9676/J XXVII. GP
Eingelangt am 07.02.2022
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Reaktion auf die Veröffentlichung neuer Chat-Verläufe und mutmaßlichen Postenschacher
In den vergangenen Wochen gelangte eine Reihe von Chatnachrichten (die sogenannten "BMI-Chats") an die Öffentlichkeit, die unter anderem auf eine massive Einflussnahme seitens der ÖVP auf Postenbesetzungen in den Bundesministerien für Justiz und auf Missbrauch des Innenministeriums für parteipolitische Zwecke hindeuten. Die veröffentlichten Nachrichten zeichnen ein in höchstem Maße besorgniserregendes Bild über den Zustand zentraler Institutionen des Rechtsstaats. Es finden sich darin Nachrichten, die eindeutig den Zusammenhang zwischen politischen Ämtern und Postenbesetzung bei der Polizei (bis hin zu Polizeischülern) dokumentieren.
Zum Zeitpunkt der Anfrage erschienen Artikeln etwa zur Verhinderung geeigneter Kandidatinnen zur Leitung OStA Wien unter BM Brandstetter ("Schwarze Netzwerke in der Justiz", Zackzack 19.1.2022, https://zackzack.at/2022/01/19/bmi-chats-1-schwarze-netzwerke-in-der-justiz/) und politische Postenbesetzung im Bereich des Innenministeriums ("Merk dir die Arschlöcher", Zackzack 25.1.2022) https://zackzack.at/2022/01/25/bmi-chats-3-merk-dir-die-arschloecher/). Weiters wurde parteipolitisch motiviertes Vorgehen im Vollzug fremdenrechtlicher Angelegenheiten und der Vorbereitung von Gesetzesvorschlägen im Innenministerium ("Fremdenrechtliche Knaller", Zackzack 20.1.2022, https://zackzack.at/2022/01/20/bmi-chats-2-fremdenrechtliche-knaller/) bekannt: So hätte etwa der damalige Sektionschef im BMEIA, Stefan STEINER, mit dem Kabinettchef des Innenministeriums, KLOIBMÜLLER, sich über Vollzugshandlungen der Fremdenpolizei ebenso ausgetauscht wie über "versteckte Verschärfungen" in Gesetzesvorschlägen, wobei u.a. auffällig ist, dass STEINER diese Nachrichten - die unmittelbar den Vollzugsbereich des Innenministeriums betrafen - selbst als "privat" bezeichnet. Diese Berichte wurden auch von anderen Medien breit rezipiert, und es werden wohl bis zur Beantwortung dieser Anfrage weitere folgen.
Mittlerweile ist deutlich - und durch die "Verhinderung" geeigneter Kandidatinnen im Bereich der Justiz verfestigt sich dieser Eindruck auch in der aktuellen Berichterstattung - wie in der Vergangenheit Ermittlungen in Richtung der ÖVP torpediert wurden ("System Pilnacek"). Ein tiefes Geflecht von Postenschacher zur politischen Selbstbedienung zieht sich dabei schon lange, und nicht nur im Bereich der ÖVP, durch unsere Republik, und wurde bisher nicht entschieden bekämpft (siehe zB "Unsere Posten für unsere Leut", Addendum 27.2.2019, https://www.addendum.org/politometer/unsere-posten-fuer-unsere-leut/ und "Wenn die Institutionen beschädigt werden", Der Standard 25.1.2022, https://www.derstandard.at/story/2000132831294/wenn-die-institutionen-beschaedigt-werden).
Angesichts des weiteren Abrutschens Österreichs in internationalen Rankings ("Österreich büßt im internationalen Korruptionsranking Punkte ein", DerStandard 25.1.2022, https://www.derstandard.at/story/2000132813589/oesterreich-buesste-im-internationalen-korruptionsranking-punkte-ein) ist entschlossenes Vorgehen mit allen Mitteln des Rechtsstaats und ohne Rücksicht auf parteipolitische und koalitionäre Befindlichkeiten lange überfällig.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende