5309/J XXVII. GP

Eingelangt am 11.02.2021
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Peter Wurm

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

betreffend die Zerstörung des neubarocken Festsaals im ehemaligen Hotel Europa

 

Der Verlust des traditionsreichen neubarocken Festsaals im ehemaligen Hotel Europa ist mehr als nur bedauerlich für Österreich. „Man hätte alles unternehmen müssen, dass dieser Saal erhalten bleibt, auch das Denkmalamt hätte früher einschreiten müssen“, so der freiheitliche Vizebürgermeister Markus Lassenberger.

 

1989 übernahm der mittlerweile verstorbene Tiroler Otto Plattner mit seiner Lebensgefährtin Doris Kittler das Hotel Europa in Innsbruck. Verkauft wurde das Haus im Jahr 2007 allerdings wieder. Über die aktuellen Entwicklungen zeigt sich die Ex-Hotel-Direktorin „unendlich erschüttert“.

 

Der Saal sei durch die Haager-Konvention geschützt. Das heißt: Würde etwa ein Krieg ausbrechen, müsste das Objekt vom Militär geschützt werden. „Das wurde vom Denkmalamt erteilt. Dass man den Barocksaal direkt unter Denkmalschutz stellt, wurde vom Denkmalamt verabsäumt“, teilt Doris Kittler mit. Eine Tatsache, die für sie nur schwer greifbar ist: „Wenn man bedenkt, welche unsinnigen Gebäude unter Denkmalschutz stehen, der Barocksaal aber nicht, fehlt mir jegliches Verständnis dafür“, verdeutlicht Kittler.“ (Kronen Zeitung vom 22.01.2021)

 

Aktuell läuft eine Prüfung zur Zerstörung des Barocksaals, die Tiroler Tageszeitung berichtete am 03. Februar 2021 folgendes:

 

„Nach der Zerstörung des neubarocken Festsaals im ehemaligen Hotel Europa, der tirolweit für Empörung sorgte, fordert die Stadt Innsbruck umfassende Aufklärung über die entsprechende Auftragsvergabe.

 

"Was geschehen ist, können wir nicht mehr rückgängig machen", so BM Georg Willi (Grüne). Wohl aber gelte es, für vollständige Aufklärung zu sorgen, Fehlinformationen aufzudecken und die Verantwortlichen auszumachen. "Eine solche Tat darf keinesfalls ohne ernsthafte Folgen bleiben." Um rechtliche Fragen und zeitliche Abläufe zu klären, haben drei städtische Ämter einen Fragenkatalog aus dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Wohnbau und Projekte beantwortet.

 

Der Kaufvertrag wurde demnach laut Grundbuch am 17. November unterfertigt, ab Ende November waren die Käufer im Besitz der Immobilie. Zum Zeitpunkt der Zerstörung, die laut Bericht des Bundesdenkmalamtes (BDA) im Dezember vollendet worden sein dürfte, stand das Objekt somit im Eigentum der Carl Ludwig Immobilien GmbH.

 

Laut Bau-und Feuerpolizei waren die Arbeiten - alle Stuckverzierungen wurden entfernt und offensichtlich über das Fenster in den Innenhof geworfen - weder anzeige- noch bewilligungspflichtig. Eine Unterschutzstellung bestand, wie berichtet, nicht.

 

Bereits im Herbst 2020 habe sich das Amt für Stadtplanung, Stadtentwicklung und Integration beim BDA über den Schutz des Barocksaals erkundigt und bei der Recherche von Planunterlagen unterstützt, betont die Stadt. Das Amt habe sich "im Rahmen des Möglichen engagiert", betont Willi, der auch auf die im November-Gemeinderat beschlossene, am 11.12. in Kraft getretene Bausperre verweist. Weitere Schritte sollen nun in der nächsten Ausschusssitzung beraten werden. (TT)“

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport folgende

 

ANFRAGE

 

1.      Was haben die bisherigen Prüfungen des Bundesdenkmalamtes im Zusammenhang mit der Zerstörung des neubarocken Festsaals im ehemaligen Hotel Europa ergeben?

2.      Gegen welche Normen des Denkmalschutzgesetzes ist im Zusammenhang mit der Zerstörung des neubarocken Festsaals im ehemaligen Hotel Europa verstoßen worden?

3.      Welche Rolle spielte die Stadtgemeinde Innsbruck als Baupolizeibehörde im Zusammenhang mit der Zerstörung des neubarocken Festsaals im ehemaligen Hotel Europa?

4.      Wurden Sie als zuständiger Kunst- und Kulturminister durch die Stadt Innsbruck, insbesondere Ihren Parteifreund und Bürgermeister Georg Willi, über die Zerstörung des neubarocken Festsaals im ehemaligen Hotel Europa informiert?

5.      Wenn ja, zu welchem Zeitpunkt?