6665/J XXVII. GP

Eingelangt am 19.05.2021
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Peter Schmiedlechner

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

 

 

betreffend Toxizität der ausgebrachten Pestizide in den USA gefährdet Pflanzen und Insekten

 

In einer Studie haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Koblenz-Landau die Toxizität der ausgebrachten Pflanzenschutzmittel untersucht. Die Daten analysieren die Situation in den USA:

 

„Die Gesamtmenge der eingesetzten Insektenbekämpfungsmittel (Insektizide) hat in den USA zwischen 1992 und 2016 um 40 Prozent abgenommen. Davon profitieren Fische, Säugetiere und Vögel, da diese Abnahme vor allem auf bestimmte Insektizidklassen wie Organophosphate und Carbamate zurückgeht, die für diese Gruppen problematisch sind. Jedoch zeigt sich für wirbellose Tiere, wie zum Beispiel Krebstiere oder Insekten, und besonders für Bestäuber, wie zum Beispiel Bienen, ein anderes Bild: Trotz der geringeren Insektizidmenge hat sich die ausgebrachte Toxizität für diese Gruppen zwischen 2005 und 2015 mehr als verdoppelt. Für Wirbellose in Gewässern geht dieser Anstieg auf die in sehr geringen Konzentrationen wirksamen Pyrethroide zurück, für Bestäuber auf die in den USA stark gestiegene Anwendung von Neonikotinoiden. Pyrethroide und Neonikotinoide sind aktuell häufig verwendete, hochwirksame Insektizide.

 

Die ausgebrachte Toxizität bei Unkrautbekämpfungsmitteln (Herbizide) hat ebenso wie die eingesetzten Mengen stark zugenommen. Vor allem Pflanzen sind hier stärkeren Gefährdungen ausgesetzt. Die gleichzeitige Zunahme von Gefahren für Pflanzen und für Bestäuber, die ökologisch oftmals direkt voneinander abhängen, deutet auf besondere Pestizidrisiken hin, welche die Artenvielfalt von Pflanzen und Insekten bedrohen.

 

Genetisch veränderte Kulturpflanzen wurden unter anderem entwickelt, um den Einsatz chemischer Pestizide deutlich reduzieren zu können. Die Ergebnisse der neuen Studie zeigen nun selbst für die beiden in den USA wichtigsten genetisch veränderten Anbaupflanzen Mais und Soja, dass die ausgebrachte Toxizität chemischer Pestizide für Wirbellose in Gewässern sowie für Bestäuber und Pflanzen an Land genauso stark zugenommen hat wie in der konventionellen Landwirtschaft.“[1]

 

Die Frage ist, ob auch andere Regionen der Welt gleiche Entwicklung durchmachen und ob in die Ländern – wie Österreich, wo der Anbau gentechnikveränderter Pflanzen verboten ist – andere Ergebnisse hätten.

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz folgende

 

Anfrage

 

 

1.    Wie beurteilt das Bundesministerium die Ergebnisse der oben genannten Studie?

2.    Wird die Toxizität der ausgebrachten Pflanzenschutzmittel in Österreich gemessen?

a.    Falls ja, welche Ergebnisse ergaben diese Untersuchungen?

b.    Falls nein, ist so eine Untersuchung plant?

                                          i.    Falls eine Untersuchung geplant ist: Wann soll diese durchgeführt werden?

                                        ii.    Falls eine Untersuchung geplant ist: Wer soll diese durchführen und was sind die genauen Inhalte der Untersuchung(en)?

                                       iii.    Falls keine Untersuchung geplant ist: Warum nicht?

3.    Wie beurteilt das Bundesministerium die Rolle der gentechnisch-veränderten Pflanzen für die Reduzierung der Pestizidbelastung in der Umwelt?

4.    Gibt es in Österreich Bereiche (Gegenden), wo die Pestizidbelastung besonders hoch ist?

a.    Welche Maßnahmen hat das Bundesministerium ergriffen, um die Belastung zu reduzieren?

5.    Wenn Pflanzenschutzmittel verboten werden, gibt es für die Landwirtinnen und Landwirte immer eine Lösung, damit ihre Produktion nicht gefährdet wird?

a.    Falls ja, wie schaut in so einem Fall die Lösung aus?

b.    Falls nicht, welche andere Maßnahmen werden ergriffen, um die Selbstversorgung sicherzustellen?

6.    Wird bei den Lebensmittelimporten auf die Toxizität der ausgebrachten Pestizide im Ursprungsland geachtet?

a.    Falls ja, in welcher Form?

b.    Falls nein, warum nicht?



[1] https://www.uni-koblenz-landau.de/de/aktuell/archiv-2021/studie-zur-toxizitaet-von-pestiziden