9826/J XXVII. GP

Eingelangt am 21.02.2022
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Anfrage

 

des Abgeordneten Alois Kainz

und weiterer Abgeordneten

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Auswirkung der Pandemie auf die Psyche und in weiterer Folge auf Suizide   

 

„Die psychischen Belastungsfaktoren sind auch im dritten Jahr der Pandemie nicht weniger geworden. Omikron ist allgegenwärtig, in Österreich hat die Welle ihren Höhepunkt noch nicht überschritten. Angst und Frust, aber auch Hoffnung seien derzeit weitverbreitete Emotionen, beobachtet Juen, klinische und Gesundheitspsychologin an der Universität Innsbruck. „Die Angst, sich anzustecken. Der Frust, weil es immer noch nicht vorbei ist. Und teilweise die Hoffnung, dass es (Omikron, Anm.) eh nicht so schlimm ist“, berichtet der ORF.

 

„Besonders schwierig ist die Lage im Moment für Eltern, deren Kinder in die Schule oder den Kindergarten gehen. Die 7-Tage-Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen liegt österreichweit bei deutlich über 4.500, an den Schulen funktioniert das PCR-Testsystem außerhalb Wiens nur eingeschränkt. Verzwickt ist die Lage auch in der Freizeit. Vom Zusammensitzen im Kaffeehaus oder dem Training im Fitnessstudio würden viele Fachleute im Moment abraten. Auf der anderen Seite sind genau solche Aktivitäten für viele ein notwendiges Mittel gegen den Lagerkoller. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, sich derzeit mit Omikron zu infizieren, hoch ist, ist eine tatsächliche Ansteckung für viele Betroffene mit Schamgefühlen verbunden. In solch einem Fall solle man sich jemanden suchen, mit dem man offen über seine Emotionen und Befürchtungen reden kann, rät Juen.

 

Ein häufiges Phänomen im dritten Jahr der Pandemie ist der subjektive Verlust des Zeitgefühls. Viele Beschäftigte sind seit mehr als zwei Jahren großteils im Homeoffice, für Schülerinnen und Schüler und Studierende gab es lange Phasen des Fernunterrichts. Ein gutes Mittel dagegen ist laut Juen die Schaffung einer „Alltagsstruktur, die man auch relativ zwanglos durchhalten kann“. Das bedeutet: Jeden Tag um ungefähr dieselbe Uhrzeit aufstehen, einen Tagesrhythmus halten und „Sozialkontakte aktiv zu pflegen und sie nicht nur passieren zu lassen“, so die Psychologin.“ [1]

 

Im Jahr 2019 starben in Österreich 1.113 Personen durch Suizid, fast dreimal so viele Personen wie im Straßenverkehr. Dies entspricht einer bevölkerungsbezogenen standardisierten Suizidrate von 13 pro 100.000 Einwohner/-innen.[2] Wie genau sich die Suizidrate aufgrund der Corona Pandemie verändert hat, kann noch nicht gesagt werden, da es bis dato noch keine veröffentlichten Daten gibt. Es ist jedoch anzunehmen, dass es für die Jahre 2020 und 2021 zu erhöhten Suiziden kam. Gerade deshalb ist es von unabdingbarer Wichtigkeit, dass Suizidpräventionsmaßnahmen gesetzt werden.

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz folgende

 

 

 

Anfrage

 

1)    Welche Auswirkung hat die Corona Pandemie auf die Psyche der Österreicher? Bitte um konkrete Auflistung aller diesbezüglichen Erkenntnisse.
a) Haben Sie diesbezüglich Studien in Auftrag gegeben? Falls ja, bitte um konkrete Auflistung aller Studien sowie deren zentralen Erkenntnisse.
b) Falls Sie diesbezüglich keine Studien in Auftrag gegeben haben, warum nicht?

2)    Haben Sie bereits Studien in Auftrag gegeben, welche sich damit beschäftigen, welche Langzeitfolgen die Pandemie auf die psychische Gesundheit der Österreicher haben wird?
a) Falls ja, welche Studien sind das konkret?
b) Falls ja, wann sollen die Erkenntnisse dieser Studien veröffentlicht werden?

c) Falls ja, wo werden die Erkenntnisse veröffentlicht?
d) Falls nein, warum nicht? 

3)    Welche Maßnahmen haben Sie bereits gesetzt um die psychische Gesundheit der Österreicher zu verbessern? Bitte um Auflistung aller Maßnahmen sowie um Konkretisierung nach Altersgruppen und Zielgruppen.

4)    Welche Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit haben Sie in den Schulen gesetzt? Bitte um konkrete Erläuterung.

5)    Planen Sie in den Schulen weitere Maßnahmen um psychische Landzeitfolgen der Kinder und Jugendlichen zu minimieren?
a) Falls ja, welche Maßnahmen planen Sie konkret?
b) Falls nein, warum nicht? 

6)    Wie viele bestätigte Suizidversuche gab es in den Jahren 2020 und 2021 jeweils? Bitte auch um Aufschlüsselung nach Altersgruppen.

7)    Wie viele Suizide gab es in den Jahren 2020 und 2021 jeweils? Bitte auch um Aufschlüsselung nach Altersgruppen.

8)    Gibt es Studien, welche sich mit dem Zusammenhand der Corona Pandemie und der Suizidgefährdung beschäftigen?
a) Falls ja, welche Studien sind dies konkret und was sind die zentralen Erkenntnisse?
b) Haben Sie diesbezüglich ebenfalls bereits Studien in Auftrag gegeben?
c) Falls Sie bis dato diesbezüglich noch keine Studien in Auftrag gegeben haben, warum nicht?
d) Falls Sie bis dato diesbezüglich noch keine Studien in Auftrag gegeben haben, planen Sie derartige Studien in Auftrag zu geben?

9)    Welche Maßnahmen setzen Sie derzeit in den jeweiligen Altersgruppen zur Suizidprävention? Bitte um konkrete Auflistung aller Maßnahmen.

10) Planen Sie weitere Maßnahmen, um die Suizidgefahr zu minimieren?
a) Falls ja, bitte um konkrete Auflistung nach Altersgruppe.
b) Falls nein, warum nicht?



[1] https://orf.at/stories/3243939/

[2] Suizid und Suizidprävention in Österreich – Bericht 2020