6674/J XXVII. GP

Eingelangt am 19.05.2021
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Mag. Gerhard Kaniak

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pflege: Wir brauchen einen Pakt gegen die Einsamkeit

 

Die Caritas Österreich hat am 10.5.2021 folgende Aussendung geschalten:

„Caritas zum Tag der Pflege: Wir brauchen einen Pakt gegen die Einsamkeit

Landau appelliert für Follow up zum ersten Runden Tisch der Bundesregierung im September 2020

Wien (OTS) - „Einsamkeit war bereits vor der Pandemie eine Zivilisationskrankheit westlicher Gesellschaften. Das Virus hat sich als Brandbeschleuniger in Sachen Einsamkeit erwiesen“, sagt Caritas Präsident Michael Landau anlässlich des Internationalen Tages der Pflege. „Während der Pandemie war die mobile Pflege und Betreuung oft der einzige Sozialkontakt für Betroffene. Und auch die Pflege von Angehörigen mündet für viele in der Isolation.“ Über den Pflege-Bereich hinaus sind jedoch viele Menschen betroffen – unabhängig von sozialem Hintergrund, Einkommen und Alter.

Trotzdem ist es ein großes Tabuthema in unserer Gesellschaft, sagt Landau: „Wer spricht schon gerne darüber, dass er oder sie allein ist und darunter leidet? Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft mit großer Scham behaftet.“ Darüber hinaus zeigen zahlreiche Studien, dass Einsamkeit das Risiko für chronischen Stress, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Demenz und frühen Tod erhöhen. Unter Einsamkeit zu leiden hat einen negativeren Einfluss auf unsere Gesundheit als Rauchen, Alkohol oder zu wenig Sport. Landau: „Wir wissen: Einsamkeit macht auf Dauer krank. Positiv formuliert heißt das aber auch: Nichts ist gesünder als die aktive Teilnahme an der Gesellschaft. Ich bin überzeugt: Wer den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken will, muss die Einsamkeit bekämpfen. Das gilt in Zeiten von Corona und darüber hinaus.“

Die Caritas hat in den vergangenen Jahren – zusätzlich zu bestehenden Besuchsdiensten – etliche Projekte wie Wärmestuben, Begegnungscafés, Buddy-Projekte und Social Media Gruppen zum Austausch pflegender Angehöriger auf den Weg gebracht. Während des Lockdowns wurden weitere Schritt gesetzt, berichtet der Präsident: „Viele Angebote für pflegende Angehörige wurden pandemiebedingt adaptiert und um digitale Unterstützungsformen erweitert. Außerdem haben wir gemeinsam mit der Kronen Zeitung und Magenta das Plaudernetz – eine österreichweite Hotline gegen das Alleinsein – gestartet. Menschen, die niemanden zum Reden haben, telefonieren mit Freiwilligen, die gerne zuhören. Seit April letzten Jahres sind mehr als 10.000 Anrufe aus ganz Österreich eingegangen.“

 

Landau appelliert für Pakt gegen Einsamkeit und Regierungsbeauftragte*n

Einsamkeit sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die bei jedem Einzelnen beginnt, aber auch die Politik in die Pflicht nimmt, appelliert Landau: „Es braucht einen Pakt gegen Einsamkeit - ein breites Bündnis von Bund, Ländern, Gemeinden, Wirtschaft, Kirchen und Zivilgesellschaft. Einen oder eine Beauftragte der Regierung, der oder die sich des Themas annimmt.“ Im Wissen, dass Einsamkeit krankt macht, brauche es vor allem auch Enttabuisierung und Evidenz: „Internationale Studien, Beispiele und Erfahrungen sind vorhanden. In Österreich ist das Datenmaterial jedoch überschaubar. Wir benötigen die Stärkung vorhandener und neuer mutiger, innovativer Initiativen. Den Ausbau zivilgesellschaftlicher Strukturen und die Förderung des Ehrenamts.“

