9670/J XXVII. GP
Eingelangt am 04.02.2022
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Anfrage
der Abgeordneten Nina Tomaselli, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus
betreffend Waldverkauf der Österreichischen Bundesforste in Ohlsdorf
In der oberösterreichischen Gemeinde Ohlsdorf werden derzeit rund 190.0000 Quadratmeter Wald gerodet um einem neuen Betriebsgebiet Platz zu machen. Rund ein Drittel dieser Waldfläche wurde von den Österreichischen Bundesforsten an den oberösterreichischen Industriellen Hans Asamer, verkauft, der das gesamte Grundstück inzwischen an eine belgische Immobiliengesellschaft weiterverkauft hat.
In Zeiten von Diskussionen rund um Flächenversiegelung, Aufforstung, Klima- und Naturschutz agieren die Österreichischen Bundesforste im Widerspruch zu deren Nachhaltigkeitszielen. Für die unterfertigenden Abgeordneten ist es nicht nachvollziehbar, welches Ziel mit dem Verkauf seitens der Bundesforste verfolgt wird. Über die Interessenslage des Bundesunternehmens am Waldverkauf lässt man die Österreicher:innen im Dunkeln. Öffentlich ist bisher von Vertreter:innen vor allem betont worden, dass alles transparent und unter Begleitung der Finanzprokuratur abgelaufen sei. Die Bundesforste seien weder politisch beeinflusst worden, noch hätten sie Einfluss auf die Genehmigungsverfahren genommen.
Medienberichten zufolge kam es schon in der Vergangenheit zu umstrittenen Grundstücksveräußerungen durch die Österreichischen Bundesforste an Asamer oder seine Unternehmen.[1]
Unsere Recherchen zeigen, dass die Bundesforste eine treibendere Rolle in Causa Ohlsdorf eingenommen haben, als bisher bekannt:
Schon am 12.12.2017 stellten die Österreichischen Bundesforste, so wie der Projektbetreiber EIG Entwicklungs- und Immobilien GmbH Asamer und ein späterer Grundstücksverkäufer, einen Antrag auf Umwidmung. Am 18.4.2019 suchten die Bundesforste sogar eigens um Rodungsbewilligung ihres Grundstückes an. Die zuständige Bezirkshauptmannschaft Gmunden erstellte am 19.2.2020 einen ablehnenden forstfachlichen Befund samt Gutachten zum Rodungsantrag. Nur wenige Monate später, im April 2021, stellte Asamers EIG Entwicklungs- und Immobilien GmbH einen neuerlichen Antrag auf Rodungsbewilligung. Im Oktober bewilligte die Bezirkshauptmannschaft entgegen ihrer vorigen Meinung den jetzigen Kahlschlag in Ohlsdorf. Laut Medienberichten erfolgte die Unterzeichnung des Kaufvertrages zwischen Asamer und Bundesforsten in zeitlicher Nähe zur Rodungsbewilligung im November 2021.[2]
Trotz ablehnender Fach-Stellungnahmen im Raumordnungsverfahren und Versagungsgründen seitens der Abteilung für Raumordnung des Amts der oberösterreichischen Landesregierung wurde auch von den Bundesforsten an dem Plan festgehalten, einen gesunden Wald den Profitinteressen zu opfern. Ein Amtssachverständiger der Bezirkshauptmannschaft Gmunden hatte vor der Umwidmung in einem kritischen Gutachten auf die ökologische Bedeutung dieses Waldstücks hingewiesen. Medienberichten zufolge beauftragte die Gemeinde Ohlsdorf daraufhin aber die Erstellung eines Gegengutachtens[3], das die geplante Rodung deutlich weniger kritisch sah und somit schließlich die die Rodungsbewilligung erwirkt.
Der gerodete Wald soll zwar an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden, diese Ersatzaufforstungsflächen werden aber erst in Jahrzehnten eine Wirkung entfalten und gleichzeitig geht durch die Ersatzaufforstung bestehendes Acker- und Grünland verloren.
Es scheint so, als ob bei dem Ohlsdorfer Vorgehen auf den Klimaschutz fast gänzlich vergessen worden ist.
Die türkis-grüne Bundesregierung bekennt sich im Regierungsprogramm zum Erhalt der österreichischen Wälder, die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
[1] https://www.meinbezirk.at/salzkammergut/c-lokales/sachverhaltsdarstellung-wegen-parteispende_a701739; News, 25.9.2013, „Grüne neuerlich mit Spendenvorwürfen gegen ÖVP“
[2] Laut Medienberichten erfolgte die Unterzeichnung des Kaufvertrages ein halbes Jahr später in zeitlicher Nähe zur Rodungsbewilligung. (https://kurier.at/wirtschaft/wirbel-um-millionen-deal-der-bundesforste/401856923)
[3] https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/gegengutachten-fuer-rodung-in-ohlsdorf-eingeholt;art4,3521126