Eingelangt am 24.09.2021
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Helmut
Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
europäische und internationale Angelegenheiten
betreffend Afghanische Botschaft in
Wien
Nach der gewaltsamen Machtübernahme der
Taliban in Kabul bleibt die Botschafterin Afghanistans, Manizha Bakhtari, derzeit
weiter in Wien. Sie gibt weiterhin Interviews und sprichts ich gegen die
Herrschaft der Taliban und für die Unterstützung der
Zivilgesellschaft und der Errungenschaften der letzten 20 Jahre aus.
In einem Interview mit der Kronen Zeitung (www.krone.at/2501278)
erklärt sie, sie bleibe weiterhin Botschafterin Afghanistans, da die
illegitime Taliban-Regierung sie nicht abberufen könne und Österreich
erst die Taliban anerkennen müssten um ihre Abberufung zu legitimieren.
Andererseits vertritt Botschafterin Bakhtari keine existierende Regierung mehr.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Erkennt die Bundesrepublik Österreich
weiterhin die von der Regierung Ashraf Ghani entsandte diplomatische
Vertretung Afghanistans an? Besteht weiterhin diplomatischer Status und
Aufenthaltsrecht für die afghanischen Mitarbeiter_innen der
Botschaft?
- Wie wird die afghanische Botschaft zurzeit
finanziert?
- Präsident Ashraf Ghani ist aus
Afghanistan geflohen und lebt im Exil. Was ist der Status der gewählten,
anerkannten aber abgesetzten und de facto nicht mehr existenten
Ghani-Regierung?
- Bitte um Erklärung des nötigen
Prozesses zum Austausch des Botschaftspersonals durch die Taliban. Ist
eine Anerkennung der Taliban-Regierung vonnöten? Erkennt Österreich
Staaten oder Regierungen an?
- Wie viele andere Staaten auch wird sich
Österreich mit den Taliban über beiderseitig wichtige Themen
– unabhängig von formeller Anerkennung – austauschen
müssen. Wie wird dieser Austausch ohne formelle Vertretung ablaufen?
- Das Botschaftspersonal hat für die
Ghani Regierung gearbeitet und sich teils sehr deutlich gegen die Taliban
ausgesprochen. Noch nach deren Machtübernahme sprach sich
Botschafterin Bakhtari dagegen aus, eine Terrororganisation wie die
Taliban als Regierung anzuerkennen. Was geschieht mit den
Botschaftsmitarbeiter_innen, darunter gebildete Frauen, die bei den
Taliban besonders gefährdet wären, nach dem Ende ihres
diplomatischen Status? Werden sie in Österreich Bleiberecht erhalten?
Wenn nein, was ist die Alternative für diejenigen, die keine
Doppelstaatsbürgerschaften oder Aufenthaltsgenehmigungen in
Drittstaaten genießen?