6271/J XXVII. GP

Eingelangt am 09.04.2021
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Dr. Dagmar Belakowitsch, Peter Wurm, Mag. Christian Ragger

und weiterer Abgeordneten

an den Bundesminister für Arbeit

betreffend Arbeitsbedingungen und Qualität der Hygiene Austria-Masken

 

 

Die „Krone“ berichtet am 6. April 2021 folgendes:

 

„HYGIENE AUSTRIA: „Jeder hat gemerkt, dass die Qualität anders war“

(Bild: P. Huber)

Dank des Slogans „Made in Austria“ wurde der Masken-Produzent Hygiene Austria von der Regierung regelrecht hofiert und zog lukrative Aufträge an Land. Seit einer Razzia ist das Unternehmen wegen Umetikettierungen und zahlreichen Vorwürfen über unzumutbare Arbeitsbedingungen in Verruf geraten. Eine ehemalige Mitarbeiterin berichtet Schockierendes.

Marion Huber (Name geändert) kam im vergangenen Dezember über eine Leiharbeitsfirma zu Hygiene Austria. „Von Anfang an gab es einen enormen Druck durch die Schichtleiter. Es hieß, wenn wir unser Pensum nicht schaffen, werden wir gefeuert“, so die Frau, die es ziemlich genau zwei Monate in dem Job aushielt. Jede Schicht dauerte acht Stunden, nach der Hälfte gab es eine Pause, in der Halle herrschten extrem hohe Temperaturen. Trinken war jedoch verboten, ein entsprechendes Papier mussten die Arbeiter vorab unterschreiben. „Ich habe immer gehofft, dass es besser wird. Aber das wurde es nicht“, sagt Marion Huber.

„Anderes Material, andere Qualität“
Die Frau berichtet von zwei Hallen, sie war dort, wo verpackt wurde. In der anderen wurde produziert, das haben zumindest die Mitarbeiter angenommen. Nach vier Wochen seien plötzlich andere Masken zum Verpacken da gewesen. „Es war ein anderes Material, eine andere Qualität. Das hat jeder gleich gemerkt“, schildert Marion Huber.

)

Wie viele andere, die bei Hygiene Austria gearbeitet haben, hat sie sich an die Arbeiterkammer gewandt. Diese ortet Ausbeutung und Lohndumping. Offiziell hatte Frau Huber einen 38,5-Wochenstunden-Vertrag. Für 1600 Euro netto. Allerdings: „Auf dem Dienstzettel waren keine genauen Stunden aufgelistet“, so Huber. Auch keine Nachtschichten, die es zweimal pro Woche gab. Manche ihrer Kollegen und Kolleginnen wurden entlassen, weil sie beim Verpacken nicht schnell genug oder weil sie im Krankenstand waren.

 (Bild: APA/ROBERT JAEGER)

Lenzing räumt „Fehler“ ein
Unterdessen räumte der Faserhersteller Lenzing, der bis vor Kurzem 50,1 Prozent an der Hygiene Austria hielt, „Fehler“ ein und stieg komplett aus. Die Anteile wurden an den zweiten Eigentümer, Palmers, übertragen. Geschäftsführer Tino Wieser ist sich weiterhin keiner Schuld bewusst. Aus der jüngsten Lenzing-Bilanz geht übrigens hervor, dass Hygiene Austria im vergangenen Geschäftsjahr 5,7 Millionen Euro Gewinn erzielte.“

Hygiene Austria: - „Jeder hat gemerkt, dass die Qualität anders war“ | krone.at

 

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Arbeit

 

 

Anfrage

 

1)   Wie beurteilen Sie die Äußerungen der über eine Leiharbeitsfirma bei Hygiene Austria beschäftigten Marion Huber (Name geändert) zu den Arbeitsbedingungen als Bundesminister für Arbeit, Familie und Jugend?

2)   Wie stehen Sie als Bundesminister für Arbeit, Familie und Jugend insbesondere zu folgender Schilderung der betroffenen Arbeitnehmerin: „Von Anfang an gab es einen enormen Druck durch die Schichtleiter. Es hieß, wenn wir unser Pensum nicht schaffen, werden wir gefeuert“, so die Frau, die es ziemlich genau zwei Monate in dem Job aushielt. Jede Schicht dauerte acht Stunden, nach der Hälfte gab es eine Pause, in der Halle herrschten extrem hohe Temperaturen. Trinken war jedoch verboten, ein entsprechendes Papier mussten die Arbeiter vorab unterschreiben. „Ich habe immer gehofft, dass es besser wird. Aber das wurde es nicht.“?

3)   Wie stehen Sie als Bundesminister für Arbeit, Familie und Jugend insbesondere zu folgender Schilderung der betroffenen Arbeitnehmerin: „Es war ein anderes Material, eine andere Qualität. Das hat jeder gleich gemerkt.“?

4)   Wie stehen Sie als Bundesminister für Arbeit, Familie und Jugend insbesondere zu folgender Schilderung der betroffenen Arbeitnehmerin: „Auf dem Dienstzettel waren keine genauen Stunden aufgelistet. Auch keine Nachtschichten, die es zweimal pro Woche gab. Manche ihrer Kollegen und Kolleginnen wurden entlassen, weil sie beim Verpacken nicht schnell genug oder weil sie im Krankenstand waren.“?

5)   Wie werden sie als Bundesminister für Arbeit, Familie und Jugend in Zukunft verhindern, dass „Glücksritter“ und „Geschäftemacher“ aus dem türkis-schwarzen Umfeld von Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht mehr auf dem Rücken der Gesundheit der eingesetzten Arbeitnehmer und der Konsumenten solche Geschäfte machen?