen sowie Fachpraktiker_innen und Fachtheoretiker_innen (an BHMS) derzeit in den Beruf eingeführt?

a.    Ist geplant, auch diese Berufseinsteiger_innen künftig mit Mentoring zu begleiten?

b.    Wenn nein, warum nicht?

5.    Wie viele Mentor_innen stehen derzeit zur Verfügung und wie viele werden noch benötigt, um den gesamten Bedarf abzudecken? Bitte um Nennung der Gesamtanzahl sowie Aufschlüsselung nach Primarstufe/Sekundarstufe und Bundesländern. 

6.    Wie werden die Mentorinnen und Mentoren bisher entlohnt?

a.    Ist geplant, an der Entlohnung etwas zu ändern, um mehr Mentorinnen und Mentoren zu gewinnen?