Eingelangt am 20.07.2021
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper,
Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Geldwäsche-Ermittlungen
der Financial Intelligence Unit (FIU) hinsichtlich der Geschäftsbeziehung
zwischen Dimitri Firtasch und der Raiffeisen Bank International AG
Wie durch Recherchen des ORF gemeinsam mit dem
Nachrichtenmagazin profil Ende April 2021 öffentlich bekannt wurde, nahm
die deutsche Geldwäschemeldestelle in Köln 2020 die umfangreiche
Kontobeziehung der Firmengruppe des ukrainischen Oligarchen Dimitri Fitasch mit
der Wirecard Bank kritisch unter die Lupe (siehe etwa: Wirecard-Kollaps:
Geldwäschemeldung gegen Firtasch-Gruppe in Deutschland | profil.at). Firtasch
lebt seit mehreren Jahren in Österreich und kämpft hier gegen eine
Auslieferung in die USA, wo Korruptions- und Geldwäschevorwürfe gegen
ihn anhängig sind. Wesentliche Unternehmen der Firtasch-Gruppe, wie
etwa die Zangas Hoch Tief Bau GmbH, sind in Österreich
domiziliert.
Aufgrund von Ermittlungen der FMA gegen die
Raffeisen Bank International (RBI) im Zusammenhang mit der Veröffentlichung
der "Panama Papers" waren die Geschäftsverbindungen der RBI zu
Firtasch abgebaut worden. Also musste sich dieser nach einem neuen
Finanzinstitut umsehen, welches er offenbar dank einer
persönlichen Empfehlung von Jan Marsalek in der Wirecard Bank AG
fand. Das legen unter anderem die folgenden Unterlagen nahe, die uns im
Zuge unserer Recherchen zur Verfügung gestellt wurden:
- 10-seitiger Untersuchungsbericht vom
September 2020 über die Geschäftsbeziehung zwischen
Firtasch und Wirecard, den die deutsche FIU an das Bayerische
Landeskriminalamt übermittelt hatte;
- Chatnachrichten zwischen Marsalek und einer
Wirecard-Mitarbeiterin vom Februar 2020;
- Strukturübersicht der
Dimitri-Firtasch-Firmengruppe aus dem Bestand der Wirecard Bank AG;
- Dokumentation der Kontobeziehung zwischen
der Firtasch-Gruppe und der Wirecard Bank AG;
- Internes Email, in dem Marsalek von einem
Wirecard-Rechtsberater über das Sanktionsrisiko einer
Geschäftsbeziehung mit Firtasch gewarnt wird;
- Interne Dokumente der Avcon Jet AG über
den Betrieb des Privatjets OE-IRK, der zur Firtasch-Firma UKRINVEST
Holding GmbH gehört und über die Raiffeisen Leasing finanziert
wird;
- Internes Email vom Februar 2020
über eine mögliche gemeinsame Presseaussendung der Wirecard AG
und der RBI AG (Inhalt ist die gemeinsame Zusammenarbeit im Bereich
"financial services und digitale Zahlungslösungen")
Angesichts der Fülle an Hinweisen auf
problematische Transaktionen aus dem unternehmerischen Umfeld Dimitri
Firtaschs, die aus diesen Unterlagen hervorgehen, stellt sich die konkrete
Frage, ob und welche Maßnahmen bzw. Verdachtsmeldungen bisher in diesem
Zusammenhang seitens der im österreichischen Innenministerium (BMI)
angesiedelten FIU gesetzt wurden.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Ist innerhalb der vergangenen 12 Monate bei
der FIU des BMI eine Geldwäsche-Verdachtsmeldung im Zusammenhang mit
dem Umfeld Dimitri Firtaschs und der Wirecard AG eingegangen?
- Wenn ja: Wann ist diese Verdachtsmeldung
eingegangen?
- Wenn ja: Welche Maßnahmen wurden
seitens der FIU in der Folge wann jeweils gesetzt?
- Ist innerhalb der vergangenen 12 Monate bei
der FIU des BMI eine Geldwäsche-Verdachtsmeldung im Zusammenhang mit
dem Umfeld Dimitri Firtaschs und der RBI eingegangen?
- Wenn ja: Wann ist diese Verdachtsmeldung
eingegangen?
- Wenn ja: Welche Maßnahmen wurden
seitens der FIU in der Folge wann jeweils gesetzt?
- Kam es zu vergleichbaren
Geldwäschemeldungen in Österreich vonseiten der FMA oder
einzelnen Banken?
- Wenn ja: Welche, von wem?
- Wenn ja: Wurden diese weiterverfolgt?
i. Wenn ja: Mit welchem Ausgang?
ii. Wenn nein: Wieso nicht?
- Ist Ihnen, Herr Innenminister, der
zehnseitige Untersuchungsbericht der deutschen FIU an das Bayrische LKA
bekannt?
- Wenn ja: Seit wann?
- Wenn ja, seit wann liegt Ihnen oder Ihrem
Kabinett dieser Untersuchungsbericht vor?
- Wenn ja: Welche Maßnahmen haben Sie,
Herr Innenminister, in diesem Zusammenhang gesetzt oder gedenken Sie wann
jeweils zu setzen?
- Wurden seitens der FIU des
BMI hinsichtlich der Geschäftsverbindungen der RBI mit der
Firtasch-Unternehmensgruppe auf Grundlage einer Verdachtsmeldung weitere
Ermittlungsschritte gesetzt?
- Wenn ja: Welche Ermittlungsschritte wurden
wann gesetzt?
- Wenn ja: Im Rechtshilfeweg oder
amtswegig?
- Wenn nein: Wieso wurden keine Ermittlungsschritte
gesetzt?
- Wenn nein: Läuft derzeit noch eine
Prüfung, ob Ermittlungsschritte zu setzen sind oder nicht?
i. Wenn ja: Wann wird diese Prüfung voraussichtlich abgeschlossen
sein?
- Wurden seitens des BMI anderweitige
Ermittlungsschritte im Zusammenhang mit dem sogenannten Wirecard-Komplex
gesetzt?
- Wenn ja: Welche Ermittlungsschritte wurden
wann gesetzt?
- Wenn nein: Wie gedenken Sie, Herr
Innenminister, in dieser Causa vonseiten der österreichischen
Regierung weiter vorzugehen?