6601/J XXVII. GP

Eingelangt am 12.05.2021
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Petra Vorderwinkler, 

Genossinnen und Genossen

 

an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung

 

betreffend Ankündigung zur Ausweitung von SchulpsychologInnen

 

Die Studien zur derzeitigen Situation von Kindern und Jugendlichen sprechen allesamt eine einheitliche Sprache: die Auswirkungen der Corona Pandemie sind immens. Besonders im letzten halben Jahr hat sich die Situation für Kinder und Jugendliche dramatisch verschlechtert. So wirkten sich fehlende soziale Kontakte und der Austausch mit Gleichaltrigen fatal auf die psychische Gesundheit aus. Eine Studie der Donau-Universität Krems in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien sowie mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat die psychische Gesundheit von rund 3.000 SchülerInnen untersucht. Die Ergebnisse sind alarmierend: 55 Prozent leiden unter einer depressiven Symptomatik, die Hälfte unter Ängsten, ein Viertel unter Schlafstörung und 16 Prozent haben suizidale Gedanken. Die Häufigkeit depressiver Symptome, Angstsymptome, aber auch Schlafstörungen hat sich mittlerweile verfünf- bis verzehnfacht, Tendenz steigend[1].

Bei mehr als der Hälfte der SchülerInnen ist mit Verlust von Schulroutine und Sozialkontakten auch die Lernfreude zurückgegangen, zeigt eine aktuelle Elternumfrage des Nachhilfeinstituts Lernquadrat. Mehr als 40 Prozent der Eltern orten eine Verschlechterung der Schulleistungen (vor allem in den Hauptfächern). Gleichzeitig berichtet aber auch fast ein Viertel der Befragten, dass sich die Schulleistungen ihres Nachwuchses seit dem ersten Lockdown im März 2020 verbessert haben. Fast ein Viertel berichtet von mehr Suchtverhalten ihrer Kinder, von Spielen über Süßigkeiten bis zu Alkohol. Das Distance Learning war laut den Eltern auch für die Hälfte der Familien eine Belastung. 57 Prozent geben an, dass sie im Fernunterricht ihre Kinder öfter unterstützen mussten als gewohnt, am stärksten bei der Motivation, der Lernorganisation und - vor allem bei jüngeren Schülern - dem Verstehen der Aufgaben. Etwa jede fünfte Familie hat die pandemiebedingten Lerndefizite ihres Kindes mit verstärkter Nachhilfe ausgeglichen.

Neben den Lerndefiziten bedeutet das Distance learning für SchülerInnen einen massiven Verlust an Sozialkontakten einerseits und an Tagesstruktur andererseits. Deutlich wird, dass die Schule nicht nur Ort der Wissensvermittlung ist, sondern auch ein sozialer Raum und Treffpunkt, der das Lernen unterstützt und sozial einbettet. Angesichts der dramatischen psychischen Situation von Kindern und Jugendlichen bedarf es daher nicht nur eines Ausbaus der schulischen Unterstützungsstrukturen was Lernhilfen und -unterstützungen betrifft, sondern vor allem auch von Schul-Sozialarbeit und Schulpsychologie.

Bereits vor Ausbruch der Corona-Krise wurde immer wieder gefordert, die Schul- und Sozialarbeit in Österreich auszubauen. Leider bisher ohne Erfolg. Generell zeigen internationale Studien auf, dass Österreich im Vergleich zu anderen Ländern wenig Unterstützungspersonal an Schulen hat. Die aktuelle TALIS Studie zeigt etwa, dass Österreich im Vergleich zu anderen Ländern wenig administratives Personal in den Schulen hat. Auf 15 Lehrkräfte kommt eine administrative Kraft. Der EU-Schnitt liegt hier bei 10. Das fehlende Unterstützungspersonal im administrativen Bereich führt vielfach dazu, dass Schulleitungen viel Zeit und Ressourcen für Verwaltungsarbeit aufwenden. In vielen Schulen übernehmen auch zunehmend Lehrerinnen und Lehrer organisatorische Aufgaben.

Im Juli 2020 haben Sie daher bis zu 1.000 Stellen als administrative Unterstützungskräfte mit einer Förderlaufzeit bis 2022 angekündigt.

Im Rahmen einer Pressekonferenz am 24.April 2021 haben Sie außerdem angekündigt, den Personalstand bei den SchulpsychologInnen um 20 Prozent zu erhöhen. Derzeit gibt es laut Angaben Ihres Ressorts rund 180 SchulpsychologInnen. Mit der Erhöhung soll ein niederschwelliges Beratungsangebot verstärkt in die Schulen kommen. Weitere Details wurden dazu allerdings noch nicht bekannt gegeben.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

1)      Sie haben angekündigt, den Personalstand der SchulpsychologInnen um 20 Prozent zu erhöhen. Sind davon auch BeratungslehrerInnen sowie SozialarbeiterInnen umfasst?

 

2)      Wie viele SchulpsychologInnen, wie viele SozialarbeiterInnen und wie viele BeratungslehrerInnen waren im Schuljahr 2020/21 an österreichischen Schulen tätig? Bitte um Darstellung je Bundesland und Schultyp sowie der Entwicklung seit dem Schuljahr 2016/17.

 

3)      Wie viele SchülerInnen kommen auf eineN SchulpsychologIn? Bitte um Darstellung je Bundesland und Schultyp.

 

4)      Wie ist diese Betreuungsquote (SchülerInnen/SchulpsychologInnen) im internationalen Vergleich zu bewerten?

 

5)      Wie viele Beratungsgespräche konnten im Schuljahr 2020/21 von SchulpsychologInnen an Österreichs Schulen durchgeführt werden? Bitte um Darstellung je Bundesland und Schultyp sowie der Entwicklung seit dem Schuljahr 2016/17.

 

6)      Wie hoch schätzen Sie den durch die Corona-Krise hervorgerufenen zusätzlichen Bedarf an psychologischer Beratung für SchülerInnen ein? Wie viel wird davon an den Schulen abgedeckt werden?

 

7)      Wie viele SchulpsychologInnen (bzw. gegebenenfalls auch BeratungslehrerInnen sowie SozialarbeiterInnen) sollen durch die angekündigte Erhöhung um 20 Prozent in Zukunft an den österreichischen Schulen tätig sein? Bitte um Darstellung je Bundesland und Schultyp.

 

8)      Welche Auswirkungen sind durch die Ausweitung der SchulpsychologInnen auf die Betreuungsquote zu erwarten? Bitte um Darstellung je Bundesland und Schultyp.

 

9)      Wie viele zusätzlichen Beratungsgespräche können damit angeboten werden? Bitte um Darstellung je Bundesland und Schultyp.

 

10)  Ab wann werden diese zusätzlichen SchulpsychologInnen an den Schulen tätig sein?

 

11)  Laut medialen Ankündigungen soll mit der Erhöhung ein niederschwelliges Beratungsangebot verstärkt in die Schulen kommen. Wie soll dieses Beratungsangebot konkret ausgestaltet sein? Bitte um detaillierte Ausführung dieser Pläne.

 

12)  Wie viel administratives Unterstützungspersonal war im Schuljahr 2020/21 an Österreichs Schulen im Einsatz? Bitte um Darstellung je Bundesland und Schultyp sowie der Entwicklung seit dem Schuljahr 2016/17.

 

13)  Im Juli 2020 haben Sie bis zu 1.000 Stellen als administrative Unterstützungskräfte mit einer Förderlaufzeit bis 2022 angekündigt. Wie viele zusätzlichen Unterstützungskräfte wurden im Rahmen dieser Initiative beschäftigt? Bitte um Darstellung je Bundesland und Schultyp.

 

14)  Die Förderlaufzeit ist bis 2022 befristet. Wieso?

a.       Planen Sie die Fortführung dieses Projekts?

b.      Wie viele zusätzlichen administrativen Unterstützungskräfte sollen im nächsten Schuljahr tätig sein?

c.       Planen Sie eine weitere zusätzliche Aufstockung der Unterstützungskräfte?



[1] https://www.donau-uni.ac.at/de/aktuelles/news/2021/16-prozent-der-schuelerinnen-haben-suizidale-gedanken.html