7749/J XXVII. GP
Eingelangt am 03.09.2021
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Anfrage
des Abgeordneten Alois Kainz
und weiterer Abgeordneten
an die Bundesministerin für Landesverteidigung
betreffend Das Österreichische Bundesheer wird ökologischer
Am 14. August 2021 veröffentlichte der Kurier folgenden Artikel:
Auch Österreichs Militär hat dem Klimawandel den Kampf angesagt. Die Nachhaltigkeit wird sich etwa im Offizierskasino und durch Solaranlagen auf den Kasernendächern zeigen.
Wie schaut es eigentlich mit dem Klimaschutz beim Militär aus? Schließlich sind die militärischen Waffen- und Transportsysteme ohne Benzin, Diesel oder Kerosin-Verbrennungsmotoren derzeit nicht vorstellbar. Berechnungen gehen davon aus, dass etwa das US-Militär jährlich rund 65 Millionen Tonnen emittiert, das ist nur knapp weniger als die Treibhausgas-Emissionen von ganz Österreich (80 Millionen Tonnen). Es darf aber nicht verwundern, dass auch Österreichs Generäle extrem CO2-intensives Gerät befehligen: Ein Eurofighter Typhoon verbrennt beim Start rund 530 Liter Treibstoff – pro Minute. Im Flug ohne Nachbrenner sind es immerhin noch 166 Liter pro Minute. Unsere 62 Tonnen schweren Leopard-II-Kampfpanzer verbrennen mit Motoren mit 47,6-Lizer Hubraum mit zwei Turboladern rund 530 Liter Diesel pro 100 Kilometer im Gelände und rund 340 Liter auf befestigten Straßen. Oder die S70-Blackhawk-Transporthubschrauber, deren 2000-PS-Triebwerke etwa 10 Liter Treibstoff fressen – pro Minute. Zwar gibt es weltweit längst erste Versuche, wie man militärisches Gerät fossil-frei betreiben könnte, doch über Prototypen kamen die Versuche bisher kaum hinaus. Zwar werden Elektroantrieben durchaus positive Eigenschaften zugeschrieben, weil sie wartungsärmer sind und deutlich leiser auf dem Schlachtfeld operieren könnten. Doch es bleibt die Frage, woher der Strom kommen soll. Ausprobiert werden da Batteriewechselsysteme, Erneuerbare Energien mit Photovoltaikmodulen, es gab sogar Pläne für mobile Mini-Atomkraftwerke für entlegene Militärstationen wie das „Projekt Dilithium“ der US Armee, das allerdings aus Sicherheitsgründen schnell wieder in der Schublade verschwand.
Österreichs Bundesheer erwägt aktuell zwar nicht, Elektropanzer oder dergleichen anzuschaffen, es gibt aber sehr wohl Strategien für ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit. So wurden zum Beispiel bereits duzende E-Autos der neuersten Generation angeschafft. Bundesheer-Sprecher Oberst Michael Bauer verriet dem KURIER, dass es seit über einem Jahrzehnt Bestrebungen eines „Militärischen Umweltschutzes“ gibt: Etwa bei den Truppenübungsplätzen, bei denen man nicht unbedingt an den Schutz der Flora und Fauna denken würde, die aber zum Teil „Natura 2000“-Schutzgebiete sind. Vor allem der Truppenübungsplatz Allentsteig ist für seine Artenvielfalt bekannt, wo Bieber, Seeadler oder Wölfe anzutreffen sind.
Beim Thema ökonomische Nachhaltigkeit beim Heer geht es um eine stetig steigende Energieeffizienz, um den Ausbau erneuerbarer Energien und die Sicherstellung der Energieversorgung. Dazu wurden im Jahr 2017 Umweltschutzreferenten der Militärkommanden zur Energieeffizienzbeauftragten ausgebildet. Sie schauen unter anderem, wie die militärischen Liegenschaften dekarbonisiert werden könnten – sprich: Raus aus Öl und Gas auf hier, dafür PV-Paneele und Wärmepumpen aufs Dach. Zudem laufen bereits Pilotprojekte zur Gewinnung, Speicherung und Nutzung von kinetischer, thermischer und elektrischer Energie sowie Tests von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen.
Und es läuft bereits das Projekt „Klimateller“ –bei dem es um regionales und saisonale Ernährung in den Kantinen und Offizierskasinos geht. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner erklärte dazu: „Durch Nachhaltigkeit und Umweltschutz wollen wir die Lebensgrundlage der jetzigen und zukünftigen Generationen schützen. Deshalb setzen wir die entsprechende Maßnahmen, um den modernen Herausforderungen und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Durch entsprechende Projekte sind wir für eine Grüne Zukunft gerüstet.“[1]
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Landesverteidigung folgende
Anfrage
1.
