8694/J XXVII. GP

Eingelangt am 19.11.2021
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Anfrage

 

der Abgeordneten Silvan, Genossinnen und Genossen

an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

betreffend der möglicherweisen Ausbildung eines Hengstes für die Tochter des Aufsichtsratsvorsitzenden durch die Spanische Hofreitschule auf Kosten der österreichischen Steuerzahler*innen

 

Der ORF berichtet online wie folgt:

 

 

Nicht einmal Schauspieler Arnold Schwarzenegger durfte bei seinem Besuch im Juni einen Lipizzanerhengst reiten. Eigentlich darf das niemand, außer die jahrelang ausgebildeten Bereiter der Hofreitschule selbst. Mindestens acht Jahre Ausbildung, die rein mündlich übertragen wird in einer 455 Jahre alten Tradition, ist notwendig, um ein solches Pferd besteigen zu dürfen. So steht es im Statut.

Das gilt offenbar nicht für die Tochter des Aufsichtsratsvorsitzenden Dipl. Ing. Johann Marihart. Sie kaufte 2013 einen jungen Hengst um 12.000 Euro, der mittlerweile einen Wert von mehreren hunderttausend Euro haben soll, weil er zu einem Star der Hofreitschule ausgebildet worden ist. Gezahlt habe der Aufsichtsratsvorsitzende dafür nicht.

Und weiter…….

Schule bezahlt Tierarzt und Hufbeschlag

Der Hengst wird seit mittlerweile rund acht Jahren ausgebildet. Die Einstellgebühren von 1.200 Euro monatlich zahlt der Vorsitzende. Auf Kosten für tierärztliche Untersuchungen und Hufbeschlag bleibt die Hofreitschule sitzen, wie auch der Rechnungshof in seinem Bericht bemängelt.

 

Erst seit der Kritik des Rechnungshofs regelt ein Nachtrag zum Einstellvertrag, dass die Hofreitschule auch für die Kosten für Tierarzt und Hufbeschlag aufkommt, rückwirkend ab 2014, weil der Hengst der Hofreitschule als Schulhengst zur Verfügung stehe.

Und weiter……..

Die Höhe des Schadens für die Republik Österreich wird von Experten auf 700.000 Euro geschätzt.

 

Der vollständige Bericht ist hier zu finden: https://wien.orf.at/stories/3130115/

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus nachstehende

 

Anfrage

 

1.      Der im o. zitierten Artikel dargebrachte Vorwurf wurde offensichtlich durch einen Bericht des Rechnungshofes aufgedeckt und erst ein paar Tage später öffentlich gemacht. Wann haben Sie von dem Bericht des Rechnungshofes Kenntnis erlangt?

 

2.      Welche Schritte haben Sie danach gesetzt?

 

3.      Mit welchen Behörden standen Sie oder Ihr Ministerium bisher bezüglich dieses Falles in Kontakt, welche Behörden haben Sie um Unterstützung bzgl. Aufklärung gebeten?

 

4.      Wie erklären Sie sich die Möglichkeit, dass ein derartiger Vorfall überhaupt passieren kann? Welche Kontrollmechanismen haben aus ihrer Sicht versagt?

 

5.      Welche Konsequenzen ziehen Sie aus diesem Vorfall für die Zukunft?

 

6.      Welchen Aufwand hatte die Spanische Hofreitschule tatsächlich für das besagte Pferd?(Kosten der Stallungen, Personalaufwand, Ausbildung, Hufschmid, Tierarztkosten, Futterkosten usw.)

7.      Der Aufsichtsratsvorsitzende der Hofreitschule Johann Marihart war jahrelange zeitgleich auch Vorstandsvorsitzender der Agrana. Während dieser Zeit wurden unter dem Motto "Die Zuckerseiten Österreichs" mehrere Werbekampagnen für Wiener Zucker, einem Produkt der Agrana Beteiligungs AG, in Zusammenarbeit mit der Spanischen Hofreitschule entwickelt. Es gab zwei TV Spots (2010, 2015), eine Printkampagne sowie "wiehernde" City Lights in der Wiener Innenstadt. Der Werbewert der Spanischen Hofreitschule ist enorm. Welche Kosten wurden der Agrana dafür in Rechnung gestellt?

 

8.      Am Ausbildungszentrum in Heldenberg gibt es seit einigen Jahren tatsächlich die Möglichkeit ein Pferd einzustellen und dieses ausbilden zu lassen. Die Kosten dafür belaufen sich auf EUR 2.600 pro Monat. Wer außer Dipl. Ing. Marihart hat dieses Angebot genutzt?

 

9.      Hat Herr Marihart für dieses Angebot bezahlt und wenn ja wieviel?

 

10.  Das Pferd Maestoso Fantasca, das von Bereiterin Hanna Zeitlhofer ausgebildet wurde, geht auch in den Vorführungen der Spanischen Hofreitschule mit. Wurde diesbezüglich eine Sondervereinbarung mit Herrn Dipl. Ing Marihart geschlossen?

 

11.  Wurde dieses Angebot extra für die Tochter des Herrn Marihart geschaffen?

 

12.  Sind Ihnen weitere Fälle aus Institutionen über die Ihrem Ministerium aufsichtspflichtig ist, bekannt?

 

13.  Wie hoch waren die Entschädigung bzw. das Gehalt, die der Aufsichtsratsvorsitzende der Spanischen Hofreitschule seit Beginn seiner Tätigkeit im Jahr 2009 erhalten? Bitte um Auflistung aller Zahlungen inkl. Sonderzahlungen, Boni, Erfolgsbeteiligungen usw.