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Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Herr Präsident! Hohes Haus! Ich kann ja inzwischen schon etwas länger auf diese Historie zurückblicken, weil ich die damalige Akademie für Sozialarbeit von 1983 bis 1987 in Vorarlberg absolviert habe. Wir haben damals – und seit damals! – als Berufsverbände immer an jede Bundesregierung appelliert, mit guten und mit weniger guten Worten gefordert, endlich ein Berufsgesetz auf den Weg zu bekommen. Vergeblich, es ist nicht gelungen, nicht einmal einen Titelschutz haben wir geschafft. Deshalb, finde ich, ist das heute schon ein Meilenstein, das nach so langer Zeit einstimmig hinzubekommen. (Beifall bei den Grünen.)

Das sagen auch meine Kolleginnen und Kollegen: Natürlich bleibt das Ziel, ein Berufsgesetz zustande zu bekommen. Es ist ja ein erster Schritt und schon auch eine Wertschätzung für die Berufsgruppe.

Ja, Herr Kollege Wurm, Sie haben natürlich recht, dass es in diesem Feld, wie in vielen anderen sozialen Berufen, einen absoluten Mangel an Fachpersonal gibt. Wir merken das in ganz vielen Bereichen, wir bräuchten eigentlich deutlich mehr ausgebildete Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, nicht nur bei den Jugendwohlfahrtsstellen, wo sie dringend benötigt würden, sondern auch bei den freien Trägern, weil einfach die Anforderungen dementsprechend hoch sind.

Ich begrüße es – und das ist einer der Nebeneffekte –, dass mittlerweile in Primärversorgungszentren auch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter angestellt werden, weil sie in der Lage sind, den Ärzten dort Arbeit abzunehmen und Dingen nachzugehen, für die sonst keine Zeit bleibt.

Das heißt, ja, es ist richtig, das ist jetzt eine Anerkennung, ein erster Beitrag, ein erster Schritt. Ich teile auch die Einschätzung, dass es grundsätzlich mehr Ausbildungsplätze an den entsprechenden Fachhochschulen bräuchte, weil wir einfach – und das ist sozusagen noch meine Sozialisation – das, was wir in der Pflege jetzt ein Stück weit mit den Communitynurses hinbekommen, nämlich eine aufsuchende, nachgehende Betreuung, in der sozialen Arbeit auch brauchen.

Wir brauchen eine aufsuchende, nachgehende soziale Arbeit, das heißt, das Hingehen auch dort, wo die Schwierigkeiten beheimatet sind. Es finden sich auch in der sozialen Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Menschen, die bereit sind, das auch zu tun. Ich habe das noch so praktiziert und auch ausgeübt. Ja, das ist schwierig, da ist man oft mit Situationen konfrontiert, die nicht einfach sind, aber genau das braucht es.

Deshalb sage ich auch vielen Dank für die einstimmige Zustimmung in diesem Haus. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

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