5757/J XXVII. GP

Eingelangt am 11.03.2021
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Peter Schmiedlechner

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

 

betreffend Schäden durch den Fischotter

 

Der Fischotter (Lutra lutra) ist im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie (FFH-RL) als streng zu schützende Tierart von gemeinschaftlichem Interesse (Anhang IV) sowie in Anhang II angeführt. Damit ist der Fischotter in Österreich ganzjährig geschützt und die Tiere können nur in absoluten Ausnahmefällen legal entfernt werden.

 

Viele Bundesländer suchen nach Möglichkeiten den inzwischen sehr hohen Bestand an Fischottern zu regulieren. Die wichtigsten Gründe sind Artenschutz bei den Fischen und Sicherung der Existenz der Teichwirtschaft. „Den Ausführungen der ARGE Fisch(otter) zufolge sei der Fischbestand in einigen Flüssen um bis zu 90 % zurückgegangen, was lokal Einfluss auf die Alterspyramiden und die Fortpflanzungsfähigkeit vieler Fischarten habe, einzelne Gewässer seien zur Gänze fischleer. Nur durch intensive Bewirtschaftungsmaßnahmen (vor allem Besatz) könne ein artgerechter Fischbestand einigermaßen aufrechterhalten werden. Andererseits werde es als sinnlos erachtet, überhaupt noch Besatzmaßnahmen durchzuführen, wenn die besetzten Fische ohnehin innerhalb weniger Tage von den fischfressenden Tieren wie Kormoran, Graureiher, Gänsesäger und nicht zuletzt vom Fischotter gefressen würden. Ungeachtet des enormen wirtschaftlichen Schadens, den diese Tiere anrichten, würden auch immer mehr Fischarten aus den Fließgewässern verschwinden, sodass auch unter dem Aspekt des Schutzes seltener Tierarten (Fischarten) dringend Regulierungsmaßnahmen notwendig seien (Petition der ARGE Fischotter).“[1] Auch die Salzburger Nachrichten haben vor Kurzem, über den erfolglosen Versuch die Glan zu renaturieren, berichtet. Einen Tag nachdem die Besatzfische in der Glan ausgesetzt waren, fand man viele von ihnen mit durch Otter abgebissen Köpfen auf.[2] Ähnlich das Bild in Kärnten: Vor allem in den natürlichen Abschnitten der Bäche der Forellenregion sowie in den kleinen Flüssen der Äschenregion sei die Reduktion der Fischbestände der letzten Jahre nicht auf Einflussfaktoren wie Verbauung oder Kraftwerksnutzung zurückzuführen. Die Hauptursache sei hier der Fischotter. […] Seit Anfang 2018 wurden bereits Schäden an Fließgewässern und Fischteichen in der Höhe von rund 500.000 Euro ans Land gemeldet.“[3]

 

Die massive Verbreitung des Fischotters und sein strenger Schutz verursachen, dass in bestimmten Regionen die Fischzucht unrentabel wird. „Pro Jahr werden derzeit insgesamt rund 3.300t Fisch produziert, davon sind rund 2.400t Speisefische und rund 900t Besatzfische.[4] Wiederholt wurde die sehr niedrige Selbstversorgung mit Süßwasserfisch thematisiert. Laut Statistik Austria liegt die Versorgungsrate mit Süß- und Salzwasserfisch lediglich bei 6 % (2019). Dabei wird der Fisch als sehr gesund propagiert. Seine regionale Produktion ist die umweltschonendste, deswegen sollten wir sie unbedingt unterstützen. Dieses Vorhaben wurde sogar im Strategiepapier des Landwirtschaftsministeriums „Aquakultur 2020 – Österreichische Strategie zur Förderung der nationalen Fischproduktion“ niedergeschrieben. Leider beklagen unsere Fischproduzenten immer mehr Schäden durch Räuber. Während kleine Teiche teilweise gegen den Otter abgesichert werden können, sind Schutzmaßnahmen an großen Teichen praktisch nicht durchführbar.

