952/J XXVII. GP
Eingelangt am 19.02.2020
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort
betreffend Crypto und 5G
Am 11. Februar 2020 enthüllte die
Washington Post, dass das Schweizer Unternehmen Crypto weltweit jahrzehntelang Verschlüsselungssysteme
verkaufte, die es den Nachrichtendiensten CIA und BND erlaubte, Nachrichten
mitzulesen. Einige Zeit lang stand Crypto sogar im Eigentum dieser beiden
Geheimdienste. Auch Österreich war ein Crypto Kunde. Es ist anzunehmen,
dass Regierungen Verschlüsselungssysteme, mit denen sie ihre Geheimnisse
kommunizieren, harten Tests unterziehen. Dennoch wurden kompromittierte Crypto
Systeme jahrzehntelang an etwa 120 Staaten verkauft.
Wie viele andere Staaten ist Österreich im Moment dabei, den Aufbau seines
5G-Kommunikationssystems zu planen. Auch hier steht nun seit geraumer Zeit die
Frage im Raum, ob wir dem Hersteller jener Technologie, auf die unser
Kommunikationssystem der Zukunft aufgebaut sein wird, trauen können.
Im Hinblick auf den Ausbau des 5G-Netzes ergeben sich neben sicherheitspolitischen selbstverständlich auch technische Fragen. Die Novellierung des Bundesministeriengesetzes erschwert die Beurteilung der Zuständigkeiten hinsichtlich der verschiedenen problematischen Aspekte des 5G-Ausbaus noch zusätzlich.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
1. Welche Rolle spielen die Enthüllungen der Washington Post in den Überlegungen der Bundesregierung in Hinblick auf Entscheidungen, 5G-Equipment von chinesischen Unternehmen wie Huawei oder ZTE zu beziehen, bzw. solche Unternehmen in Österreich auszuschließen?
a. Wann wird die endgültige Entscheidung getroffen, Huawei und vergleichbare chinesische Unternehmen vom 5G-Ausbau in Österreich auszuschließen oder nicht auszuschließen?
2. Über welche Schutzvorrichtungen verfügt Österreich, um den Einbau potenzieller Backdoors, die Cyberspionage ermöglichen, durch einen privaten Anbieter, wie zum Beispiel Huawei oder ähnliche chinesische Unternehmen, zu verhindern oder zu erkennen?
3. Gibt es im Ministerium oder anderswo im staatlichen Sicherheitsapparat eine interne Kapazität, Hardware wie jene, die Huawei oder ähnliche chinesische Unternehmen für den 5G-Ausbau zur Verfügung stellen würden, zu testen?
a. Wenn ja, wo?
b. Wenn nein, wie wird die Sicherheit der Hardware sonst gewährleistet?
4. Gibt es im Ministerium oder anderswo im staatlichen Sicherheitsapparat eine interne Kapazität, Software wie jene, die Huawei oder ähnliche chinesische Unternehmen für den 5G-Ausbau zur Verfügung stellen würden, zu testen?
a. Wenn ja, wo?
b. Wenn nein, wie wird die Sicherheit der Software sonst gewährleistet?
5. Könnte der österreichische 5G-Ausbau ausschließlich mit Komponenten von europäischen Anbietern bewerkstelligt werden?
6. Liegen dem Ministerium detaillierte Analysen vor, welche 5G-Komponenten
Kerntechnologie darstellen, und welche nicht?
a. Wenn ja, von wem stammen diese?
b. Wenn ja, wird in diesen Analysen aufgeschlüsselt, welche dieser
Komponenten ohne jegliches Sicherheitsrisiko von Huawei oder ähnlichen
Unternehmen bezogen werden könnten?
c. Gibt es alternative Anbieter aus Europa, die solche Kernkomponenten in
kritischen Bereichen bereitstellen könnten, oder ist man hier de facto auf
chinesische Anbieter angewiesen?
d. Wenn nein, warum liegen dem Ministerium solche Analysen nicht vor?
i. Ist es geplant, Einschätzungen von Expert_innen
einzuholen?
ii. Wenn ja, wann?
iii. Wenn ja, von welchen Expert_innen? Bitte um Auflistung.
7. Ist es technisch möglich, Huawei oder andere chinesische Unternehmen aus kritischen Bereichen der 5G-Technologie als Anbieter auszuschließen, aber in anderen, nicht-kritischen Bereichen, zuzulassen?
a. Wenn ja, ist es technisch überhaupt möglich, Software von verschiedenen Anbietern, die nebeneinander verwendet wird, strikt voneinander abzugrenzen?
8. In Anbetracht der Tatsache, dass der 5G-Ausbau in Österreich bereits begonnen hat und Huawei bereits bei 3G- und 4G-Technologie Infrastruktur zur Verfügung stellt: Ist es überhaupt noch möglich, Huawei und ähnliche chinesische Unternehmen auszuschließen?
9. Hat das Ministerium Kenntnis darüber, ob es bereits bei 3G- und 4G-Equipment von Huawei und ähnlichen chinesischen Unternehmen Verdachtsfälle von Cyberspionage oder ähnlichen Sicherheitsrisiken gab?
10. Inwiefern setzt sich die Bundesregierung auf EU-Ebene dafür ein,
den Rückstand europäischer Anbieter auf chinesische Anbieter
aufzuholen?
a. Unterstützt die Bundesregierung Forschungsinitiativen, -projekte oder
-netzwerke zu 5G auf nationaler und europäischer Ebene?