6385/J XXVII. GP

Eingelangt am 21.04.2021
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

betreffend Musikerinnen und Musiker in der Corona-Krise

 

Die Corona-Krise und die damit verbundenen Maßnahmen zur Bewältigung dieser stellen die gesamte österreichische Wirtschaft und damit auch die heimische Veranstaltungs- und Musikwirtschaft in höchstem Maße vor große finanzielle Herausforderungen. Seit einem Jahr herrscht praktisch Veranstaltungs- sowie Auftrittsverbot.  Der Sektor „Kunst und Unterhaltung“ ist laut WIFO nach „Beherbergung und Gastronomie“ am zweitstärksten von der Corona-Krise betroffen.[1] Das komplette Verbot von Veranstaltungen und die Schließung aller Lokale, Clubs, Veranstaltungsräume und gastwirtschaftliche Betriebe lassen die Musikerinnen und Musiker solcher in eine unvorhersehbare Zukunft blicken. Für die Musikerinnen und Musiker ist die derzeitige Situation hochgradig existenzbedrohend. Es gibt nur relativ wenig Vollzeitbeschäftigte, der weitaus größere Teil sind Selbstständige und atypisch Beschäftigte. Das Veranstaltungsverbot trifft aber nicht nur Musiker und Veranstalter. Probleme gibt es auch beim Ticketing, den Eventagenturen, den zuliefernden Cateringunternehmen, den Bühnenbauern sowie bei den Sound- und Lichttechnikern.

 

Der Wissenschaftler Peter Tschmuck befasst sich mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Musikbranche.[2] Er weist auf eine Studie der L&R Sozialforschung[3] hin, diese stellt fest, dass rund 35 Prozent der Musikschaffenden in einkommensschwachen und somit armutsgefährdeten Haushalten leben. Nun sind die meist ohnehin bescheidenen Einnahmen aus der künstlerischen Tätigkeit fast vollständig weggefallen, die Lebenshaltungskosten laufen allerdings weiter. Der Wissenschaftler führt weiter aus: „Eine tiefergehende Analyse zeigt sogar, dass fast die Hälfte der befragten MusikerInnen ein Gesamtjahreseinkommen von weniger als EUR 15.000 aufweist. Lediglich 23 Prozent gaben an, mehr als EUR 30.000 im Jahr zu verdienen. Betrachtet man nur das Einkommen aus der künstlerischen Tätigkeit steigt der Anteil der Musikschaffenden, die nicht mehr EUR 15.000 jährlich generieren, auf 86 Prozent und nur mehr 6 Prozent der Befragten verdienen mehr als EUR 30.000.“

 

Die Liveauftritte der Musikerinnen und Musiker, welche die wichtigste Einnahmequelle darstellen, fallen zur Gänze weg. Dabei ist das Hauptproblem der extrem lange Zeitraum und die unsichere Zukunft. Der Veranstalterrettungsschirm ist gut gemeint, kann aber das Problem definitiv nicht lösen da er nur Ausfallskosten ersetzt, und diese nicht einmal vollständig! Vom Ersatz der angelaufenen Kosten – und da nur max. 90% - kann kein Veranstalter leben.  Viele haben inzwischen ihr Erspartes aufgebraucht und wissen nicht wie es weiter gehen soll. Die staatlichen Hilfen sind nicht ausreichend und erreichen oft nur die Großen. Auch berichten Betroffene über Förderanträge, welche sich bald ein Jahr „in Bearbeitung“ befinden.

 

Der Wissenschaftler Peter Tschmuck fasst die Situation folgendermaßen zusammen:

 

„Schon jetzt kann aber gesagt werden, dass die Coronakrise die größte wirtschaftliche und soziale Katastrophe für den Kultursektor im Allgemeinen und für die Musikschaffenden im Speziellen seit Ende des 2. Weltkriegs darstellt. Neben den finanziellen Hilfen, die nun nötig sind, braucht es aber auch einen klaren Zeitplan für das schrittweise Hochfahren des Musikveranstaltungssektors.“

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport folgende

 

Anfrage

 

1.    Welche langfristigen Auswirkungen wird die Corona-Krise auf die Arbeitsplätze im Kulturbereich haben?

2.    Welche langfristigen Auswirkungen wird die Corona-Krise auf die Musikbranche haben?

3.    Gibt es Pläne für den „Neustart“ der Kulturwirtschaft nach der Corona-Krise?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn ja, ab wann ist mit dem Neustart zu rechnen?

c.    Wenn nein, warum nicht?

4.    Gibt es Pläne für den „Neustart“ der Musikbranche nach der Corona-Krise?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn ja, ab wann ist mit dem Neustart zu rechnen?

c.    Wenn nein, warum nicht?

5.    Wie viele Musikerinnen und Musiker haben bereits eine Corona-Unterstützung beantragt?

a.    Wie viele Anträge wurden positiv abgeschlossen?

b.    Wie hoch waren die durchschnittlichen bewilligten Mittel?

c.    Wie viele Anträge wurden abgelehnt und aus welchen Gründen?

d.    Wie viele Anträge befinden sich noch in der Bearbeitung?

e.    Wie lange ist die durchschnittliche Dauer der Abwicklung der Anträge?

6.    Wie beurteilen Sie die finanzielle Situation der Musikerinnen und Musiker in Österreich

a.    vor der Krise?

b.    während der Krise?

c.    und nach dem heutigen Wissenstand nach der Krise?

7.    Hat das Bundesministerium Pläne, um das durchschnittliche Einkommen der Musikerinnen und Musiker nachhaltig zu erhöhen und ein gutes Auskommen mit dem Einkommen sicherzustellen?

8.    Welche der vom Bundesministerium gesetzten Maßnahmen zur Unterstützung der Musiker wurden am besten angenommen?

9.    Welche Verbesserung wurden seitens des Bundesministeriums gesetzt, um die Unterstützungsmaßnahmen effizienter zu gestalten?



[1][1] WIFO, 2020, Regionale Unterschiede der ökonomischen Betroffenheit von der aktuellen COVID-19-Krise in Österreich. Working Paper 597/2020 erstellt von Julia Bachtrögler, Matthias Firgo, Oliver Fritz, Michael Klien, Peter Mayerhofer, Philipp Piribauer und Gerhard Streicher.

[2] Peter Tschmuck, Teil 2: Die Coronakrise. Eine ökonomische Folgenabschätzung: Die Lage der Musikschaffenden

[3] L&R Sozialforschung, 2018, Soziale Lage der Kunstschaffenden und Kunst- und Kulturvermittler/innen in Österreich. Ein Update der Studie „Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich“ 2008