9536/J XXVII. GP

Eingelangt am 20.01.2022
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Antibiotika-Resistenzen

 

Die „Krone“ berichtete am 20.1.2022 in ihrem Online-Medium folgendes:

„Übersehen Pandemie“

Antibiotika-Resistenzen: 1,2 Millionen Tote 2019

 

Alleine im Jahr 2019 starben einer Schätzung zufolge weltweit mehr als 1,2 Millionen Menschen unmittelbar an einer Infektion mit einem Antibiotika-resistenten Erreger. Bei knapp fünf Millionen Todesfällen war eine solche Infektion demnach mindestens mitverantwortlich für den Tod, berichtet eine internationale Experten-Gruppe. Als „übersehene Pandemie“ beschreibt ein Forscher am Center for Disease Dynamics das Problem.

Antibiotika-Resistenzen würden zu den häufigsten Todesursachen weltweit gehören. Die Forscher hatten für das Jahr 2019 Daten aus der Fachliteratur, aus Krankenhaus-Datenbanken, aus Überwachungssystemen und anderen Quellen zusammengetragen und diese genau analysiert. Mittels statistischer Modellierungen prognostizierten die Wissenschaftler die Krankheitslast für verschiedene Regionen, auch für solche, aus denen keine Daten vorlagen.

Daten aus 204 Ländern analysiert

Es habe bereits zuvor Studien zu einzelnen Regionen, bestimmten Erregern oder einzelnen Antibiotika gegeben. Die nun vorliegende Analyse sei die bis dato umfassendste. Insgesamt betrachteten die Forscher 204 Länder und Regionen, 23 krankmachende Bakterien und 88 Kombinationen von Bakterien und Antibiotika, wie sie im Fachmagazin „The Lancet“ berichten.

Von Antibiotikaresistenz sprechen Ärzte in der Regel, wenn Patienten auf ein Antibiotikum nicht reagieren, das heißt, wenn die krankmachenden Bakterien durch das Antibiotikum - anders als erhofft - nicht vernichtet werden. 4,95 Millionen Todesfälle standen der Studie zufolge in Verbindung mit einer Antibiotika-resistenten bakteriellen Infektion, auch wenn die direkte Todesursache womöglich eine andere war.

Doppelt so viel Tote wie bei Malaria

Weltweit 1,27 Millionen Menschen starben unmittelbar an einer Infektion mit einem resistenten Bakterium - ohne Resistenzen seien diese Todesfälle also vermeidbar gewesen. Zum Vergleich: An HIV/Aids starben 2020 geschätzt 680.000 Menschen, an Malaria 627.000.

Zu Problemen mit Resistenzen kam es demnach besonders häufig bei Infektionen der unteren Atemwege, also etwa einer Lungenentzündung. Diese allein verursachten 400.000 Todesfälle. Besonders viele Menschen starben auch infolge von Blutvergiftungen und Blinddarmentzündungen, weil die Infektion aufgrund resistenter Erreger mit Antibiotika nicht beherrschbar war.

Zu den Keimen, die am häufigsten Probleme mit Resistenzen verursachten, gehörten Escherichia coli, Staphylococcus aureus, Klebsiella pneumoniae und Streptococcus pneumoniae. Allein der gefürchtete Krankenhauskeim MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus, Bild oben) - verursachte demnach 100.000 Todesfälle.“

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nachstehende

 

ANFRAGE

 

1)    Wie hoch war der Verbrauch der einzelnen, in Österreich eingesetzten antimikrobieller Substanzen im Human-, Veterinär- und Lebensmittelbereich in den Jahren 2019, 2020 und 2021?

2)    Gegen welche dieser antimikrobiellen Substanzen sind wie viele Resistenzen in Österreich in den Jahren 2019, 2020 und 2021 gemeldet worden?

3)    Ist daraus, und aus den Jahren davor, ein Trend abzulesen?

4)   Wenn ja, wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

5)    Wie viele Todesfälle im Zusammenhang mit Antibiotika-Resistenzen gab es in Österreich in den Jahren 2019, 2020 und 2021?

6)    Wird bei diesen Todesfällen unterschieden, ob eine Antibiotika-Resistenz die direkte Todesursache ist?

7)    Wenn ja, bei wie vielen dieser Fälle war eine Antibiotika-Resistenz die direkte Todesursache?

8)    Welche Bakterien im Zusammenhang mit Resistenzen werden in Österreich dokumentiert?

9)    Zu wie vielen Todesfällen führten diese Bakterien in den Jahren 2019, 2020, 2021 in Österreich?

10) Zu wie vielen Todesfällen führte der Krankenhauskeim MRSA in den Jahren 2019, 2020, 2021 in Österreich?

11) Sprechen Sie in diesem Zusammenhang von einer Pandemie?

12) Wenn nein, warum nicht?

13) Welche Schritte unternehmen Sie, um diese einzudämmen?

14) Welche Strategie verfolgen Sie, um diese einzudämmen?

15) Haben Sie zur Bekämpfung dieser Pandemie einen Krisenstab eingerichtet?

16) Wenn nein, warum nicht?

17) Welche Maßnahmen wollen Sie setzen, um Resistenzen vorzubeugen?

18) Welche Ursachen identifizieren Sie, die zu Resistenzen führen?

19) Welchen Stellenwert messen Sie der Lebensmittelindustrie und den hier eingesetzten antimikrobiellen Substanzen zur Ausbildung von Antibiotika-Resistenzen bei?

20) Verfolgen Sie im Zusammenhang mit dem Einsatz antimikrobiellen Substanzen in der Lebensmittelindustrie eine Strategie, um Antibiotika-Resistenzen einzudämmen?

21) Wenn ja, welche?

22) Wenn nein, warum nicht?

23) Arbeiten Sie in diesem Zusammenhang mit dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus zusammen?

24) Wenn ja, mit welchen bisherigen Erfolgen?

25) Wenn nein, warum nicht?