Eingelangt am 20.02.2020
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Anfrage
des Abgeordneten Dr. Reinhard Bösch,
Michael Schnedlitz
und weiterer Abgeordneter
an die Bundesministerin für Justiz
betreffend neue Erkenntnisse in der Causa
Eurofighter
Im Rahmen einer Einigung mit den
Justizbehörden in Frankreich, Großbritannien und den USA gab der
Rüstungskonzern Airbus Fehlverhalten im Zusammenhang mit dem
Eurofighter-Verkauf 2003 an die Republik Österreich zu. Laut
„Profil“ steht eine Summe von 55 Millionen Euro an politischen
Zuwendungen im Raum, welche an 14 Einzelpersonen, Berater oder Organisationen
geflossen sein soll (https://www.profil.at/wirtschaft/politische-zuwendungen-eurofighter-gestaendnis-11338785).
Obgleich Personen und Firmen in den Akten
anonymisiert sind, wird im „Profil“ ausgeführt, dass es sich
in einem Fall „allem Anschein nach um den früheren
EADS-Lobbyisten Erhard Steininger“ handelt. Als zweiter Fall wird
offenbar die Zahlung Steiningers an die Firma von Anna Maria
Frühstück-Wolf, der Frau des damaligen Kommandanten der
Luftstreitkräfte Erich Wolf, angeführt. Hierzu wurden Ermittlungen in
Österreich bereits geführt und eingestellt.
Laut „Kronen Zeitung“ wurden die
14 natürlichen oder juristischen Personen den österreichischen
Behörden von der Eurofighter-Herstellerfirma Airbus bekannt gegeben,
ebenso wie die einzelnen Zahlungsströme. Wörtlich heißt es in
dem Bericht vom 19.02.2020 (https://www.krone.at/2101056):
„Die entsprechenden Namen und die
einzelnen Zahlungen sind der Staatsanwaltschaft in Wien bereits seit Jahren
bekannt“, wurde betont: „Ungeachtet dessen haben wir heute auf
Nachfrage der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Wien die Namen der
14 Empfänger und die Höhe der einzelnen Zahlungen der Behörde
genannt.“
In diesem Zusammenhang richten die
unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Justiz folgende
Anfrage
- Wann und auf welchem Weg haben die
zuständigen Beamten (SC, GL usw.) Ihres Ministeriums bzw. die
für das Eurofighter-Verfahren zuständige Staatsanwaltschaft von
den Ergebnissen der Einigung zwischen Airbus und den amerikanischen,
britischen und französischen Behörden erfahren?
- Wann und auf welchem Weg haben Sie davon
erfahren?
- Gab es diesbezüglich Informationen
an österreichische Justizbehörden, die von ausländischen
Behörden übermittelt wurden?
- Wenn ja, wann und von
welchen Behörden wurden diese übermittelt?
- Wenn ja, auf wen bzw.
auf welche Sachverhalte bezogen sich diese Informationen?
- Gab es von ausländischen
Ermittlungsbehörden in der Causa Eurofighter Amtshilfeersuchen an
österreichische Ermittlungsbehörden?
- Wenn ja, von welchen
Ländern und welchen Behörden?
- Wenn ja, welche
Sachverhalte umfassten diese Amtshilfeersuchen?
- Gab es von der StA Wien (als diese noch
mit den Ermittlungen betraut war) Amtshilfeersuchen in andere Staaten?
- Wenn ja, wie viele?
- Wenn ja, an welche
Behörden?
- Wenn ja, welche
Sachverhalte waren betroffen?
- Wurden der WKStA von der StA Wien
sämtliche den Kreis der 14 Personen und Organisationen betreffenden Akten
inklusive der Vorhalte zur Verfügung gestellt?
- Wenn ja, zu welchem
Zeitpunkt?
- Wenn nein, warum
nicht?
