5648/J XXVII. GP

Eingelangt am 04.03.2021
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Anfrage

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Bildung‚ Wissenschaft und Forschung

betreffend Aufnahmeverfahren an Bildungsanstalten für Elementarpädagogik

 

Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen und alle anderen in Kindergärten, Kindergruppen und Krippen beschäftigten Personen sind wichtige Bezugspersonen und Vorbilder für Kleinkinder und prägen diese in ihrer Entwicklung. Die Kinder stammen aus Familien mit unterschiedlichem beruflichen, sozialen und kulturellen Hintergrund. Dies bedeutet einerseits, dass sie in der elementarpädagogischen Arbeit aus unterschiedlichen Erfahrungswelten "abgeholt" werden müssen, und anderseits, dass sie unterschiedliche komplementäre Impulse brauchen, die den familiären Entwicklungsrahmen ergänzen und erweitern.

Es ist daher von großem Vorteil und erstrebenswert, dass das Personal in Kindergärten vielfältige Erfahrungen, Interessen, Talente und Kompetenzen mitbringt und in die elementarpädagogische Arbeit einbringt. Ob es gelingt, diese Vielfalt zu repräsentieren, anzubieten und vorzuleben, hängt in starkem Maße davon ab, wer sich für die Ausbildung an den Bildungsanstalten für Elementarpädagogik (BAfEP) bewirbt und wie die BAfEP aus diesen Bewerber_innen die zukünftigen Schüler_innen auswählen, die dann zu Elementarpädagog_innen ausgebildet werden.

Ob die BAfEP-Aufnahmeverfahren auf der Höhe der Zeit sind und dem Anspruch gerecht werden, die Diversität im Kindergarten-Personal zu erhöhen, ist Gegenstand dieser Anfrage. Diversität ist hier einerseits im "klassischen" Sinn gemeint, also hinsichtlich Geschlecht, Migrationshintergrund etc., und andererseits auch hinsichtlich der Interessen und Begabungen.

Die bestehenden Eignungsprüfungen legen hohen Wert auf Musik, kreatives Gestalten und Bewegung, während Fähigkeiten, Begabungen und Kenntnisse in Bereichen wie bspw. Technik, Naturkunde, Gesundheitslehre, Mehrsprachigkeit usw. im Aufnahmeverfahren keine Rolle spielen, obwohl sie für die "Role Model"-Funktion von Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen und als Impuls für die Bildungsarbeit im Kindergarten ebenfalls relevant sein könnten. Hier wäre zu überlegen, ob nicht die Palette der Themenfelder erweitert werden sollte und im Gegenzug die Gewichtung der Fächer flexibler und individueller werden könnte. 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:



1.    Wie viele Bewerber_innen haben sich in den letzten drei Schuljahren jeweils an den BAfEP beworben? Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesländern, Geschlecht und, falls dazu Daten vorhanden sind, nach Migrationshintergrund und/oder Umgangssprache. 

a.    Aus welchen davor besuchten Schultypen stammen die Bewerber_innen? Bitte um Aufschlüsselung der Prozentanteile.  

2.    Wie kamen und kommen die Aufnahmekriterien und Inhalte des Aufnahmeverfahrens an BAfEP bisher zustande? 

a.    Welche bundesweit gültigen Vorgaben zu den Aufnahmeverfahren gibt es?

b.    Über welchen schulautonomen Gestaltungsspielraum verfügen die BAfEP hinsichtlich der Aufnahmeverfahren?

c.    Spielen die Bildungsdirektionen eine Rolle bei der Gestaltung der Aufnahmeverfahren? Wenn ja, welche?

3.    Welche Inhalte bzw. Teilprüfungen umfassen BAfEP-Aufnahmeverfahren in Österreich derzeit? Bitte um Auflistung aller Teilbereiche, jeweils mit Angabe ob diese bundesweit oder nur an einzelnen BAfEP Teil des Aufnahmeverfahrens sind. 

4.    Gibt es seitens des BMBWF Überlegungen, die BAfEP-Aufnahmeverfahren hinsichtlich der gefragten Begabungen und Fähigkeiten zu diversifizieren, etwa indem die Themenpalette erweitert und das Aufnahmeverfahren in einen Pflicht- und einen Wahlpflicht-Teil gegliedert wird?

a.    Wenn ja, welche und wie weit sind diese Überlegungen gediehen und wer ist darin eingebunden?

b.    Wenn nein, ist dies zukünftig geplant?

5.    Wurde seitens des BMBWF bereits überprüft, wie sich die bestehenden BAfEP-Aufnahmeverfahren auf die Geschlechter-Relation in der Ausbildung und im Beruf auswirken?

a.    Wenn ja, mit welchen Ergebnissen und Folgen?

b.    Wenn nein, ist dies zukünftig geplant?

6.    Wurde seitens des BMBWF bereits überprüft, ob die bestehenden BAfEP-Aufnahmeverfahren nach heutigen Kriterien als diskriminierend betrachtet werden müssen, z.B. gegenüber Menschen mit Adipositas oder gegenüber Menschen mit bestimmten Behinderungen, die eine Arbeit als Elementarpädagog_in nicht ausschließen würden?

a.    Wenn ja, mit welchen Ergebnissen und Folgen?

b.    Wenn nein, ist dies zukünftig geplant?

7.    In diesem Zusammenhang: Ist die Vorlage eines Fahrtenschwimmer-Ausweises für die Bewerbung an sämtlichen BAfEP verpflichtend?

a.    Wenn ja, ist dies aus Ihrer Sicht zeitgemäß? 

8.    Hat sich der Elementarpädagogik-Beirat bereits mit den BAfEP-Aufnahmeverfahren befasst?

a.    Wenn nein, ist dies zukünftig geplant?