17.17

Abgeordnete Pia Philippa Beck (ohne Klubzugehörigkeit): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Es ist ein Dringlicher Antrag, der nicht dringender sein könnte. Schulen von der Bürokratie befreien, Lehrkräfte für die Arbeit mit den Kindern freispielen – wie wichtig wäre das?

Wie sieht derzeit die Realität an den Schulen in Österreich aus? – Trostlos. Es ist frustrierend für alle Seiten: für Lehrer, für Eltern, für Schülerinnen und Schüler. Fragt man ein Kind vor dem Schuleintritt: Und, freust du dich schon auf die Schule?, antwortet meistens voller Euphorie: Ja, ich freue mich! – Kurz darauf kommt dann meistens irgendein Erwachsener auf die Idee, den Nachsatz zu liefern: Ja, ja, noch, aber die Freude wird dir schon noch vergehen, schneller, als du denkst!

Aber warum? Warum bitte soll einem Kind die Freude am Lernen vergehen? Warum wollen wir nicht jetzt endlich damit beginnen, eine Schule der Zukunft zu gestalten? Es soll eine Schule sein, in der es sowohl dem Lehrkörper wieder Spaß macht, zu unterrichten, als auch den Kindern wieder Spaß macht, zu lernen. Die heutige Realität in den Schulen ist ja ganz anders: Pädagoginnen und Pädagogen sind maßlos überlastet, Personalmangel zieht sich auch hier durch wie ein roter Faden, und das nicht erst seit kurzer Zeit.

Dabei wäre es doch hier so wichtig, endlich in die Zukunft zu investieren und ein Bildungssystem zu schaffen, das zeitgemäß ist, bei dem das Lernen Freude macht! Die Kinder und Jugendlichen haben sich verändert, die Zeit hat sich verändert, die Arbeitswelt hat sich verändert, aber das Bildungssystem hat sich nicht verändert. Im Gegenteil, man kann ob der Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft und auch all der Technologien sagen: Es stagniert und bereitet unsere Kinder nicht optimal auf die Zukunft vor.

Dabei wäre es wichtig, dieses Investment in die Zukunft zu machen. Eine Investition und eine Reformierung in diesen zahlreichen Bereichen sind nicht nur wichtig, weil es um Kinder geht, sondern weil es um jedes Kind geht. Egal, aus welcher Familie es kommt, egal, welchen finanziellen Hintergrund es hat, jedes Kind hat ein Recht auf Bildung, auf Lernen, auf Spaß an der Schule und auf Wissen.

Wie schön wäre es, jedem Kind in diesem Land die Möglichkeit zu schenken, seine individuellen Stärken und Schwächen herauszufinden und diese dann auch entsprechend zu fördern! Jeder hier in diesem Raum, der selbst Kinder hat, und auch jene, die keine haben, wissen, wie individuell Kinder sind, und wissen auch, wie schnell sich etwaige Stärken oder Schwächen herauskristallisieren. Es wäre wichtig, bereits im Elementarbereich anzusetzen, um entsprechende Stärken zusätzlich zu fördern; aber gut, das ist ein anderes Thema und das ist noch ein weiter Weg.

Lehrer zu entlasten und ihnen die Möglichkeit zu schenken, wieder das tun zu können, was ihnen am Herzen liegt, wäre ein entscheidender Schritt, denn so würde man gerade auch in Anbetracht des akuten Personalmangels rasch die Möglichkeit schaffen, dass Kindern in den Schulen wieder mehr Zeit geschenkt wird, dass sie individuell wahrgenommen werden können. Lehrerinnen und Lehrer würden nicht mehr an ihrem Beruf verzweifeln, nicht mehr keine Gesprächs­basis mit dem zuständigen Minister sehen, weil sie sich weder verstanden noch gehört fühlen, und würden nicht schneller in einen psychologischen Ausnah­mezustand schlittern, als das Studium gedauert hat. Das hat sicher noch mehrere Gründe, aber die Frustration ist derzeit unfassbar groß.

All diese Maßnahmen hätten ganz rational betrachtet auch Vorteile für die Wirt­schaft, denn früh zu wissen, in welchem Bereich man ein Kind und seine Begabungen fördert, bedeutet auch, dass Kinder optimal lernen können und den Spaß nicht verlieren, sich verstanden fühlen und nicht nur durchgewunken werden, damit dann am Ende herauskommt, dass sie beispielsweise eben nicht sinnerfassend lesen können und somit auch am Arbeitsmarkt mit ziemlicher Sicherheit nicht nur länger brauchen werden, um Fuß zu fassen, sondern im schlimmsten Fall scheitern werden. Die Jugendarbeitslosigkeit bei den unter 25-Jährigen ist immer noch signifikant hoch, und das ist ebenfalls eine Begleit­erscheinung des überlasteten Bildungssystems.

Wissen ist Macht! Wissen zu vermitteln heißt, in unserem gesamten System eine unfassbar wichtige und tragende Schlüsselrolle zu haben, eine Aufgabe und eine Herausforderung, die unseren allergrößten Respekt und auch unsere größten Bemühungen für Verbesserungen und permanente Evaluierungen dieses Systems verdient. Reformieren wir dieses System! Schaffen wir die Möglichkeit einer Entlastung, schaffen wir die Möglichkeit, dass Wissen zu vermitteln wieder Spaß und Wissen zu beziehen wieder Freude machen kann! Dazu braucht es keine Revolution an den Schulen, aber zeitgemäße Evolution mit Blick auf die Zukunft wäre für alle Beteiligten wünschenswert und dringend notwendig. Das geht aber eben nur, wenn man bereit ist, alte Strukturen aufzubrechen, und auch nur, wenn es einen Bundesminister gibt, der auch Fehler eingestehen kann. (Beifall bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

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