967/J XXVII. GP

Eingelangt am 20.02.2020
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Anfrage

 

der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Landwirtschaft/Regionen und Tourismus

betreffend Maßnahmen der Treibhausgasreduktion zur Erreichung von Klimaneutralität

 

Im Regierungsübereinkommen 2020-2024 setzt sich die Bundesregierung das Ziel, bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen und Österreich als Vorreiternation in Europa zu positionieren. Obwohl hiezu Maßnahmen zur Verbesserung der Treibhausgasbilanz in allen Bereichen der Gesellschaft und Wirtschaft notwendig sind, stagnieren die THG-Emissionen (gemessen in CO2-Äquivalenten) in der österreichischen Landwirtschaft. Im Regierungsübereinkommen finden sich auch keine nennenswerten Informationen, wie in diesem Bereich Emissionsreduktionen erreicht werden sollen.

Laut Klimaschutzbericht 2019 des Umweltbundesamts ist die Landwirtschaft für 10% der österreichischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Davon entfallen 114,49 kt auf Kohlendioxid (CO2), 188,32 kt auf Methan (CH4) und 8,34 kt auf Distickstoffoxid (Lachgas - N2O).

Vor allem die Methanemissionen aus der Tierhaltung und die Emission von Distickstoffoxid durch Düngung stellen aufgrund ihres hohen Treibhauspotentials (weit höher als jenes von CO2) ein großes Problem dar. Methan ist vor allem auf kurze Sicht ein entscheidendes Treibhausgas, während Distickstoffoxid sehr reaktionsträge ist und dadurch langfristig zu einer starken Erhitzung der Atmosphäre beiträgt.

Wenn man diese Faktoren miteinbezieht und die Werte zur Berechnung der Klimawirksamkeit von Treibhausgasen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (FCCC) anwendet, erhält man die Werte von Methan und Lachgas in CO2-Äquivalenten. Diese betragen dann für Methan 4.708 kt CO2-Äquivalente und für Lachgas 2.485,32 kt CO2-Äquivalente. Die beiden Gase sind also für mehr als 98% des Treibhauseffekts der Gase verantwortlich, die durch die Landwirtschaft ausgestoßen werden. Eine Reduktion ist unabdingbar für das Erreichen der Klimaneutralität.

In der Viehhaltung liegt dabei das größte Potenzial: 4,7% der gesamten österreichischen Treibhausgasemissionen stammen aus der Fermentation in Rindermägen. Eine Reduktion dieser Emissionen kann einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der gesteckten Ziele leisten, während die bisher selbst auferlegten Emissionsziele stets überschritten wurden (2017 um 300 kt CO2-Äquivalente). Durch die hohe langfristige Klimawirksamkeit, die Distickstoffoxid (Lachgas) entfaltet, sind auch in diesem Bereich Maßnahmen notwendig, um das gesteckte Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

1.    Inwiefern sind landwirtschaftliche Methanemissionen bei der im Regierungsprogramm bis 2022 vorgesehenen Evaluierung einer CO2-Bepreisung betroffen?

2.    Inwiefern soll der Einsatz von Futterergänzungsmitteln in der Nutzviehhaltung zur Emissionsreduktion gefördert werden?

3.    Inwiefern ist eine Umstellung der Haltungsform zur Emissionsreduktion geplant?

4.    Inwiefern ist eine Umstellung der eingesetzten Futtermittel zur Treibhausgasreduktion geplant?

5.    Inwiefern ist der Einsatz von Rotalgen zur Treibhausgasreduktion geplant?

6.    Ist eine Reduktion der präventiven Medikation von Nutzvieh mit Antibiotika geplant?

7.    Welche Pläne gibt es zur Nutzbarmachung des von Nutzvieh ausgestoßenen Methans?

8.    Sind Maßnahmen zur Reduktion des Fleischkonsums bzw. Konsums von Milchprodukten geplant?

a.    Wenn ja, welche Maßnahmen werden geplant?

b.    Welche Maßnahmen sind zur Umstellung der Marketingpolitik seitens der AMA Marketing im Bereich Fleisch und Milch geplant?

c.    Inwiefern ist eine Sensibilisierung der österreichischen Konsument_innen zu dieser Problematik geplant?

d.    Ist eine Veränderung der Besteuerung von Fleisch- und Milchprodukten geplant?

9.    Welche anderen Maßnahmen sind in der Nutzviehhaltung zur Treibhausgasreduktion geplant?

10. Welche Auswirkungen auf die Treibhausgasbilanz hätte aus Sicht des Ministerium eine Forcierung der Haltung von Zweinutzungsrassen bei Rind und Geflügel?

11. Welchen Stellenwert hat das von Nutzvieh ausgestoßene Methan im Ausbau- und Unterstützungsprogramm für "grünes Gas"? Wann wird mit der Umsetzung eines entsprechenden Programms begonnen?

12. Inwiefern ist eine Umstellung des Düngemittelmanagements zur Emissionsreduzierung geplant?

13. Welche Maßnahmen sind seitens des Ministeriums zur Umstellung des Düngemittelmanagements zur Emissionsreduzierung geplant?

14. Welche Maßnahmen sind darüber hinaus im Bereich der biologischen Landwirtschaft geplant?

15. Welche Maßnahmen sind darüber hinaus im Bereich der konventionellen Landwirtschaft geplant?

16. Welche Maßnahmen sind geplant, um Emissionen durch landwirtschaftliche Transporte zu senken?

17. Welche Maßnahmen sind geplant, um Emissionen durch Traktoren und andere landwirtschaftliche Maschinen zu senken?

18. Welche Maßnahmen sind im Bereich des Energieverbrauchs in der Landwirtschaft geplant?

19. Auf welche Bereiche sollen sich geförderte Forschungen zum Thema klimataugliche Landwirtschaft fokussieren?