5613/J XXVII. GP

Eingelangt am 26.02.2021
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Anfrage

der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Landwirtschaft‚ Regionen und Tourismus

betreffend Dekarbonisierung der österreichischen Landwirtschaft

 

Die Klimakrise stellt die wohl größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts für die Republik Österreich dar und sowohl die Anpassung daran als auch die Bekämpfung davon wird die Landwirtschaft in den nächsten Jahrzehnten deutlich prägen.

Im Regierungsübereinkommen 2020-2024 setzt sich die Bundesregierung das Ziel, bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen und Österreich als Vorreiternation in Europa zu positionieren. Obwohl hiezu Maßnahmen zur Verbesserung der Treibhausgasbilanz in allen Bereichen der Gesellschaft und Wirtschaft notwendig sind, stagnieren die THG-Emissionen (gemessen in CO2-Äquivalenten) in der österreichischen Landwirtschaft. Im Regierungsübereinkommen finden sich auch keine nennenswerten Informationen darüber, wie in diesem Bereich Emissionsreduktionen erreicht werden sollen.

Laut Klimaschutzbericht 2019 des Umweltbundesamts ist die Landwirtschaft für 10% der österreichischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Davon entfallen 114,49 kt auf Kohlendioxid (CO2), 188,32 kt auf Methan (CH4) und 8,34 kt auf Distickstoffoxid (Lachgas - N2O).

Vor allem die Methanemissionen aus der Tierhaltung und die Emission von Distickstoffoxid durch Düngung stellen aufgrund ihres hohen Treibhauspotentials (weit höher als jenes von CO2) ein großes Problem dar. Methan ist vor allem auf kurze Sicht ein entscheidendes Treibhausgas, während Distickstoffoxid sehr reaktionsträge ist und dadurch langfristig zu einer starken Erhitzung der Atmosphäre beiträgt.

Wenn man diese Faktoren mit einbezieht und die Werte zur Berechnung der Klimawirksamkeit von Treibhausgasen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (FCCC) anwendet, erhält man die Werte von Methan und Lachgas in CO2-Äquivalenten. Diese betragen dann für Methan 4.708 kt CO2-Äquivalente und für Lachgas 2.485,32 kt CO2-Äquivalente. Die beiden Gase sind also für mehr als 98% des Treibhauseffekts der Gase verantwortlich, die durch die Landwirtschaft ausgestoßen werden. Eine Reduktion ist unabdingbar für das Erreichen der Klimaneutralität.

In der Viehhaltung liegt dabei das größte Potenzial: 4,7% der gesamten österreichischen Treibhausgasemissionen stammen aus der Fermentation in Rindermägen. Eine Reduktion dieser Emissionen kann einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der gesteckten Ziele leisten, während die bisher selbst auferlegten Emissionsziele stets überschritten wurden (2017 um 300 kt CO2-Äquivalente). Durch die hohe langfristige Klimawirksamkeit, die Distickstoffoxid (Lachgas) entfaltet, sind auch in diesem Bereich Maßnahmen notwendig, um das gesteckte Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.

Aus der Anfragebeantwortung 1009/AB 2020 geht hervor, dass das die Bundesregierung bzw. das BMLRT zwar in einigen dieser Bereiche - lobenswerterweise - Maßnahmen setzt und Studien eingeleitet hat, allerdings fehlt eine umfassende Gesamtstrategie, wie die Landwirtschaft 2040 klimaneutral gestaltet werden soll und in welchen Bereichen bis zu welchem Zeitpunkt welche Emissionsersparnisse erreicht werden sollen.

Allerdings haben die Regierungsfraktionen, mit Verweis auf entsprechende Klimaschutzpläne des Ministeriums, bisherige NEOS Anträge betreffend die CO2 Speicherfunktion der Landwirtschaft (863/A(E)) oder die Schaffung einer Dekarbonisierungsstrategie für die Landwirtschaft bis 2040 (1203/A(E)) im Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft vertagt. Details hiezu sind jedoch nicht bekannt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

1.    Wird das BMLRT bzw. die Bundesregierung Dekarbonisierungsstrategie für die Landwirtschaft bis 2040 vorlegen?

a.    Wenn ja, wann?

b.    Wenn ja, wird diese konkrete, in Tonnen CO2 quantifizierbare Maßnahmen beinhalten?

c.    Wenn ja, wird diese konkrete, in Tonnen CO2 quantifizierbare Zwischenziele für 2030 beinhalten?

d.    Wenn nein, wie will das BMLRT die Einhaltung des Regierungsziels, bis 2040 klimaneutral zu werden, ohne Dekarbonisierungsstrategie erreichen?

2.    Wird das BMLRT bzw. die Bundesregierung für den Bereich Landwirtschaft ein sektorales Emissionszwischenziel für 2030 festlegen?

a.    Wenn ja wie hoch ist dieses?

b.    Wenn ja, wird es für verschiedenen Hauptverursacher der Landwirtschaft (gemäß Klimaschutzbericht des Umweltbundesamt: Verdauung (Fermentation) in Rindermägen, Düngung landwirtschaftlicher Böden, Wirtschaftsdünger-Management sowie Energieeinsatz in der Land- und Forstwirtschaft) quantifizierbare Zwischenziele geben?

c.    Wenn nein, wie will das BMLRT die Einhaltung des Regierungsziels, bis 2040 klimaneutral zu werden, ohne sektorales Emissionszwischenziel für 2030 erreichen? 

