9247/J XXVII. GP

Eingelangt am 11.01.2022
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Hebammenmangel in Österreich

 

 

Gemäß den Recherchen der Internet-Plattform moment.at hat Österreich nicht nur in den Pflegeberufen generell, sondern vor allem im Bereich der Hebammen einen massiven Personalmangel:

 

Eine Hebamme, die fünf bis sechs Geburten gleichzeitig betreut: Im österreichischen Gesundheitssystem kann das durchaus vorkommen. Trotz sinkender Geburtenraten herrscht Hebammenmangel. Auf 1.000 Lebendgeburten kommen in Österreich nur 26 Hebammen. Das sind um einige weniger als in Ländern wie Schweden oder auch Polen. Österreich liegt deutlich unter dem EU-Schnitt.  Diese Situation dürfte sich durch eine Pensionierungswelle zusätzlich verschärfen.

 

 

 

 

Die Standesvertretung fordert genug Hebammen für eine 1:1 Betreuung. Allein für den Osten Österreichs bräuchte es dafür bis 2030 circa 1.900 zusätzliche Hebammen. Davon ist Österreich sehr weit entfernt. Der Hebammenmangel ist nichts Neues. „Ich bin seit 21 Jahren in der Standesvertretung“, erklärt Gerlinde Feichtlbauer, Präsidentin des Österreichischen Hebammengremiums. „Und seit 21 Jahren ist das Thema“. Die Versorgungslücke habe sich aber in den letzten 10 Jahren zugespitzt.

 

Wieso fehlen also so viele Hebammen? Allein die Bezahlung ist wie in vielen Pflegeberufen sehr niedrig. Das ist aber nicht der einzige oder wichtigste Grund. Es gibt schlicht zu wenig Ausbildungsplätze: Auf einen Studienplatz kommen in Österreich im Schnitt 10 Bewerber. An nur sieben Fachhochschulen kann man den Hebammenberuf erlernen, aber nicht jede davon nimmt jährlich neue Studenten auf.

 

Die FH Salzburg bildet beispielsweise nur alle drei Jahre neue Hebammen aus. Zwar wurden in den letzten drei Jahren Ausbildungsplätze ausgeweitet. Ab Herbst 2022 soll es beispielsweise einen neuen Studiengang an der FH Burgenland geben. Genug ist das aber noch lange nicht. Zu der kleinen Zahl an Studienplätzen kommen noch andere Probleme. Fachhochschulen verlangen Praktika. Aber auch davon gibt es nicht genug. Vierzig Geburten müssen von FH-Studierenden im Laufe ihrer Ausbildung eigenständig betreut werden: „Es ist für die Studenten wirklich sehr schwer, die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen“, sagt Vera Wokurek-Biebel, die an der FH Campus Wien unterrichtet.[1]

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nachstehende

 

 

Anfrage

 

 

1)    Ist Ihrem Ministerium diese Problematik bekannt?

a)    Wenn nein, warum nicht?

b)    Wenn ja, seit wann?

2)    Wenn ja, welche konkreten Maßnahmen beziehungsweise Pläne hat Ihr Ministerium diesbezüglich bisher umgesetzt?

3)    Welche weiteren Maßnahmen beziehungsweise Pläne verfolgt Ihr Ministerium derzeit, um dem immensen Hebammenmangel in Österreich wirksam entgegen treten zu können?

4)    Wann kann mit der konkreten Umsetzung dieser Maßnahmen beziehungsweise Pläne gerechnet werden?

5)    Welche Hilfsorganisationen, andere Ministerien oder etwaige externe Dienstleister sollen dabei miteinbezogen werden?

6)    Stehen Sie momentan in Kontakt mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung bezüglich des Ausbaus von Studienplätzen für den Hebammenberuf an den Fachhochschulen?

a)    Wenn nein, warum nicht?

b)    Wenn ja, seit wann und wie sieht dieser Austausch im Detail aus?

c)    Wenn ja, welche konkreten Maßnahmen beziehungsweise Pläne haben Ihre beiden Ministerien diesbezüglich bisher ausgearbeitet beziehungsweise umgesetzt?

d)    Wann kann mit der konkreten Umsetzung weiterer Maßnahmen beziehungsweise Pläne gerechnet werden?

7)    Mit welchen anderen Ministerien stehen Sie seit wann im permanenten Austausch bezüglich Planungen und Umsetzungen zur Minimierung des bestehenden Hebammenmangels in Österreich und wie sieht dieser Austausch im Detail aus?

8)    Stehen Sie momentan in Kontakt mit dem Österreichischen Hebammengremium bezüglich eines gemeinsamen Austauschs?

a)    Wenn nein, warum nicht?

b)    Wenn ja, seit wann und wie sieht dieser Austausch im Detail aus?

c)    Wenn ja, welche konkreten Maßnahmen beziehungsweise Pläne konnten Sie diesbezüglich bisher ausarbeiten beziehungsweise umsetzen?

d)    Wann kann mit der konkreten Umsetzung weiterer Maßnahmen beziehungsweise Pläne gerechnet werden?

9)    Steht Ihr Ministerium mit anderen Organisationen bezüglich weiterer Maßnahmen und Pläne beziehungsweise einer etwaigen gemeinsamen Vorgehensweise in Kontakt?

a)    Wenn nein, warum nicht?

b)    Wenn ja, um welche Organisationen handelt es sich diesbezüglich und wie sieht dieser Austausch im Detail aus?

c)    Wenn ja, welche konkreten Maßnahmen beziehungsweise Pläne konnten Sie diesbezüglich bisher ausarbeiten beziehungsweise umsetzen?

d)    Wann kann mit der konkreten Umsetzung weiterer Maßnahmen beziehungsweise Pläne gerechnet werden?

10) Welche Agenturen, Organisationen etc. beraten Ihr Ministerium in welchem Umfang bei der Planung und Umsetzung für Maßnahmen beziehungsweise Pläne zur Minimierung des immensen Hebammenmangels in Österreich?

11) Wie hoch waren die Ausgaben diesbezüglich Ihrerseits in den Jahren 2016 bis 2021 (Bitte um Auflistung nach Jahren)?



[1] Siehe: www.moment.at/story/hebammenmangel-oesterreich