8827/J XXVII. GP

Eingelangt am 01.12.2021
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Anfrage

 

des Abgeordneten Erwin Angerer

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

betreffend Rückkehr zum Atomstrom für E-Autos unvermeidbar

 

In einem kürzlich erschienenen Interview in der Kleinen Zeitung hat sich der Fachverbandsobmann für Energiehandel der Wirtschaftskammer Österreich, Mag. Jürgen Roth, kritisch zum Thema E-Mobilität geäußert. Laut Roth ist ein Verbot von Verbrennungsmotoren nicht zielführend, da es bis dato nicht genügend Alternativen gibt, um Fahrzeuge zu betreiben. Die rigide Schwerpunktsetzung auf Elektromobilität sei nicht nachvollziehbar, da „Österreich, um von derzeit 78 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen auf 100 Prozent zu kommen, 27 Terawattstunden zusätzliche erneuerbare Energie [braucht]“[1]. Seiner Rechnung zufolge entspricht dies „55 neue[n] Wasserkraftwerke[n], 1200 neue[n] Windräder[n] und zwei Millionen Quadratmeter neue[r] Fotovoltaik“.[2] Ähnlich beschreibt der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer die Situation in Deutschland: „Um die Elektroautos des Jahres 2050 am Laufen zu halten, bräuchten wir 39.000 zusätzliche Windenergieanlagen[3]. Da das kaum machbar sei, würde der einzige Ausweg im Neubau von Kernkraftwerken liegen. Somit wäre eine Rückkehr zum Atomstrom nur eine Frage der Zeit. Um der drohenden Stromknappheit entgegenzutreten und gleichzeitig die Klimaziele der nächsten Jahrzehnte zu erreichen, plädiert Roth dafür, vermehrt synthetische Kraftstoffe – sogenannte E-Fuels – als Alternative zu prüfen.[4]

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigen Abgeordneten an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie nachstehende

 

Anfrage

 

1.    Wie hoch schätzen Sie den österreichischen Strombedarf ein, sollten ausschließlich E-Fahrzeuge zugelassen werden?

2.    Wie hoch schätzen Sie den zusätzlichen Strombedarf in Österreich ein, sollten des Weiteren auch Bereiche wie Handel, Industrie und Raumwärme gänzlich auf Strom umgestellt werden?

3.    Welche Auswirkungen wird der Umstieg auf E-Mobilität auf die Strompreise haben?

4.    Wie wird sichergestellt, dass der erhöhte Strombedarf durch E-Mobilität gedeckt werden kann?

5.    Welche Maßnahmen werden ergriffen (Anlagenbau, etc.), um den erhöhten Strombedarf zu decken?

6.    Wie viele zusätzliche Anlagen und Netzleitungen müssen in Österreich errichtet werden, um den erhöhten Strombedarf decken zu können?

7.    Wie viele zusätzliche 220 kV-Leitungen müssten errichtet werden?

8.    Wie viele zusätzliche 330 kV-Leitungen müssten errichtet werden?

9.    Wo genau in Österreich müssten dafür die Netze ausgebaut werden? (Mit der Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesländern und genauen Regionen sowie der Angabe der Leitungsstärke – 220 kV oder 380 kV)

10. Ist bereits ein Ausbau der Anlagen und Netzleitungen in Planung?

10a. Wenn ja, wie sieht dieser im Detail aus?

11. Gibt es bereits Pläne für weitere Windräder, Wasserkraft- oder Photovoltaikanlagen, um den erhöhten Strombedarf zu decken?

11a. Wenn ja, welche?

11b. Wenn nein, wie soll alternativ der Strombedarf gedeckt werden?

12. Wurde bereits die Möglichkeit in Erwägung gezogen, den zukünftig erhöhten Strombedarf in Österreich mit Atomstrom zu decken?

12a. Wenn ja, inwiefern?

13. Gibt es Ihrerseits die 100%-ige Zusage, auf Atomstrom auch zukünftig zu verzichten?

13a. Wenn ja, welche Alternativen ziehen Sie in Betracht, um die Stromversorgung in Österreich trotz erhöhten Strombedarfs zu sichern?

13b. Wenn nein, warum nicht?

14. Befürworten Sie eine Aufnahme der Atomkraft in die Taxonomie?

14a. Wenn ja, warum?

            14b. Wenn nein, warum nicht?

15. Halten Sie die Aussage des deutschen Experten Dudenhöffer für nachvollziehbar?

15a. Wenn ja, was bedeutet dies für Österreich?

15b. Wenn nein, warum nicht?

16. Ist die Stromsituation Deutschlands mit jener Österreichs vergleichbar?

16a. Wenn ja, inwiefern?

16b. Wenn nein, warum nicht?

17. Werden Sie zukünftig Alternativen im Bereich der synthetischen Kraftstoffe prüfen?

17a. Wenn ja, inwiefern?

17b. Wenn nein, warum nicht?

18. Warum haben Sie sich für ein Ende der Verbrennungsmotoren ausgesprochen, wenn E-Fuels nachweislich CO2-neutral sind?

19. Gibt es Ihrerseits Pläne E-Fuels als Alternative bzw. Ergänzung zur E-Mobilität in Betracht zu ziehen und das Ende der Verbrennungsmotoren „abzusagen“?

19a. Wenn ja, warum?

19b. Wenn nein, warum nicht?

20. Werden ExpertInnen wie Hr. Mag. Roth bei Ihren Planungen zur klimafreundlichen Mobilität miteinbezogen?

20a. Wenn ja, werden Sie entsprechend der Expertise von Hrn. Mag. Roth – und anderen – Forschungen rund um E-Fuels unterstützen?

20b. Wenn nein, warum nicht, und auf wessen Expertise stützt der Plan des BMKUEMIT zur rigiden Umstellung auf E-Mobilität?



[1] Roth, Jürgen 2021: Wir brauchen den ganzen Blumenstrauß. Interview. Kleine Zeitung vom 23.11.2021.

[2] Ebd.

[3] Dudenhöffer, Ferdinand 2021: Rückkehr zum Atomstrom für E-Autos unvermeidbar, in: https://www.krone.at/2567600 (Download vom 29.11.2021).

[4] Vgl. Roth 2021.