- Wenn nein, gab es durch
die WKStA bereits den Versuch diese Akten über ein
Amtshilfeverfahren zu bekommen?
i. Wenn
ja, mit welchem Ergebnis?
ii. Wenn
nein, warum wurde dieser Versuch unterlassen?
- Wurde von der StA Wien gegen die 14
Personen bzw. Organisationen ermittelt?
- Wenn ja gegen wie
viele?
- Wenn ja, mit welchem
Ergebnis?
- Wenn ja, wegen welcher
strafrechtsrelevanten Tatbestände?
- Wenn ja, wie viele
dieser Verfahren wurden bereits durch die StA Wien abgeschlossen?
- Wenn ja, wie viele der
abgeschlossenen Verfahren mündeten jeweils in einer Einstellung,
einer Anklage, einer Verurteilung bzw. in einer sonstigen Erledigung?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wurden offene Verfahren gegen den Kreis
der 14 Personen oder Organisationen Anfang 2019 an die WKStA
übergeben?
- Wenn ja, wie viele?
- Wenn ja, wie viele
davon wurden in der Zwischenzeit abgeschlossen
- Wenn ja, wie viele der
abgeschlossenen Verfahren mündeten jeweils in einer Einstellung,
einer Anklage, einer Verurteilung bzw. in einer sonstigen Erledigung?
- Warum muss sich die WKStA die Namen der
14 Personen bzw. Organisationen besorgen, wenn diese doch schon seit
Jahren im Akt sein müssten?
- Um welche konkreten Vorfälle
handelt es sich im Kontext der Zahlungen an die erwähnten 14 Personen
oder Organisationen?
- Wie viele dieser Vorfälle waren
oder sind bereits Teil von Ermittlungen in Österreich gewesen?
- Waren sämtliche Vorfälle
bereits den Justizbehörden bekannt oder konnten diese durch die
jüngste Übermittlung durch Airbus bzw. die Informationen aus den
USA neue Erkenntnisse oder Anhaltspunkte gewinnen?
- Hat die WKStA nach dem Erhalt der von
Airbus übermittelten Unterlagen neue Ermittlungsschritte gesetzt?
- Wenn ja, welche?
- Wie viele der 14 Personen wurden oder werden
als Beschuldigte geführt?
- Welche natürlichen und/oder
juristischen Personen sind mit welchen Zahlungsflüssen in Verbindung
zu bringen?
- Bei wie vielen jener Vorfälle, die
bereits Teil von Ermittlungsverfahren waren, wurden die Verfahren eingestellt?
- Gegen wie viele der genannten Personen,
kann keine Anklage wegen Verjährung erhoben werden?
- Gegen wie viele Personen konnte oder kann
nicht mehr im vollem Umfang wegen teilweiser Verjährung Anklage erhoben
werden?
- Wegen welcher strafrechtsrelevanten
Tatbestände konnte oder kann nicht mehr Anklage erhoben werden?
- Wegen welcher strafrechtsrelevanten
Tatbestände wird noch Anklage erhoben?
- Wegen welcher Delikte wird von der WKStA
weiter ermittelt?
- Waren die Aussagen von Sektionschef
Pilnacek in einer Dienstbesprechung vom 1. April 2019 mit der WKStA
(„Ich mach‘ ein Auge zu, und wir stellen irgendwelche Dinge
ein.“, „Setzt euch zusammen und daschlogt’s es!“)
auch auf Verfahren gegen einen oder mehrere Verdächtige oder
Beschuldigte aus dem Kreis der 14 Personen und Organisationen bezogen, die
Geldbeträge empfangen haben sollen?
- Wenn ja, auf welche?
- Wenn ja, wegen welcher
strafrechtsrelevanten Tatbestände?
- Wenn ja, gegen welche
konkreten Personen oder Organisationen?
- Welche Initiativen werden Sie nun in
Hinblick auf die in Österreich noch offenen Verfahren in der Causa
Eurofighter setzen?