7673/J XXVII. GP

Eingelangt am 18.08.2021
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Peter Schmiedlechner

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Pflege durch Angehörige

 

 

Der 6. Österreichische Familienbericht 2009 bis 2019, vorgelegt von der Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration stellte zur Pflege von psychisch und physisch Beeinträchtigten, Behinderten und Pflegebedürftigen die Fakten und Entwicklungen zusammen.[1]

 

Noch immer stellen die Familien in Österreich die wichtigste Säule für Betreuung und Pflege dar, Frauen leisten hier den größten Anteil an Pflege. Vor allem ältere Menschen und Kinder mit Beeinträchtigungen benötigen die Betreuung durch Pflegekräfte oder Angehörige. Die Langzeitpflegeversorgung konzentriert sich seitens des Staates meistens auf das Pflegegeld, der Ausbau an professionellen Diensten (Sachleistungen) hinkt trotz eines Anstiegs in den letzten Jahren hinterher. Vielfach müssen pflegende Angehörige daher Einbußen bei der Erwerbstätigkeit in Kauf nehmen, das Pflegegeld ist nur eine teilweise Kompensation. „Schätzungen zufolge sind in Österreich rund eine Million Menschen in die Pflege von Angehörigen involviert. […] Der Rechnungshof geht in seinem jüngsten Bericht von einer Schätzung von einem Wert der informellen Pflege von 3,1 Milliarden Euro aus. […] Derzeit werden rund 40 % der Bezieherinnen und Bezieher von Pflegegeld nur von Angehörigen bzw. innerhalb der Familie versorgt, weitere 35 % erhielten mobile Dienste (zusätzlich) (Daten aus dem Jahr 2016, BMASGK 2017). Werden professionelle Betreuungsdienste zuhause in Anspruch genommen, entstehen für die betroffenen Familien teils nicht unbeträchtliche private Kostenbeiträge (Famira-Hühlberger und Firgo 2018).“[2]

 

So berichten Betroffene von Problemen mit der Pflege. Es ist nicht nur sehr teuer Betreuungsdienste zu organisieren, es ist teilweise unmöglich ein Angebot zu erhalten. Nicht selten werden Pflegebedürftige von Diensten (meist NGOs) abgelehnt. Die Gründe sind unterschiedlich. So berichtete eine Angehörige, dass sie nicht einmal für kurze Zeit eine Betreuung für ihre Verwandte bekommen, weil diese 90 kg wiegt und deswegen für das Personal der NGOs zu schwer sei. Es ist sehr schwer, privat eine Pflegekraft zu organisieren und für viele Familien mit pflegebedürftigen Mindestpensionisten nicht leistbar, die Bevölkerung wird aber älter und Lösungen für dieses Problem gibt es keine. Die Einführung der FH-Abschlüsse für Pflegekräfte möge aus der Sicht der Qualifikation sinnvoll sein, aber ob so hochqualifizierte Kräfte wirklich in die Pflege gehen oder lieber administrative Aufgaben übernehmen, sei dahingestellt.

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz folgende

 

Anfrage

 

 

 

1.    Wie hoch sind die monatlichen Durchschnitts-Kosten für die Pflege von Angehörigen in den einzelnen Bundesländern?

2.    Wie viel Unterstützung erhalten die Angehörigen bzw. die Pflegebedürftigen im Monat in den einzelnen Bundesländern im Schnitt?

3.    Gibt es derzeit genug Pflegekräfte in den einzelnen Bundesländern?

a.    Falls nein, in welchen Bundesländern gibt es nicht genug Pflegekräfte?

b.    Falls nein, wie viele Pflegekräfte fehlen bundesweit?

c.    Falls nein, welche Maßnahmen wurden gesetzt, um genug Pflegekräfte möglichst schnell sicherzustellen?

d.    Falls ja, ist die Sicherheit auch für die nächsten Jahre gegeben?

4.    Wie viele der FH-Absolventen wollen wirklich in der Pflege (direkt bei den Pflegebedürftigen) arbeiten?

5.    Wie viele der FH-Absolventen haben sich für administrative Aufgaben entschieden und sind nicht direkt in der Pflege der Pflegebedürftigen im Einsatz?

6.    Welche Möglichkeit haben die Personen, welche keine Matura haben, aber gerne in Pflege arbeiten würden, eine Beschäftigung im Pflegebereich zu bekommen?

7.    Welche Möglichkeiten haben Pflegende, welche für kurze Zeit eine Auszeit von der Pflege nehmen wollen bzw. wegen anderer Verpflichtungen oder gesundheitlicher Problemen eine Vertretung benötigen, falls die NGOs ihre Angehörigen nicht pflegen wollen?

8.    Wie viele pflegebedürftige Personen werden von den NGOs jährlich abgelehnt?

9.    Aus welchen Gründen werden die Pflegebedürftigen von den NGOs üblicherweise abgelehnt?

10. Ist das Pflegegeld für Betreuung der Angehörigen durch eine 24-Stunden-Pflege ausreichend?

a.    Falls nein, wie viel müssen Angehörige in den einzelnen Bundesländern im Schnitt dazuzahlen?

b.    Falls nein, welche Möglichkeiten haben Angehörige, welche sich so eine Pflege nicht leisten können?



[1] III-296 d.B. (XXVII. GP) - 6. Österreichischer Familienbericht 2009 bis 2019 (parlament.gv.at)

[2] 6. Österreichischer Familienbericht 2009 bis 2019 (III-296 d.B.), Seiten 538 - 539