 

Seit dem Entstehen der FFH-Richtlinie ist viel Zeit vergangen und viele dort aufgenommenen Tiere haben sich bereits gut entwickelt. Manche haben sich sogar so prächtig entwickelt, dass sie inzwischen selbst teilweise zu Problemen führen. Deswegen sollte die FFH-Richtlinie dringend aktualisiert werden. Bis eine EU-weite Lösung gefunden und umgesetzt wird, muss eine nationale Lösung eingeführt werden.

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie folgende

 

Anfrage

 

 

1.    Wie hoch ist der aktuelle Fischotterbestand in den einzelnen Bundesländern?

2.    Wie viele Fischotter wären nach der Expertise dem Bundesministeriums in den einzelnen Bundesländern ideal?

3.    Gibt es Regionen, wo durch den Fischotter bereits das natürliche Gleichgewicht gefährdet ist?

4.    Müsste die FFH-Richtlinie aktualisiert und überarbeitet werden?

5.    Wie positionieren Sie sich hinsichtlich der Evaluierung der FFH-Richtlinie?

6.    Bei welchen Tieren, die in den Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgenommen wurden, hat sich die Verbreitung deutlich erhöht?

7.    Ist der aktuelle Schutzstatus der Fischotter in allen EU-Ländern gleich? (Bitte um eine Auflistung aller EU-Länder mit dem Schutzstatus bzw. in welchem Anhang der FFH-Richtlinie er sich im jeweiligen Land befindet.)

8.    Sollte der Schutzstatus des Fischotters im Hinblick auf die rasante Vermehrung evaluiert werden?

a.    Gibt es in Österreich Regionen, wo der günstige Erhaltungszustand der Gewässer durch die Fischotter gefährdet ist?

b.    Welche Anzahl von Fischottern ist für Österreich empfohlen?

c.    Ab welcher Anzahl an Fischottern sieht das Bundesministerium Handlungsbedarf?

9.    Gibt es bereits konkrete Vorhaben des Bundesministeriums, um den Schutzstatus des Fischotters in Österreich zu senken?

a.    Falls ja, welche?

b.    Falls nein, warum nicht?

10. Wie werden bedrohte Fischarten vor dem Otter in Österreich geschützt?

a.    Welche Projekte gibt es in diese Richtung und welchen Erfolg konnte diese bringen?

b.    Um welche Fischarten handelt es sich?

11. Wie hoch sind die Schäden, welche jährlich durch den Fischotter verursacht werden (bitte um eine Auflistung nach den Bundeländern)?

12. Wie hoch sind die jährlichen Schäden, welche durch andere fischfressende Räuber verursacht werden? (bitte um eine Auflistung nach den Bundeländern)

a.    Welche fischfressende Räuber verursachen derzeit in Österreich Probleme?

b.    Welchen Schutzstatus haben die einzelnen fischfressenden Räuber?

13. Was wurde 2020 zur Sicherung der heimischen Fischproduktion unternommen?

14. Was planen Sie 2021 zur Sicherung der heimischen Fischproduktion zu unternehmen?

15. Wie wollen Sie die Bedeutung von heimischen Fisch als wertvolles und gesundes Lebensmittel fördern?

a.    Welche Maßnahmen werden gesetzt, um die Selbstversorgung mit Süßwasserfisch zu erhöhen?

b.    Was konnte in den letzten drei Jahren bei der Selbstversorgung mit Süßwasserfisch erreicht werden?

16. Wie schlagen sich die Otterschäden am Wert der Gewässer in Österreich nieder? (Bitte um eine Auflistung nach den Bundesländern).



[1] managementplan_fischotter_2015.pdf (lfvooe.at)

[2] https://www.sn.at/salzburg/chronik/tote-tiere-in-der-glan-salzburger-fischer-klagen-ueber-grosse-schaeden-durch-otter-100147417

[3] Fischotter-Schäden explodieren - krm.at

[4] Die Aquakultur im Binnenland Österreich, bmlrt.gv.at