Laut dem
Artikel plant Österreich derzeit noch keine Anschaffung von
Elektropanzern. Planen Sie künftig die Anschaffung solcher Elektropanzer?
a.) Finden Sie wäre die Anschaffung von Elektropanzern für das
Bundesheer tatsächlich ökologischer?
2. Wie soll das moderne Gefechtsfeld in Ihren Augen künftig aussehen?
3. Was hat die Tatsache, dass einige Truppenübungsplätze „Natura 2000“-Schutzgebiete sind in Ihren Augen mit Umweltschutz zu tun?
4.
Wird bei jenen
Truppenübungsplätzen, welche „Natura 2000“-Schutzgebiete
sind, mehr auf Umweltschutz wert gelegt als bei den übrigen
Truppenübungsplätzen?
a.) Falls ja, inwiefern?
5.
Im Jahr 2017 wurden Umweltschutzreferenten
der Militärkommanden zur Energieeffizienzbeauftragten ausgebildet.
a.) Wie sieht die Arbeit dieser Energieeffizienzbeauftragten konkret aus?
b.) Welche Schlüsse konnte, aufgrund der Arbeit der Energieeffizienzbeauftragten,
bis dato für die jeweiligen Militärkommanden in Bezug auf die ökologische
Gestaltung, gezogen werden? Bitte um konkrete Darstellung je nach
Militärkommando.
a.) Inwiefern konnten die Energieeffizienzbeauftragten seit 2017 die jeweiligen
Militärkommanden bereits ökologischer gestalten? Bitte um
detaillierte Auflistung sowie nach Aufgliederung der jeweiligen
Militärkommanden.
b.) Welche weiteren Ziele sollen in Bezug auf die ökologischere Gestaltung
künftig umgesetzt werden? Bitte um detaillierte Auflistung sowie nach
Aufgliederung der jeweiligen Militärkommanden.
6.
Was hat sich seit
über einem Jahr betreffend einer eigenen Wärmeversorgung für
beide am Truppenübungsplatz Allentsteig befindlichen Kasernen, die
Lichtenstein-Kaserne sowie das Lager Kaufholz, siehe Beantwortung meiner
Anfrage 1617/J von Juni 2020, dass die Errichtung eines eigenen
Biomasseheizwerkes derzeit geprüft wird, seither diesbezüglich getan?
b.) Was hat die diesbezügliche Prüfung ergeben?
c.) War der Energieeffizienzbeauftragte in die Prüfung eingebunden?
d.) Falls die Prüfung ergeben hat, dass ein Biomasseheizwerk für den
TÜPl Allentsteig errichtet werden soll, wann soll dieses errichtet werden?
e.) Falls die Prüfung ergeben hat, dass kein Biomasseheizwerk für den
TÜPl Allentsteig errichtet werden soll, was ist der Grund dafür und inwiefern
steht das mit der ökologischen Gestaltung des Österreichischen
Bundesheeres im Einklang?
f.). Auf welche Dauer wurde der Vertrag mit der Energie-Versorgung Niederösterreich AG nach Vertragsauslauf im Dezember 2018, laut der Anfragebeantwortung wurde auf Grund fehlender budgetärer Mittel für die Errichtung eigener Biomasseheizanlagen verzichtet, verlängert?
7. In welchen Kantinen und Offizierskasinos werden die Soldaten derzeit im Zuge des Projekts „Klimateller“ versorgt?
8.
In welchem
Verhältnis steht das Projekt „Klimateller“ mit dem Projekt
„Cook & Chill“?
a.) Gibt es das Projekt „Klimateller“ nur in jenen Kasernen, welche
mittels eigener Truppenküche und somit nicht mittels „Cook &
Chill“ versorgt werden?
9. Wollen Sie künftig im Sinne der Regionalität und der Saisonalität alle Kasernen anstatt mittels „Cook & Chill“ via dem Projekt „Klimateller“ versorgen?
10. Welche weiteren Projekte planen Sie, um das Österreichische Bundesheer ökologischer zu gestalten? Bitte um Auflistung aller Projekte inklusive dem Zeitrahmen, in welcher sie umgesetzt werden sollen.
[1] https://kurier.at/politik/inland/klimateller-statt-gulaschkanonen-bundesheer-wird-oekologischer/401472895