9577/J XXVII. GP
Eingelangt am 27.01.2022
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ANFRAGE
des Abgeordneten Peter Schmiedlechner
und weiterer Abgeordneter
an die Frau Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus
betreffend Green-Deal-Folgenabschätzung von Wageningen University
Nach dem im August 2021 der wissenschaftliche Dienst der Kommission (JRC) einen Bericht zu den Auswirken des Green Deal auf die Landwirtschaft und die Agrarhandel vorgelegt hat, wurde jetzt eine Studie der Wagningen University and Research veröffentlicht. Beide Folgenabschätzungen malen ein düsteres Bild für die Landwirtschaft.
„Green-Deal-Folgenabschätzung von Wageningen University veröffentlicht
Erntemengen und bäuerliche Einkommen sinken
Wien, 20. Jänner 2022 (aiz.info). - Eine vollständige Folgenabschätzung zu den Zielen des Green Deals hat heute die Wageningen University and Research (WUR) veröffentlicht. Gemäß der Bewertung werde die Verwirklichung der beiden Strategien Farm to Fork und zur Förderung der Biodiversität in der gesamten EU zu einem Ernterückgang von durchschnittlich 10 bis 20% führen. Am stärksten betroffen seien die mehrjährigen Kulturen wie z.B. Äpfel, bei denen ein Rückgang von bis zu 30% droht. Das führe zu höheren Rohstoff- und Lebensmittel-Preise sowie die Importe in die EU und niedrigeren bäuerlichen Einkommen. Vor allem die Mais- und Rapsproduktion in der EU werde verstärkt durch Importe ersetzt. Die Preise werden um 13% über alle Erzeugnisse hinweg ansteigen, sollte der Einsatz von gefährlichen Pflanzenschutzmitteln in der EU bis 2030 halbiert und Düngemittel um 20% vermindert werden, fasst die Studie der Universität Wageningen zusammen.
Dabei sollen die Preise von Wein und Oliven mit der Verminderung der
Agrarchemikalien besonders ansteigen, während die Auswirkungen auf die
Weizenerzeugung in der EU gering sind. Die Wissenschafter berechneten eine
Verminderung der Weizenerzeugung um 7%, die einen Preisanstieg von 2% zur Folge
haben soll. Auch für Zuckerrüben habe die Reduktion von
Pflanzenschutz und Düngemitteln überschaubare Folgen. Kommt
allerdings zur Verminderung der Betriebsmittel auch noch eine 10%ige
Flächenstilllegung hinzu, wie in der Farm to Fork-Strategie gefordert,
sind die Auswirkungen deutlicher. Für dieses Szenario hat die Studie eine
Verminderung der Weizenerzeugung um 18% ergeben und einen Preisanstieg von 3%.
"Die Landwirte benötigen Zugang zu Digital- und
Precision-Farming-Tools sowie innovativen Pflanzenschutzmitteln. Nur so
können sie effizient wirtschaften, die Umwelt schonen und eine hohe
Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln sicherstellen", erklärt Christian
Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP).
Industrie als Impulsgeber für agrarische Transformation
Die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln haben laut Stockmar die
Herausforderungen durch den Green Deal angenommen. So würden die
Unternehmen bis 2030 insgesamt 14 Mrd. Euro in die Forschung und Entwicklung
von modernen und digitalen Technologien sowie biologischen Lösungen
investieren. "Innovation ist der Schlüssel für eine
zukunftsfitte Landwirtschaft. Beispielsweise konnten die ausgebrachten
Wirkstoffmengen pro Hektar seit den 1950er-Jahren durch gesteigerte Effizienz,
bessere Formulierungen und präzisere Ausbringungstechnik um 95% reduziert
werden. Eine Weiterführung dieser Erfolgsgeschichte verlangt jedoch
regulatorische Rahmenbedingungen, die eine hohe Innovationskraft
ermöglichen", so Stockmar.
Die WUR-Studie mit dem Titel "Impact assessment of EC 2030 Green Deal
Targets for sustainable crop production" wurde von CropLife Europe und CropLife
International gemeinsam mit weiteren Organisationen der Lebensmittelkette
beauftragt. Es wurden die potenziellen Auswirkungen von sechs
Schlüsselzielen der Green-Deal-Strategien mit dem Fokus auf
ausgewählten einjährigen (Weizen, Raps, Mais, Zuckerrüben und
Tomaten) und mehrjährigen Kulturen (Äpfel, Oliven, Weintrauben,
Zitrusfrüchte und Hopfen) bewertet. In der ersten Phase wurden mittels
Fallstudien mögliche Folgen der einzelnen Ziele auf Betriebsebene
untersucht, in der zweiten die Auswirkungen auf Makroebene. Siehe unten Link
zur vollständigen Studie.“[1]
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Frau Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus folgende
Anfrage
1. Wie hoch wird der Ernterückgang verursacht durch den Green Deal und Farm-to-Fork in Österreich sein?
2. Welche Kulturen sind durch den Green Deal und durch Farm-to-Fork in Österreich am stärksten negativ betroffen?
3. Welche Auswirkungen wird Farm-to-Fork und Green Deal auf die Rohstoffpreise in Österreich haben?
4. Welche Auswirkungen wird Farm-to-Fork und Green Deal auf die Lebensmittelpreise in Österreich haben?
5. Welche Auswirkungen wird Farm-to-Fork und Green Deal auf Importe und Exporte in Österreich haben?
6. Welche Auswirkungen wird Farm-to-Fork und Green Deal auf Mais- und Rapsproduktion in Österreich haben?
7. Welche Auswirkungen wird Farm-to-Fork und Green Deal auf die Weinproduktion in Österreich haben?
8. Welche Auswirkungen wird Farm-to-Fork und Green Deal auf die Weizenproduktion in Österreich haben?
9. Welche Auswirkungen wird Farm-to-Fork und Green Deal auf die Zuckerrübenproduktion in Österreich haben?
10. Welche Auswirkungen wird Farm-to-Fork und Green Deal auf die Gemüseproduktion in Österreich haben?
11. Welche Auswirkungen wird Farm-to-Fork und Green Deal auf die Obstproduktion in Österreich haben?
12. Welche Auswirkungen wird Farm-to-Fork und Green Deal auf die Hopfenproduktion in Österreich haben?
13. Welche Auswirkungen wird Farm-to-Fork und Green Deal auf bäuerliche Einkommen in Österreich haben?
14. Wie beurteilen Sie die Ergebnisse der WUR-Studie (oben im Text beschrieben)?
15. Wir es nachhaltig zu Verlusten für die Bäuerinnen und Bauern kommen?
a. Falls ja, wie wird das Bundesministerium gegensteuern?
b. Falls nein, wie begründen Sie Ihre Stellungnahme?
16. Welche Auswirkungen wird Farm-to-Fork und Green Deal auf die Selbstversorgung mit Lebensmitteln in Österreich haben?
a. Ist der Verlust der Autarkie und damit mehr Abhängigkeit vom Ausland finanziell zu beziffern?
b. Ist der Verlust der Autarkie in Krisenzeiten die richtige Entscheidung?