8730/J XXVII. GP
Eingelangt am 19.11.2021
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
des Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak
und weiterer Abgeordneter
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Überlastungssituation in österreichischen Krankenanstalten
ORF.at veröffentlichte am 17.11.2021 unter dem Titel "Spitäler am Limit: „Leichen am Gang abgestellt“ folgenden Artikel:
„Die vierte CoV-Welle hat die oberösterreichischen Spitäler fest im Griff. Was es für das Gesundheitspersonal im Alltag bedeutet, zeigt ein Stimmungsbericht der APA: Von Sonntag auf Montag gab es laut einer Insiderin in einem Krankenhaus so viele Todesfälle, dass die Prosektur nach einer Nacht am Limit war.
„Die Leichen mussten wegen Überfüllung am Gang abgestellt werden“, schilderte zum Beispiel Pflegefachkraft Monika (Name von der Redaktion geändert) im APA-Gespräch die aktuellen Zustände.
Abschied von Toten für Angehörige nicht möglich
Jeder Coronavirus-Todesfall sei auch für langdienende Pflegerinnen wie sie eine enorme psychische Belastung. „Keiner draußen kann sich vorstellen, was das bedeutet.“ Nach einem Sterbefall richtet sie die toten Patienten für Angehörige her, macht die Haare, wenn Hinterbliebene im würdigen Rahmen Abschied nehmen wollen. Nicht so bei hochinfektiösen Leichen, wie sie dieser Tage oft vorkommen: „Coronavirus-Tote steckst du nackt in einen luftdicht verschlossenen Plastiksack, zippst zu und das war’s.“
Triagen hautnah miterlebt
Die Arbeitsbelastung in der vierten Welle merkt sie deutlich. Es herrscht – wieder einmal – Ausnahmezustand in den Spitälern ob der Enns. Stationen sind geschlossen, um Belegschaft freizuspielen für die Coronavirus-Abteilung. Andere Belegschaften werden ausgedünnt. Die Stimmung ist erschöpft. „Es brennt und du nimmst keinen Feuerlöscher, sondern Benzin“, sagt sie. Schon vor Covid sei man auf ihrer Abteilung mit Mindestpersonalstand besetzt gewesen.
„Mit Covid schwimmen wir total.“ Triagen, die zwischen Leben und Tod entscheiden können, erlebe sie hautnah mit. Erst vor kurzem sei eine betagte Frau eingeliefert worden, die nur noch 50 Prozent Sauerstoffsättigung aufwies. Normalerweise wäre dies ein Intensivfall, sagt Monika, aber es sei kein Platz frei gewesen. Die Dame war zäh und überlebte. „Da war auch Glück dabei“, sagt Monika.
„150 Überstunden haben derzeit alle stehen“
Die Krankenschwester klingt müde. „Du hast derzeit kein Privatleben mehr“, sagt sie. Kaum aus dem Dienst läutet das Handy oder eine Nachricht kommt herein mit der Frage, ob man einspringen kann. „Man denkt nicht an Absage.“ Ihre Kolleginnen und Kollegen sind top, die interne Verbundenheit groß, meint sie. „150 Überstunden haben derzeit alle stehen.“
„Entwicklung macht Angst“
Die Entwicklung macht ihr Angst, denn sogar Ältere würden über Kündigung nachdenken, würden sogar auf die Abfertigung verzichten. Junge Ärzte suchen aktiv nach Ordinationen. Die Stellenausschreibungen der Spitalsbetreiber werden immer mehr. Ihr derzeit größter Wunsch in dieser Welle: „Ich will keinen Bonus, der außerdem noch nicht ausbezahlt wurde. Ich will mein planbares Leben zurück.“ Einmal aufwachen und nicht am Handy die nächste Anfrage nach Einspringen sehen müssen. Ihre Hoffnungen darauf und die viele ihrer Kollegen im Spital auf diesen Moment beruhen auf Frühjahr."
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz folgende
Anfrage
1) Stimmen die im Artikel beschriebenen Missstände?
2) Wenn ja, was unternehmen Sie, um diesen Missstände entgegenzuwirken?
3) Sind die im AGES-Dashboard kolportierten Zahlen hinsichtlich der Spitals- und Intensivbelegungen korrekt?
4) Wenn ja, was sind dann die Ursachen für die im Artikel beschriebenen Missstände?
5) Wenn nein, wie sind dann die jeweiligen korrekten Zahlen?
6) Wie entwickelte sich die Auslastung der Prosekturen seit Beginn der Covid-Pandemie? (aufgegliedert nach Bundesländern und Monaten bis 17.11.2021)
7) Wie entwickelte sich der Stand des Personals nach Personen und nach Vollzeitäquivalenten in den heimischen Krankenanstalten seit November 2019? (aufgegliedert nach Bundesländern, sowie Monaten)
8) Welche Maßnahmen setzten und setzen Sie, um einem Personalmangel entgegenzuwirken?
9) Entsprechen die aus Oberösterreich kolportierten Triagefälle der Wahrheit?
10) Wenn ja, was waren dann in diesen Fällen die konkreten Ursachen dafür?
11) Kam es in anderen Bundesländern bereits zu Triagefällen?
12) Wenn ja, wann, wie oft und wo?
13) Wenn ja, was waren die dortigen jeweiligen Ursachen?
14) Wenn es zu Triagefällen kam, was unternehmen Sie dann, um dies künftig zu verhindern?
15) Wie hoch sind die Verlegungskapazitäten in andere Bundesländer und wie oft wurden diese genutzt? (aufgegliedert nach Monaten seit Beginn der Pandemie, Bundesländern sowie Covid- und nicht Covid-Intensivpatienten)