8463/J XXVII. GP
Eingelangt am 04.11.2021
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ANFRAGE
des Abgeordneten Peter Wurm
und weiterer Abgeordneter
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend „Ist das Sparbuch bald Geschichte?“
„Ist unser Sparbuch bald Geschichte?“ Seit einigen Jahren lässt sich eine Entwicklung am Bankensektor beobachten, welche genau in diese Richtung zielt. Immer weniger Dienstleistung, bei immer niedrigeren Zinserträgen, bei gleichzeitig steigenden Spesen. Die Bank ist längst kein Geldinstitut mehr, wo sich unser Bargeld vermehren kann, sondern ganz im Gegenteil, es sich sogar an Wert vermindert. Aktuell hat die Arbeiterkammer Wien die Sparbücher genauer unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass diese in naher Zukunft wohl bald der Geschichte angehören könnten.
Die APA OTS (OTS0039) berichtete am Mittwoch, den 27.Okt 2021 dazu folgendes:
„AK Test: Sie sind dann mal weg – Sparbücher immer seltener zu bekommen!
Banken schränken Sparbuch-Angebot zunehmend ein – Spesen fressen magere Zinserträge auf – Für täglich fällige Sparprodukten gibt es maximal 0,125 Prozent Zinsen“
„Wien (OTS) - Sparbücher gibt’s zwar noch, aber immer weniger oft. Ein aktueller AK Sparbuch-Test zeigt: Nur sechs von elf Banken bieten noch ein klassisches Sparbuch ohne Bindungsfrist an. Die Sparzinsen sind seit Jahren alles andere als gut – und dann werden noch die schmalen Zinserträge von den Spesen aufgefressen. Die AK verlangt: KonsumentInnen sollen bei den Sparformen zwischen Sparbüchern und Online-Sparkonten auswählen können.“
Wo gibt es noch ein Sparbuch hat die AK im Juli/August elf Banken in Wien gefragt. Der AK Test zeigt:
+ Ein Sparbuch ohne Bindungsfrist, bei dem man täglich abheben kann, bieten sechs Banken an. Drei haben es nur für bestehende KundInnen, bei zwei Banken ist ein Sparbuch gar nicht mehr möglich.
+ Online Sparkonten haben neun von elf Banken, zwei haben dieses Produkt nicht.
+ Sparcards – Sparen mit Bankkarte – gibt es bei vier Banken.
+ Sparbuch mit vereinbarter Bindungsfrist haben nur mehr drei Banken im Angebot.
+ Kapitalsparbücher, also ein fixer Betrag auf eine gewisse Zeit gebunden, haben noch vier Banken, drei nur mehr für bestehende KundInnen, bei vier kann keines mehr eröffnet werden.
„Sparbücher sind bei den Banken nicht mehr wirklich in“, resümiert AK KonsumentInnenschützer Christian Prantner. „Die Zinsen für Sparprodukte sind im Keller. Überdies fressen die Spesen die schmalen Zinserträge ganz auf. Die meisten Beschwerden in unserer Beratung im Zusammenhang mit Sparbüchern und Spesen gibt es derzeit zur Bank Austria. Sie verrechnet für die Eröffnung eines Sparbuches eine Gebühr von 20 Euro.“
Die AK hat berechnet: Bei einem Zinssatz von 0,01 Prozent pro Jahr muss ein täglich abhebbares Sparguthaben mit 10.000 Euro 26,7 Jahre veranlagt sein, um die Eröffnungsspesen von 20 Euro durch die Zinserträge auszugleichen. Auch Schließungsgebühren beim Sparbuch von beispielsweise vier Euro können den Zinsertrag ganz auffressen. Kein Wunder, denn die Zinsen sind im Keller – mehr denn je. Die Banken zahlen bei täglich fälligen Sparprodukten (Sparbuch, Sparkonto/-card, Onlinesparen) Zinsen in Höhe von 0,001 bis 0,125 Prozent pro Jahr. Bei längerer Bindung ist etwas mehr drin; beim Festgeld auf fünf Jahre etwa reicht die Bandbreite von 0,05 bis 0,50 Prozent pro Jahr.
„Banken sollen KonsumentInnen eine Wahlfreiheit zwischen klassischem Sparbuch und anderen Sparkonten anbieten. Es soll keinen Zwang zu digitalisierten Sparprodukten geben“, verlangt Prantner. [1]
Vor diesem Hintergrund stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz folgende
ANFRAGE
1. Wie beurteilen Sie als Sozial- und Konsumentenschutzminister das drohende Ende des Sparbuchs?
2. Sehen Sie als Sozial- und Konsumentenschutzminister im drohenden Ende des Sparbuchs zusätzliche Kosten die für die österreichischen Sparguthaben anfallen könnten, wie etwa ein Verwahrentgelt oder andere Spesen?
3. Welche Maßnahmen wird das BMSGPK hier setzen, um andere attraktive Sparformen für die Konsumenten zur Verfügung zu stellen?
4. Welche Maßnahmen werden Sie gemeinsam mit dem Finanzminister setzen, um einer weiteren Entwertung von Sparguthaben politisch entgegenzuwirken?
[1] AK Test: Sie sind dann mal weg – Sparbücher immer seltener zu bekommen! | Arbeiterkammer Wien, 27.10.2021 (ots.at)