5394/J XXVII. GP
Eingelangt am 16.02.2021
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Anfrage
der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz
betreffend SARS-CoV-2 Sequenzierungen
Die Ausbreitung von Virusvarianten von SARS-CoV-2 muss durch engmaschige molekulargenetische Analysen des viralen Genoms in positiven Proben (Sequenzieren) genau beobachtet werden. Die EU-Kommission empfahl den Mitgliedsstaaten daher, mindestens fünf bis zehn Prozent aller positiven Proben zu sequenzieren, Österreich verfehlt diese Zielvorgaben bei Weitem.
Geht es allerdings nach Landeshauptmann Günther Platter, ist dieser Umstand zumindest in Tirol, größter Hotspot der ansteckenderen südafrikanischen Variante B1.351 außerhalb Südafrikas mit zumindest einer escape Mutation im Spike-Protein, kein Problem. „Ich behaupte, wir sind das erste Bundesland, das mit diesen Sequenzierungen begonnen hat“, meinte er am 4. Februar 2021. Es werde zudem „täglich evaluiert“, welche Auffälligkeiten es gebe, wird er in der Tiroler Tageszeitung weiter zitiert. https://www.tt.com/artikel/17812971/platter-gegen-isolation-tirols
Wenn es um die Rückverfolgung von Ansteckungsketten geht, spielt es eine große Rolle, ob PCR-positive Proben aufgehoben werden. Das würde u.a. auch die Klärung der Frage eröffnen, ob golfspielende Hoteliers die B1.351-Mutation nach Österreich gebracht haben oder nicht.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
1. Österreich hat einen Rahmenvertrag mit der Firma Synlab mit Hauptsitz in Deutschland, die human- und veterinärmedizinische Labordienstleistungen anbietet. Das Unternehmen bietet in seinen Labors ebenso Next-Generation Sequencing an.
a. Schickt das Bundesland Tirol Proben zur Sequenzierung an Labore der Firma Synlab in Deutschland?
b. Schickt das Bundesland Tirol auch Proben zur Sequenzierung an die AGES, obwohl es einen Vertrag mit Laboren im benachbarten Bayern gibt? Warum?
2. Seit wann werden SARS-CoV-2-positive Proben in Österreich sequenziert?
a. Bitte um Übermittlung der Anzahl der sequenzierten Proben pro Monat seit Beginn der Sequenzierungen.
i.Wie vielen Prozent der positiven Proben entspricht dies pro Monat und Gesamt?
ii.Wann wird Österreich die Zielvorgabe der EU-Kommission, zumindest fünf bis zehn Prozent der positiven Proben zu sequenzieren, erreichen?
b. Auf wessen Initiative hin wurden diese Sequenzierungen ursprünglich begonnen?
i.Wann ist das BMSGPK bzw. die AGES in diesen Prozess eingestiegen?
3. Hat das Bundesland Tirol früher zu sequenzieren begonnen als andere Bundesländer?
a. Wenn ja, wann genau?
b. Wenn ja, warum begann man zuerst in Tirol zu sequenzieren und auf wessen Anweisung hin?
c. Wann wurde mit der Sequenzierung von Proben aus anderen Bundesländern begonnen? Bitte um Auflistung des Startdatums und Anzahl der durchgeführten Sequenzierungen pro Monat pro Bundesland.
d. Wann wurde die Variante B1.351 in Tirol erstmals identifiziert?
4. Welche Einrichtungen führen die Sequenzierungen in Österreich durch? Bitte um Auflistung nach Bundesland.
5. Wie funktioniert die Verrechnung dieser Sequenzierungen?
a. Kosten in welcher Höhe fallen für die Sequenzierung pro Probe an?
b. Kosten in welcher Gesamthöhe fielen bisher für die Sequenzierungen an?
c. Welchen Teil trägt die AGES? Welchen Teil trägt das BMSGPK?
6. Soll weitere Infrastruktur für die Sequenzierung von positiven Proben angeschafft werden?
a. Wenn ja, welche und Investitionen in welchem Ausmaß werden getätigt?
b. Wenn nein, warum nicht?
7. Werden positive Proben in Österreich für eine Sequenzierung zu einem späteren Zeitpunkt aufbewahrt?
a. Wenn ja, für wie lange werden sie aufbewahrt?
b. Wurden Labors/Krankenhäuser/Ärzt_innen angewiesen, Proben nicht aufzubewahren?
i.Von wem kam die Anweisung?
ii.Um Proben aus welchen Bundesländern handelt es sich?
iii.Wann wurden diese Proben genommen?
iv.Wann hätten diese Proben sequenziert werden sollen?
8. Wer erhält die Sequenzierungsdaten? Gibt es hier Kooperationen mit Impfstoffherstellern?