9087/J XXVII. GP
Eingelangt am 16.12.2021
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ANFRAGE
des Abgeordneten Michael Schnedlitz
und weiterer Abgeordneter
an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration
betreffend Verdopplung der Suizidversuche bei Jugendlichen und nach wie vor kein ausreichendes Behandlungsangebot
Seit Beginn der Covid-19 Pandemie steigen die psychischen Belastungen bei unseren Kindern und Jugendlichen dramatisch an. Die massive Zunahme bei Depressionen, Essstörungen, Suizidgedanken etc. ist von Anfang an Thema in den Medien und Ärzte und Psychologen schlagen längst Alarm.
Der „ORF“ berichtet online am 28.11.2021 (https://wien.orf.at/stories/3132111/) Folgendes:
Suizidversuche von Jugendlichen verdoppelt
Die Pandemie macht besonders Jugendlichen zu schaffen. Depressionen und Essstörungen sind gestiegen. Und Suizidversuche haben sich laut AKH Wien im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Im ersten halben Jahr sind dort 110 Fälle behandelt worden.
„Wir haben generell sehr viele Jugendliche, die mit depressivem Verhalten kommen – und auch mit akuter Suizidalität. Das hat sich sehr zugespitzt die letzten Monate“, so Paul Plener, Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Wiener AKH, gegenüber „Wien heute“.
Monatelang auf Warteliste
Akutfälle könne man nach wie vor behandeln. Jene allerdings, „die eine stationäre Behandlung bräuchten, aber weniger akut das eigene Leben gefährden, warten mitunter monatelang.“ Eine Situation die sich immer mehr zuspitzt.
Kein ausreichendes Behandlungsangebot
In Wien gibt es im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie rund 80 Plätze, 40 davon im AKH. Man hätte schon vor der Pandemie mehr gebraucht, heißt es. 140 wären laut Experten notwendig, um ein ausreichendes Angebot für psychisch kranke Kinder und Jugendliche anzubieten. Pandemiebedingt, allerdings aktuell weit mehr.
Wie lange möchte man noch untätig zusehen? Es muss die Aufgabe verantwortungsvoller Politiker sein, schnellstmöglich eine gute Versorgung und Behandlung von Jugendlichen sicherzustellen, ehe sich die Suizidversuche verdreifachen. Das im Juli 2021 angekündigte 13-Millionen-Euro-Paket des Gesundheitsministers für die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen zur Bewältigung psychosozialer Probleme in Folge der Covid-19 Krise befindet sich noch in Ausarbeitung. Im September wurde ein 4-Stufenkonzept angekündigt, bisher wurden jedoch noch keine Ergebnisse bekannt.
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration folgende
Anfrage
1. Wie bewertet Ihr Ministerium die aktuelle Lage hinsichtlich der Verdoppelung der Suizidversuche bei Jugendlichen?
2. Wie viele Suizide und Suizidversuche von minderjährigen Personen wurden von 01.01.2021 bis 01.12.2021 verzeichnet? (Bitte um Aufschlüsselung nach Geschlecht und Bundesländern)
3. Wie viele Suizide und Suizidversuche von Personen im Alter von 18 bis 30 Jahren wurden von 01.01.2021 bis 01.12.2021 verzeichnet? (Bitte um Aufschlüsselung nach Geschlecht und Bundesländern)
4. Wurden seit Beginn der Covid-19 Pandemie Maßnahmen gesetzt, um die monatelange Wartezeit in den Kinder- und Jugendpsychiatrien zu verkürzen bzw. zu verbessern?
a. Wenn ja, wie sehen diese Maßnahmen konkret aus? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesländern)
b. Wenn ja, wann wurden diese umgesetzt?
c. Wenn nein, warum nicht?
5. Erfolgte seit Beginn der Covid-19 Pandemie eine Aufstockung der Plätze in den Kinder- und Jugendpsychiatrien?
a. Wenn ja, wie viele Plätze wurden geschaffen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesländern)
b. Wenn ja, wann wurden diese geschaffen?
c. Wenn nein, warum nicht?
6. Wird ein Teil der 13 Millionen Euro zur Aufstockung der Plätze in den Kinder- und Jugendpsychiatrien verwendet werden?
a. Wenn ja, wie viele Plätze sollen geschaffen werden? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesländern)
b. Wenn ja, wann werden diese geschaffen?
c. Wenn nein, warum nicht?
7. Welche konkreten Maßnahmen wird das 4-Stufenkonzept beinhalten?
8. Wann wird das 4-Stufenkonzept umgesetzt?
9. Welche zusätzlichen Schritte wird das Bundesministerium unternehmen, damit sich die Suizidversuche bei Kinder- und Jugendlichen nicht weiter vervielfachen?