823/J XXVII. GP
Eingelangt am 13.02.2020
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ANFRAGE
des Abgeordneten Hermann Brückl, MA
und weiterer Abgeordneter
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend Text zum Thema Asyl in einem Schulbuch
„Wie jeden Samstagvormittag putzt Herr Weimer seinen Mercedes. Und wie meistens putzt seine Tochter Laura daneben ihr Fahrrad. Herr Weimer ist gerade dabei, die Motorhaube abzuwaschen, da hält vor der Einfahrt ein Auto, und Herr Modler steigt aus.
‚Haben Sie schon gehört?‘, beginnt er sofort. ‚Die wollen das leerstehende Haus dort drüben zu einem Asylbewerberheim machen!‘ ‚Was!‘ Herr Weimer fällt fast die Bürste aus der Hand. ‚Ein Asylbewerberheim! Das darf ja nicht wahr sein!‘
Die beiden Männer schimpfen heftig über Ausländer, Asylanten und Politiker.
‚Was meinen Sie, wie viel Geld das kosten‘, sagt Herr Modler empört. ‚Und wir können alles bezahlen. Den Umbau des Hauses und die Unterstützung dieser Faulenzer. Die leben doch hier auf unsere Kosten wie die Maden im Speck!‘
‚Das kann so nicht weitergehen‘, stimmt ihm Herr Weimer zu. ‚Man ist ja hier bald seines Lebens nicht mehr sicher.‘
Für Laura hört sich das so an, als ginge es in dem Gespräch um böse und gefährliche Menschen. Sie geht ins Haus und fragt ihre Mutter, was Asylbewerber eigentlich sind.
‚Asylbewerber sind Menschen, die aus ihren Heimatländern geflohen sind, weil sie dort verfolgt werden‘, erklärt Mutter.
‚Warum werden sie verfolgt?‘, möchte Laura wissen. ‚Haben sie gestohlen?‘
Mutter schüttelt den Kopf. ‚Manche werden verfolgt, weil sie gegen die Regierung sind; manche, weil sie einen anderen Glauben oder eine andere Hautfarbe haben als die Mehrheit in ihren Heimatländern.‘
‚Kommen sie dann ins Gefängnis?‘
Mutter möchte nicht weiter darüber reden, aber Laura lässt nicht locker. ‚Ja, sie kommen ins Gefängnis; viele werden sogar gefoltert und getötet‘, sagt sie, damit Laura endlich Ruhe gibt.
‚Auch Kinder?‘, fragt Laura erschrocken. Mutter nickt. ‚In manchen Ländern sogar Kinder. Deswegen suchen sie in einem anderen Land Schutz vor ihren Verfolgern. Diesen Schutz nennt man Asyl.‘
Laura überlegt. ‚Warum tun Papa und Herr Modler dann so, als wären die Asylbewerber böse und gefährlich?‘
Mutter versteht Lauras Frage nicht, und Laura erzählt ihr, was die beiden Männer gesagt haben.
‚Papa hat bestimmt nicht die richtigen Asylanten gemeint‘, verteidigt Mutter ihren Mann, ‚sondern die vielen Menschen, die nicht verfolgt werden, die nur zu uns kommen, weil sie besser leben wollen.‘
‚Wie besser leben?‘, möchte Laura wissen. ‚Du weißt doch, dass viele Menschen auf der Welt hungern müssen‘, antwortet Mutter. ‚Von denen kommen dann welche zu uns, weil sie hoffen, dass sie hier wenigstens genug zu essen bekommen.‘
‚Und das dürfen sie nicht?‘, fragt Laura.
‚Nein.‘
‚Aber wenn die Menschen in den armen Ländern Hunger leiden, müssen wir ihnen Essen schicken, oder sie müssen zu uns kommen. Wir haben doch genug zu essen.‘
‚Aber leider nicht genug für alle hungernden Menschen‘, antwortet Mutter. ‚Wenn die alle zu uns kommen würden, müssten wir auch Hunger leiden.‘
Laura will etwas sagen, doch Mutter ist noch nicht fertig. ‚Außerdem geht es beim Asyl nicht darum, ob jemand Hunger hat, sondern nur darum, ob jemand in seinem Heimatland verfolgt wird. Wer dort wirklich verfolgt wird, obwohl er nichts Unrechtes getan hat, der bekommt bei uns Asyl. Wer nicht verfolgt wird, muss zurück in sein Heimatland.‘
‚Auch wenn er dort Hunger leiden muss?‘, fragt Laura. ‚Auch dann‘, antwortet Mutter. Das findet Laura nicht richtig.“
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung folgende
Anfrage
1. In wie vielen Schulen ist das zitierte Schulbuch in Verwendung?
2. Wer waren die Mitglieder der Gutachterkommission, die dieses Schulbuch als geeignet erklärt hat?
3. Wann wurde dieses Buch der Kommission vorgelegt?
4. Wann hat der Vorsitzende das Buch einem oder mehreren Mitgliedern zur Berichterstattung zugewiesen?
5. Wer war der Vorsitzende?
6. Wer die Mitglieder, denen das Buch zugewiesen wurde?
7. Wie lange war die Frist für die Begutachtung?
8. Wann wurde der Kommission dazu Bericht erstattet?
9. Was war der konkrete Inhalt dieses Berichts?
10. Wie lautete der Beschlussantrag?
11. Wer hat sich dazu zu Wort gemeldet?
12. Was waren die wesentlichen Inhalte dieser Wortmeldungen?
13. Wurde der Autor, Herausgeber, Verleger oder Hersteller zur Auskunftserteilung eingeladen?
14. Wie war das Abstimmungsverhältnis?
15. Wie ist der genaue Wortlaut des Gutachtens zu diesem Buch?
16. Werden Sie die Zusammensetzung der Kommission auf Grund dieses skandalösen Inhaltes ändern?
17. Wenn nein, warum nicht?
18. Wenn ja, wann?
19. Werden Sie auf Grund dieses skandalösen Inhaltes ein Gespräch mit allen Kommissionen führen, um künftig politisch einseitige Indoktrinierung von Schülern zu unterbinden?
20. Wenn ja, wann?
21. Wenn nein, warum nicht?
22. Wie wollen Sie als Minister generell sicherstellen, dass kein einseitiger Einfluss auf Schüler genommen wird?
23. Werden Sie dafür Sorge tragen, dass dieser Text nicht mehr in Schulbüchern verwendet wird?
24. Wenn ja, wie?
25. Wenn nein, warum nicht?
26. Haben Sie Kenntnis davon, ob auch andere tendenziöse Texte in Schulbüchern vorkommen?
27. Wenn ja, wo?
28. Haben Sie vor, zu evaluieren, welche Texte in Schulbüchern in Verwendung sind?
29. Wenn ja, wann?
30. Wenn nein, warum nicht?