7566/J XXVII. GP

Eingelangt am 27.07.2021
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Anfrage

der Abgeordneten Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Frauen‚ Familie‚ Jugend und Integration

betreffend LGBTIQ-Aufklärung als Teil der Werte- und Orientierungskurse

LGBTIQ-Feindlichkeit stellt in Österreich immer noch ein großes Problem dar und tritt in unterschiedlichsten Formen auf, angefangen beim Zerreissen und Verbrennen von Regenbogenfahnen, über verbale Übergriffe und Mobbing bis hin zu physischer und sexualisierter Gewalt gegen LGBTIQ-Personen. Gleichzeitig mangelt es immer noch an Aufklärungs-, Beratungs- und Schutzangeboten für von Gewalt und Diskriminierung betroffene LGBTIQ-Personen. Neben Bereichen wie Bildung, Arbeitsmarkt und Gesundheit ist eine Verankerung von Aufklärungsmaßnahmen zu LGBTIQ-Themen und Lebensweisen auch im Integrationsbereich dringend notwendig. Laut eines ÖIF-Forschungsberichts1, der sich u.a. mit "gruppenbezogenen Abwertungen" junger Menschen zwischen 14 und 24 Jahren mit kurdischem, türkischem, tschetschenischem, syrischem, afghanischem, bosnischem und ohne Migrationshintergrund befasst, geht hervor, dass die Hälfte der befragten Syrer_innen und  Afghan_innen sowie vier von zehn befragten Kurd_innen und Türk_innen Homosexualität immer ablehnen. 

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1 Kenan Güngör / Martina Zandonella / Bernhard Hoser / Valentin Sützl. Junge Menschen mit muslimischer Prägung in Wien. Zugehörigkeiten, Einstellungen und Abwertungen (Nov 2019), S 82f.

Um diesen Einstellungen frühestmöglich und effektiv entgegenzuwirken, ist es besonders wichtig, LGBTIQ-Aufklärung als fixen Aspekt in die Werte- und Orientierungskurse (WOK) des ÖIF für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte sowie zum Verfahren zugelassene Asylwerber_innen zu integrieren. Die LGBTIQ-Community ist ein fixer Bestandteil unserer menschenrechtsbasierten, vielfältigen und liberalen Demokratie. LGBTIQ-Themen müssen daher ebenso wie die Gleichberechtigung von Mann und Frau, demokratische und rechtsstaatliche Prinzipien, Menschenwürde und andere europäischen und österreichische Grundwerten in den WOK Beachtung finden. Noch dazu sollen die derzeit 8-stündigen WOK laut Integrationsministerin Raab deutlich ausgebaut werden2 - eine ausgezeichnete Möglichkeit, um LGBTIQ-Themen fortan fest zu verankern.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

  1. Inwiefern werden LGBTIQ-Themen und Aufklärung zur Lebensweise und Gleichberechtigung von homo-, bi-, trans- und intergeschlechtlichen Personen aktuell in den WOK des ÖIF behandelt?
    1. Gibt es hierfür einen expliziten Themenblock und wenn ja, in welchem Stundenausmaß?

                                          i.    Wenn nein, warum nicht?

  1. Sollten LGBTIQ-Themen und Aufklärung zur Lebensweise und Gleichberechtigung von homo-, bi-, trans- und intergeschlechtlichen Personen aktuell nicht als fixer Bestandteil in den WOK enthalten sein, ist angedacht, mit der Ausdehnung der WOK dieses Thema zumindest fortan fest zu verankern?
    1. Wenn ja, wird es einen eigenen Themenblock/ein eigenes Kapitel geben und in welchem Stundenausmaß wird das Thema fortan behandelt werden?
    2. Wenn nein, warum nicht, wo doch bezüglich dieses Themas starker Aufklärungsbedarf besteht?
    3. Ab wann und in welchem Stundenausmaß sollen die WOK verlängert werden?

 

 

 

 

 

 

 

2 https://www.integrationsfonds.at/newsbeitrag/integrationsbudget-ausbau-der-verpflichtenden-integrationsmassnahmen-7220