6593/J XXVII. GP
Eingelangt am 10.05.2021
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ANFRAGE
der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA
und weiterer Abgeordneter
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend etwaig erhöhtes Risiko für Schwangere nach COVID-19 Impfungen
Laut verschiedenen Medienberichten hat das Nationale Impfgremium Schwangeren mit Ende April grünes Licht für eine Covid-19 Impfung gegeben.
Das Gremium hebt in seiner Empfehlung vor allem die positiven Erfahrungen mit mRNA-Impfstoffen (Biontech/Pfizer und Moderna sind hier in Österreich zugelassen) hervor. Es lägen zwar nur begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Covid-19-Impfstoffen bei Schwangeren vor, aber: "Diese ließen ausnahmslos keine Auffälligkeiten erkennen. Insbesondere zu mRNA-Impfstoffen wurden mittlerweile Daten publiziert, weshalb bei der Impfung von Schwangeren mRNA-Impfstoffe zu bevorzugen sind.“ [1]
Obwohl nur „begrenzte Erfahrungen vorliegen“ werden beispielsweise in Wien bereits seit einer Woche fleißig Schwangere geimpft. Dies ist besonders deshalb kritisch zu hinterfragen, weil
a. Biontech/Pfizer erst im Februar eine Studie mit 4.000 Freiwilligen startete, um die Sicherheit und Wirksamkeit ihres Impfstoffs bei gesunden schwangeren Frauen ab 18 Jahren zu bewerten.
b. Die Impfstoffe von Pfizer/Biontech, AstraZeneca, Moderna und Johnson & Johnson [Anm. alle in Österreich zugelassen] derzeit keine Zulassung für die Verwendung in der Schwangerschaft haben.
c. Hinsichtlich stillender Frauen nur limitierte Daten vorliegen.[2]
Auch die Aussage, wonach die bisher gemachten Erfahrungen mit der Anwendung von Covid-19 Vakzinen bei Schwangeren „ausnahmslos keine Auffälligkeiten“ erkennen ließen, ist - gelinde gesagt - gewagt. In Großbritannien, dem Impffortschritt nach deutlich vor Österreich anzusiedeln, sind inzwischen Daten publiziert worden, die eine etwas andere Sprache sprechen. Auf der Regierungshomepage der „Medicines & Healthcare products Regulatory Agency“[3] wurden mit Stand Ende April 2021, mittels dem Yellow Card scheme (d.h. der freiwilligen Meldung von Nebenwirkungen), unter anderem folgende Auffälligkeiten gemeldet:
BioNTech-Pfizer AstraZeneca
Abortions spontaneous
(spontane Abtreibungen) 60 47
Stillbirth
(Totgeburten) 2 3
Gestational diabetes
(Schwangerschaftsdiabetes) 2 4
Insgesamt wurden im Zusammenhang mit den beiden oben genannten Covid-19 Vakzinen in der Rubrik „Schwangerschaftsbedingungen“ jeweils 116 (AstraZeneca) beziehungsweise 94 Fälle (BioNTech-Pfizer) gemeldet.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nachstehende
Anfrage
1. Sind Ihrem Ministerium die oben genannten Fälle aus Großbritannien bekannt?
a. Wenn ja, welche Konsequenzen wurden Ihrerseits daraus gezogen?
2. Auf welche konkreten Daten, Zahlen, Studien, praktische Erfahrungswerte aus anderen Ländern etc. im Zusammenhang mit der Covid-19 Impfung bei Schwangeren bezieht sich das Nationale Impfgremium mit der Aussage (vgl. Artikel), dass bisher „ausnahmslos keine Auffälligkeiten erkennbar“ waren?
3. Auf welche konkreten Daten, Zahlen, Studien, praktische Erfahrungswerte aus anderen Ländern etc. bezieht sich das Nationale Impfgremium in seinem Vorschlag zur Impfung Schwangerer? Bitte um Auflistung nach Ländern, Zeiträumen und Erfahrungen bzw. Erkenntnissen.
4. Wann kann mit einer EU-weiten Zulassung der Vakzine von Pfizer/Biontech, AstraZeneca, Moderna sowie Johnson & Johnson für die Verwendung an Schwangeren gerechnet werden?
5. Gab es seit der erstmaligen Verimpfung der oben genannten Vakzine an Schwangeren in Österreich etwaige „Auffälligkeiten“?
a. Wenn ja, welche?
b. In welchen Zeiträumen?
6. Wurden bei den bisherigen Impfungen von Schwangeren ausschließlich mRNA-Impfstoffe (vgl. Aussagen im Artikel) eingesetzt?
7. Wann kann, ihrem derzeitigen Wissensstand entsprechend, mit der endgültigen Auswertung der Biontech/Pfizer-Studie (Beginn mit Februar 2021, Umfang 4.000 schwangere Frauen ab 18 Jahren) gerechnet werden?
[1] vgl. beispielsweise Der Standard vom 29. April 2021: www.derstandard.at/story/2000126247594/warum-schwangeren-eine-covid-impfung-empfohlen-wird
[2] vgl. Der Standard vom 14. April 2021: www.derstandard.at/story/2000125823451/impfen-trotz-schwangerschaft-oder-kinderwunschs
[3] www.gov.uk/government/publications/coronavirus-covid-19-vaccine-adverse-reactions/coronavirus-vaccine-summary-of-yellow-card-reporting