7990/J XXVII. GP
Eingelangt am 22.09.2021
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ANFRAGE
des Abgeordneten Mag. Stefan
und weiterer Abgeordneter
an die Bundesministerin für Justiz
betreffend Martin Hos Pratersauna als Drogen-Hotspot?
Das Onlinemedium „ZackZack“ berichtete[1] am 28. August 2021 über den mutmaßlich organisierten Drogenhandel im Wiener Club „Pratersauna“ und dessen Eigentümer Martin Ho, u.a. wie folgt:
[...]
„Wiederholt wenden sich Informanten an uns. In einem Lokal von Martin Ho soll mit Drogen gedealt werden. ZackZack will das überprüfen und ist mit einem Kollegen einer österreichischen Tageszeitung in der Pratersauna. Wird dort tatsächlich organisierter Drogenhandel betrieben, oder sind einzelne Dealer im Club tätig?
Am 19. August, einem Donnerstag, fragt unser Kollege einen Mitarbeiter des Lokals ganz offen, ob er Drogen kaufen könne. Antwort: Heute nicht, wir sollten am Wochenende wiederkommen, da würden Drogen verkauft. Wir kommen also am nächsten Tag wieder. Bis etwa 1 Uhr ist wenig los. Dann füllt sich der Club schlagartig. Mit den Gästen tauchen die Dealer auf. Alles ist genauso, wie unsere Informanten es beschrieben haben. Wir sehen, wie mehrere Personen, die den Beschreibungen unserer Tippgeber entsprechen, miteinander reden.
Und dann beobachten wir etwas Außergewöhnliches: Die Drogendealer stimmen sich mit dem Sicherheitspersonal des Clubs ab. Ein Securitymitarbeiter hält mit ihnen offenbar eine Art Vorbesprechung ab, scheint einzuteilen, wer in welchem Bereich der Pratersauna arbeitet. Schon zuvor war uns aufgefallen, dass einer der Dealer am Eingang von anderen Security-Leuten offenbar erkannt worden war. Die ließen ihn, an der Schlange der Besucher vorbei und ohne 3G-Kontrolle, in den Club. Für die Sicherheit sorgen uniform schwarz gekleidete, muskelbepackte und einheitlich coronamaskierte Männer. Typ Kampfsportler, Funkgeräte im Ohr, viele mit Vollbart.
Wenn man weiß, wonach man suchen muss, sind die Dealer leicht zu erkennen. Sie sind alleine da, sie tanzen und trinken nicht. Doch immer wieder kommen sie kurz mit Leuten ins Gespräch. Einige Worte werden gewechselt, ein geübter Griff in die Bauchtasche unter dem weiten Hemd, eine schnelle Umarmung unter Fremden und schon ist die Sache gelaufen. Es ist für alle offensichtlich, was da passiert.
Wir wollen ganz sicher gehen und machen den Selbstversuch. Blickkontakt zu einem der Dealer ist schnell hergestellt, das funktioniert nicht anders als bei einem Barkeeper oder Kellner. Ein kurzes Kopfnicken. Mit einer wie zufälligen Geste unter der Nase kann man zeigen, worum es geht. Der Dealer macht eine Kopfbewegung in Richtung der Bar, wo das Gedränge am dichtesten ist. „Was willst du?“, fragt er, als wir dort ankommen.
„1 Gramm.“ „Kokain?“ „Ja.“
Unsere Informanten sagen, 1 Gramm Kokain wechsle in der Pratersauna zum Preis von 100 Euro den Besitzer. Den Polizisten, denen wir die Drogen am selben Tag übergeben, erscheint das teuer. Aber Qualität kostet eben.
„100 Euro,“ sagt der Dealer. Die haben wir schon vorbereitet. Eine lässige Umarmung, Geld und ein kleines Plastiksäckchen mit weißem Pulver werden in der hohlen Hand ausgetauscht. Das Ganze hat keine Minute gedauert. Innerhalb einer halben Stunde macht alleine dieser Dealer eine ganze Reihe ähnlicher Transaktionen – das Geschäft mit den Drogen brummt in der Pratersauna.