Zeitplan offen: Konkrete Schritte fehlen

Die Regierung hat im September 2020 auf Initiative von Hilfsorganisationen, nicht zuletzt der Caritas, einen ersten Schritt gesetzt und zum Runden Tisch geladen. Etliche Punkte aus dem Pakt gegen Einsamkeit, die bei diesem Runden Tisch eingebracht wurden, haben auch im Strategiepapier der Pflege Task Force Eingang gefunden. Offen bleibe aber nach wie vor ein konkreter Zeitplan, also wann und wie konkret die nächsten Schritte geplant sind, sagt Landau abschließend: „Das Follow up zum ersten Runden Tisch steht aus. Hier hoffe ich auf Kanzler, Vizekanzler, den Sozialminister, dass sie diese stille Not nicht vergessen oder übersehen. Wichtig wäre jedenfalls, den Prozess jetzt zügig fortzusetzen, und die Sozial- und Hilfsorganisationen wie Caritas, Rotes Kreuz und Diakonie, aber auch Hilfswerk und Volkshilfe miteinzubeziehen, damit die Erfahrungen aus der Praxis berücksichtigt werden können.““

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210510_OTS0085/caritas-zum-tag-der-pflege-wir-brauchen-einen-pakt-gegen-die-einsamkeit

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nachstehende

 

ANFRAGE

 

1.    Welche Zahlen, Statistiken und Daten liegen Ihnen und Ihrem Ministerium zum Thema Einsamkeit in Österreich, im Speziellen zur Einsamkeit von Pflegebedürftigen vor?

2.    Welche Stellungnahme geben Sie zu diesen Daten ab?

3.    Welche Maßnahmen wollen Sie zur Begegnung der Einsamkeit setzen?

4.    Welche Maßnahmen setzen Sie zur Begegnung der Einsamkeit?

5.    Welche konkreten Projekte und Initiativen von welchen Organisationen werden zur Begegnung der Einsamkeit mit öffentlichen Mitteln unterstützt?

6.    In welcher Höhe werden diese Projekte und Initiativen gefördert?

7.    Welche Daten und Evidenzen liegen Ihnen und Ihrem Ministerium betreffend einem Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Krankheit (Wahrscheinlichkeit, Auswirkungen, Folgen) vor?

8.    Welche Maßnahmen unternehmen Sie, um durch Einsamkeit hervorgerufene bzw. begünstigte Krankheiten zu begegnen?

9.    Wollen Sie der Forderung nach einem Beauftragen für Einsamkeit in Ihrem Ministerium nachkommen?

10. Wenn ja, warum?

11. Wenn ja, welche Mittel stehen dafür zur Verfügung?

12. Wenn nein, warum nicht?

13. Welche Bediensteten in den Bundesministerien beschäftigen sich derzeit mit dem Thema Einsamkeit?

14. Welche Aufgabenbereiche hinsichtlich der Begegnung der Einsamkeit nehmen diese Bediensteten wahr?

15. Sind Sie bzw. Ihr Ministerium der Meinung, dass genügend Personal in den Ministerien zur Begegnung der Einsamkeit zur Verfügung steht?

16. Wenn ja, warum?

17. Wenn nein, warum nicht?

18. Welche konkreten Schritte hinsichtlich eines Arbeitsplans für die Pflege-Task-Force planen Sie?

19. Was ist der konkrete Zeitplan der Pflege-Task-Force?

20. Wann findet das nächste Follow-Up zum in der Aussendung angesprochen Runden Tisch statt und welche NGOs werden bei diesem Treffen teilnehmen?

21. Welche konkreten Themen sollen bei diesem Follow-Up besprochen werden?

22. Wird das Thema Einsamkeit bei diesem Follow-Up besprochen werden?

23. Wenn ja, welche Standpunkte und Lösungsansätze werden hinsichtlich der Einsamkeit von Seiten Ihres Ministeriums eingenommen und besprochen werden?