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Abgeordnete Pia Philippa Beck (ohne Klubzugehörigkeit): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Für Jugendliche sind die sozialen Netzwerke das Kommunikationsmittel Nummer eins. Die Welt der sogenannten neuen Medien ist gerade für sie eine schöne Alternative, um der Realität entfliehen zu können. Noch nie war es so leicht, die vermeintlich ganze Welt sehen zu können, ohne das eigene Haus verlassen zu müssen. Es ist aber eben keine reale Welt und schon gar keine gute Welt.

Natürlich gibt es zahlreiche Vorteile, aber wir finden mindestens ebenso viele Gefahren. Das Konsumieren von Medien und Inhalten basiert auf Algorithmen, und somit geraten nicht nur Jugendliche relativ rasch in eine sogenannte Bubble, heißt, sie beziehen einseitige Informationen, tauschen sich mit – nennen wir es – Gleichgesinnten aus und vergessen, dass es gerade in einer Welt, die uns vermeintlich alle Informationen bietet, wichtig ist, selbst Meinungsvielfalt hineinzubringen und Informationen nicht einfach so als wahr anzunehmen.

Leider sind die sozialen Netzwerke mehr als trügerisch. Der Reiz von sozialen Medien ist zu verlockend und das Vertrauen in den Austausch mit eigentlich Fremden oder die Informationen, die man bekommt, werden nur allzu leichtfertig angenommen. Radikalisierung passiert harmlos, beispielsweise über ein Playstation-Spiel, Mobbing in einer immer brutaleren Form wird in aller Boshaftigkeit ausgelebt, die Suche nach der vielleicht ersten großen Liebe von Pädophilen ausgenützt.

Bleiben wir beim Thema Radikalisierung: Schon sehr lange nützen diverse extremistische Gruppen das Internet oder eben die sozialen Medien, um mögliche neue Mitglieder zu erreichen und diese dann zu radikalisieren – durch simple Dinge wie Hashtags oder die beliebten Challenges, über die eben nicht nur Mitglieder miteinander kommunizieren, sondern es lassen sich auch auf diesem einfachen Weg Informationen und Meinungen mit Menschen teilen, mit denen es bisher noch keinen Kontakt gab. Dass diese Informationen nicht zwingend der Wahrheit entsprechen, spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Auch da greift der Algorithmus leider sehr hilfreich ein.

Selbst für Erwachsene ist so eine Form der Manipulation schwer zu durch­schauen; aber wie soll das dann erst für Kinder und Jugendliche möglich sein? Dabei dürfen die meisten Kinder diese Plattformen noch gar nicht nützen. Insta­gram schreibt für die Anmeldung ein Mindestalter von 13 Jahren vor, ebenso Snapchat, Tiktok und Facebook, aber die Maßnahmen, mit denen die Plattformen tatsächlich verhindern wollen, dass Kinder sich anmelden, sind dann eher überschaubar. Daher muss es auch den politischen Rahmen geben, der zusätzlich Schutz und vor allem Aufklärung möglich macht.

Das Thema Mobbing: Was passiert, wenn das eigene Glück von einer Welt abhängig gemacht wird, die einfach nicht real ist? Wie sehr manipulieren Meinungen von Personen, die man nicht kennt und höchstwahrscheinlich auch niemals kennenlernen wird, unsere Gedanken, die Gedanken von Jugend­lichen? – Leider viel zu sehr. Cybermobbing gefährdet die psychische Gesund­heit von Kindern und Jugendlichen massiv, und da muss dringend gegen­gelenkt werden.

Die neuen Medien, wie es schön heißt, bestimmen unseren Alltag. Sie haben sich etabliert, und damit einhergehend haben sich auch völlig neue Aus­drucksformen von Gewalt etabliert. Immer häufiger werden soziale Medien eben manipulativ eingesetzt, das Internet, Tiktok, Instagram und Co werden zu regel­rechten Waffen. Die Problematik wird dadurch noch verstärkt, dass sich Eltern oft nicht ausreichend mit diesen neuen Kommunikationsformen auseinander­setzen. Sie wissen zu wenig, wie sie damit umgehen sollen und welche Gefahren für ihre Kinder sich dahinter verbergen.

Inzwischen sind wir aber in einer Zeit angelangt, in der es nicht mehr nur darum geht, zu beurteilen, ob das Internet gut oder schlecht ist. Auch einem Kind den Umgang damit zu verbieten wird inzwischen keinen langfristigen Erfolg mehr bringen. Daher muss der Fokus nun darauf gerichtet sein, unseren Kindern und Jugendlichen den bestmöglichen Schutz zu bieten, den wir ihnen bieten können. Nur ein Beispiel dafür: Der Illusory-Truth-Effect beschreibt das psychologische Phänomen, dass wiederholt präsentierte Aussagen eher als wahr eingeschätzt werden als einmalig dargebotene Aussagen. Wissenschaftliche Forschung zum Illusory-Truth-Effect bietet das Potenzial, kognitive Mechanismen in der Entstehung von Fakenews zu identifizieren und zu verstehen und so wirksame Möglichkeiten gegen die Verbreitung falscher Informationen zu entwickeln.

Es gibt also mehrere Mittel, da gegenzusteuern und aufzuklären, und das müssen wir auch. Daher ist dieser Entschließungsantrag absolut unterstützenswert. In diesem Sinne: Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, eine sichere Online­umgebung für unsere Kinder und Jugendliche zu schaffen, von der sie profitieren können und in der sie nicht zusätzlich neuen Gefahren ausgesetzt sind! (Beifall bei SPÖ, Grünen und NEOS sowie der Abg. Bogner-Strauß.)

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