Martin Ho wollte gegenüber ZackZack keine Stellungnahme abgeben.
Insider: „Mindestens 100 Gäste mit Drogen versorgt“
Unsere Recherchen bestätigen die Schilderungen eines Insiders: In keinem anderen Lokal werde Drogenhandel „so offen betrieben wie in der Pratersauna“. Alleine an einem Abend habe „der Dealer mindestens 100 Gäste mit Drogen versorgt“. Dabei musste er „mehrmals Nachschub holen.“
Der Drogennachschub lagert laut dem Zeugen offenbar im hinteren Bereich der Pratersauna, beim sogenannten „Bunker“. Durch den geht es auch in den nicht zugänglichen Bereich des Lokals, wo Ho spezielle Gäste aus Politik und Medien bewirtet. Die geschilderten Szenen sollen sich in den Jahren 2018 und 2019 abgespielt haben.“ [...]
„Vorwürfe schon länger bekannt
Bereits in der Vergangenheit geriet Ho immer wieder wegen Drogenvorwürfen in die Schlagzeilen. Am 1. Mai 2020 stellte die Polizei bei einer Razzia in Hos Lokal „Dots im Brunnerhof“ Rauschgift sicher, ZackZack berichtete. Derzeit laufen Anrainer gegen ein neues Projekt von Ho in der Wiener Mariahilfer Straße Sturm. Laut „Kurier“-Ausgabe vom 20. August 2021 befürchten sie, dass im „Candy Shop“ mit Drogen gehandelt werden soll. In der Szene ist „Candy“ ein Codewort für Drogen.
Ho habe die Anrainer-Vorwürfe laut „Kurier“ mit einem „entspannten Lächeln“ quittiert. Er sei „Opfer einer Neidgesellschaft“ und orte „politisch motivierte Skandalisierungen“ des Boulevards.
Was tun die Behörden?
Seit Jahren glaubt halb Wien zu wissen, dass man in Hos Lokalen Rauschgift beziehen kann. Die Polizei selbst hat Drogen in einem Ho-Lokal sichergestellt. Die Recherchen von ZackZack beweisen viele der Vorwürfe. Wir haben den Behörden das Kokain aus der Pratersauna übergeben. An die Wiener Staatsanwaltschaft erging eine Sachverhaltsdarstellung, in der die Vorgänge um den organisierten Drogenhandel in der Pratersauna angezeigt werden. Jetzt sind die Ermittler am Zug.“
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Justiz folgende
Anfrage
1. Wurden aufgrund der aktuellen Berichte über den mutmaßlichen Drogenhandel in der „Pratersauna“ Ermittlungen aufgenommen?
a. Wenn ja, gegen wen und aufgrund welchen strafrechtlich relevanten Verdachts wird ermittelt?
b. Wenn ja, wie ist der aktuelle Stand der Ermittlungen?
c. Wenn nein, warum nicht?
2. Wurden in der Vergangenheit in gleich oder ähnlich gelagerten Fällen, die eine Verbindung zur „Pratersauna“ aufweisen, Ermittlungen geführt?
a. Wenn ja, gegen wen und aufgrund welchen strafrechtlich relevanten Verdachts wurde ermittelt?
b. Wenn ja, zu welchem Ergebnis kamen die Ermittlungen?
3. Wurden in der Vergangenheit in gleich oder ähnlich gelagerten Fällen, die eine Verbindung zu Martin Ho aufweisen, Ermittlungen geführt?
a. Wenn ja, gegen wen und aufgrund welchen strafrechtlich relevanten Verdachts wurde ermittelt?
b. Wenn ja, zu welchem Ergebnis kamen die Ermittlungen?