9800/J XXVII. GP

Eingelangt am 17.02.2022
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Peter Schmiedlechner

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

 

betreffend Vergütungen für die CO2-Bindung durch die Landwirtschaft

 

Österreich strebt eine Senkung seiner Co2-Emissionen an. Dieses Ziel lässt sich aber nur durch eine langfristige Bindung im Holz, im Boden oder in der Biomasse erreichen:

 

„Neben der Forstwirtschaft ist die Landwirtschaft der einzige Sektor, welcher durch seine Tätigkeit mehr CO2 in Rohstoffen bindet als er selbst ausstößt: Das Flussdiagramm zeigt, dass entsprechende CO2-Emissionen erst in nachgelagerten Schritten – im Rahmen der weitern Nutzung der landwirtschaftlichen Rohstoffe – in anderen Sektoren und Bereichen (Lebensmittelindustrie und -handel, div. Industrie und Warenproduktion, Biokraftstoffe) anfallen.“[1]

 

Die Landwirtschaft bindet pro Jahr etwa das dreifache an CO2, wie sie selbst an CO2 -Emissionen freisetzt.

 

Grafik über gespeicherten Kohlenstoff

 

Besonders der CO2-Bindung im Boden wird eine hohe Bedeutung zugewiesen:

 

Die Landwirtschaftsböden bieten ein großes Potential für Kohlenstoffspeicherung. Böden speichern dreimal mehr Kohlenstoff als die Atmosphäre. Die internationale 4-Promille-Initiative sieht Böden als relevante CO-Senken. Sie geht davon aus, dass eine jährliche, weltweite Steigerung des Humusgehaltes um 0,4 Prozent im Oberboden – also den obersten 30 Zentimetern – die weltweiten, vom Mensch verursachten Treibhausgase ausgleichen kann.[2]

 

Selbstverständlich sind auch der Aufbau und die Nutzung von Biomasse bedeutsam. Dafür braucht es eine langfristige Bewirtschaftung, welche vor allem von den heimischen Land- und Forstwirten sichergestellt wird. Diese große Leistung an der Gesellschaft, muss von der Gesellschaft honoriert werden. Eine jährliche finanzielle Leistungsabgeltung mit dem Ziel die landwirtschaftliche CO2 -Senkung zu vergüten, wäre vor diesem Hintergrund eine gangbare Möglichkeit.

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus folgende

 

Anfrage

 

1.    Welche Maßnahmen plant das Bundesministerium um den CO2-Ausstoß zu verringern?

2.    Wie beurteilt das Bundesministerium die Aufgabe der Landwirtschaft bei der CO2-Bindung?

3.    Wie viel leistet die Landwirtschaft für die CO2-Bindung in Österreich, wenn man diese Leistung finanziell ausdrücken würde?

4.    Welche andere Sparte kann vergleichbar CO2 binden?

a.    In welcher Größe wird dort CO2 gebunden?

b.    Welcher Energieeinsatz und finanzieller Einsatz ist dafür erforderlich?

5.    Wird die Leistung der Landwirtschaft für die CO2-Bindung honoriert?

a.    Falls ja, wie?

b.    Falls nein, warum nicht?

6.    Könnte man durch eine gezielte Unterstützung der Landwirtschaft mehr CO2 binden?

a.    Wenn ja, welche Art von Unterstützung erachten Sie diesbezüglich für zielführend?

b.    Wenn ja, wie hoch müsste die Unterstützung sein, um brauchbare Ergebnisse zu erzielen?

c.    Wenn nein, warum schließen Sie das aus?

7.    Planen Sie eine Vergütung, Unterstützung oder Ähnliches als Abgeltung für die CO2-Bindung in der Landwirtschaft?

a.    Falls ja, wann?

b.    Falls ja, wie wird diese ausgestaltet sein?

c.    Falls nein, warum nicht?

8.    Wie viel CO2-Ausstoß wird jährlich durch das Bauernhöfesterben (z.B. weil die vorher landwirtschaftlich genützte Fläche verbaut wird) verursacht? (Bitte um eine differenzierte Auflistung für die Jahre 2012 bis 2022.)

9.    Wie hoch ist die jeweilige CO2-Senke bei aktiver bzw. passiver Bewirtschaftung?

10. Wie hoch ist die jeweilige CO2-Senke bei aktiver und passiver Bewirtschaftung bei Verzicht auf Insektizide, Herbizide und Fungizide im Vergleich zu konventionellen Marktfrüchten?

11. Wie hoch ist die jeweilige CO2-Senke bei aktiver und passiver Bewirtschaftung einer Stilllegungsflächen im Vergleich zu konventionellen Marktfrüchten?

12. Wie hoch ist die jeweilige CO2-Senke bei aktiver und passiver Bewirtschaftung einer Biodiversitätsflächen im Vergleich zu konventionellen Marktfrüchten?

13. Wie hoch ist die jeweilige CO2-Senke bei aktiver und passiver Bewirtschaftung einer Flächen mit Düngeverbot im Vergleich zu konventionellen Marktfrüchten?

14. Wie hoch ist die jeweilige CO2-Senke bei aktiver und passiver Bewirtschaftung mit Donau-Soja im Vergleich zu konventionellen Marktfrüchten?

15. Welcher CO2 -Ausstoß bzw. Energieaufwand wird in der Landwirtschaft inkl. vorgelagerten Bereich durch die NEC-Richtlinie bundesweit, gesamtheitlich verursacht?



[1] Factsheet (Jänner 2020): CO2-Bilanzierung der Land- und Forstwirtschaft in Österreich - Ökosoziales Forum (oekosozial.at)

[2] Fruchtbare Böden als natürliche CO-Senken in der Bodenseeregion (myclimate.org)