3.    Laut Klimaschutzbericht des Umweltbundesamts kamen aufgrund der Verdauung (Fermentation) in Rindermägen in Österreich Treibhausgase im äquivalenten Ausmaß von 3.846.000 Tonnen CO2 zustande.

a.    Welche konkrete Maßnahmen wird hier das BMLRT bzw. die Bundesregierung setzen?

b.    Welche genauen THG Emissionsreduktionen werden durch diese Maßnahmen erwartet?

c.    Wann sollen diese Maßnahmen gesetzt werden?

d.    Wie hoch sollen 2040 die Emissionen in diesem Bereich sein und wie sollen diese im Jahr 2040 verbleibenden Emissionen kompensiert bzw. sequestiert werden?

4.    Laut Klimaschutzbericht des Umweltbundesamts kamen aufgrund der Düngung landwirtschaftlicher Böden in Österreich Treibhausgase im äquivalenten Ausmaß von 1.999.000 Tonnen CO2 zustande.

a.    Welche konkrete Maßnahmen wird hier das BMLRT bzw. die Bundesregierung setzen?

b.    Welche genauen THG Emissionsreduktionen werden durch diese Maßnahmen erwartet?

c.    Wann sollen diese Maßnahmen gesetzt werden?

d.    Wie hoch sollen 2040 die Emissionen in diesem Bereich sein und wie sollen diese im Jahr 2040 verbleibenden Emissionen kompensiert bzw. sequestiert werden?

5.    Laut Klimaschutzbericht des Umweltbundesamts kamen aufgrund von Wirtschaftsdünger-Management in Österreich Treibhausgase im äquivalenten Ausmaß von 986.000 Tonnen CO2 zustande.

a.    Welche konkrete Maßnahmen wird hier das BMLRT bzw. die Bundesregierung setzen?

b.    Welche genauen THG Emissionsreduktionen werden durch diese Maßnahmen erwartet?

c.    Wann sollen diese Maßnahmen gesetzt werden?

d.    Wie hoch sollen 2040 die Emissionen in diesem Bereich sein und wie sollen diese im Jahr 2040 verbleibenden Emissionen kompensiert bzw. sequestiert werden?

6.    Laut Klimaschutzbericht des Umweltbundesamts kamen aufgrund des Energieeinsatzes in der Land- und Forstwirtschaft in Österreich Treibhausgase im äquivalenten Ausmaß von 940.000 Tonnen CO2 zustande.

a.    Welche konkrete Maßnahmen wird hier das BMLRT bzw. die Bundesregierung setzen?

b.    Welche genauen THG Emissionsreduktionen werden durch diese Maßnahmen erwartet?

c.    Wann sollen diese Maßnahmen gesetzt werden?

d.    Wie hoch sollen 2040 die Emissionen in diesem Bereich sein und wie sollen diese im Jahr 2040 verbleibenden Emissionen kompensiert bzw. sequestiert werden?

7.    Anfragebeantwortung 1009/AB besagte bzgl. klimaschonenderer Fütterung von Vieh "Eine österreichweite Machbarkeit der entsprechenden Futteraufbringung ist Gegenstand von Untersuchungen."

a.    Welche Untersuchungen laufen diesbezüglich derzeit?

b.    Wie viele derartige Untersuchungen laufen derzeit?

c.    Wer führt diese Untersuchungen durch?

d.    Wann sollen diese Untersuchungen fertiggestellt sein?

e.    Werden die Ergebnisse der Allgemeinheit bzw. der Wissenschaft zur Verfügung gestellt?

f.     Welche Zwischenergebnisse gibt es diesbezüglich?

8.    Anfragebeantwortung 1009/AB besagte bzgl. Emissionsreduktionen bei Traktoren und anderen landwirtschaftlichen Maschinen: "Hinsichtlich der Machbarkeit der landwirtschaftlichen Flottenumstellung auf Fischer Tropsch Treibstoff aus nachhaltig erzeugter Biomasse ist derzeit eine Studie in Ausarbeitung."

a.    Wer führt diese Studie durch?

b.    Wann soll diese Studie fertiggestellt sein?

c.    Werden die Ergebnisse der Allgemeinheit bzw. der Wissenschaft zur Verfügung gestellt?

d.    Welche Zwischenergebnisse gibt es diesbezüglich?

9.    Wie viel THG Emissionen sequestiert die österreichische Land- und Forstwirtschaft derzeit?

a.    Wenn hiezu keine Daten vorhanden sind, wie will das BMLRT die Einhaltung des Regierungsziels, bis 2040 klimaneutral zu werden, ohne derartige Daten erreichen?

10. Welche THG Emissionen soll die österreichische Land- und Forstwirtschaft aus Sicht des BMLRT 2040 emittieren bzw. sequestieren damit Österreich insgesamt Klimaneutralität erreicht?

a.    Wenn hiezu keine Daten oder Ziele vorhanden, wie will das BMLRT die Einhaltung des Regierungsziels, bis 2040 klimaneutral zu werden, ohne derartige Daten oder Ziele erreichen?