1/PET XXVII. GP

Eingebracht am 23.10.2019
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Petition

An Herrn

Präsident des Nationalrates

Mag. Wolfgang Sobotka

Parlament

1017 Wien

Wien, am 23. Oktober 2019

Betreff: Petition „Nominierung des Otto-Wagner-Spitals am Steinhof als UNESCO- Weltkulturerbestätte"

Sehr geehrter Herr Präsident!

Gemäß §100 Abs. 1 GOG-NR überreichen wir Ihnen die Petition betreffend „Nominierung des Otto-Wagner-Spitals als UNESCO-Weltkulturerbestätte" mit dem Ersuchen um geschäftsordnungsgemäße Behandlung.

Mit freundlichen Grüßen

Abg.z.NR Mag. Wolfgang Gerstl                                                       Abg.z.NR Maria Großbauer

Petition: „Nominierung des Otto-Wagner-Spitals als UNESCO-Weltkulturerbestätte"

Das einzigartige architektonische Kulturgut rund um das Otto Wagner-Spital (OWS) war seit 2006 bereits mehrmals Gegenstand einer Petition an den Nationalrat. Obwohl schon mehr als 80.000 Unterschriften dieses Anliegen unterstützen, konnte der Stadtregierung bis heute kein klares Bekenntnis zur Erhaltung dieses kulturhistorisch äußerst wertvollen Areals abgerungen werden. Des Weiteren wurde bis heute kein konkreter Nachfolgenutzungsplan vorgelegt wenn man vom „letter of intent", zur Etablierung der SOROS Universität, absieht.

Darüber hinaus hat bereits 2015 ICOMOS International, Paris, einen „Heritage Alert" ausgelöst. Der Bericht von ICOMOS appellierte an Bürgermeister a.D. Dr. Michael Häupl, die außergewöhnliche historische Wichtigkeit und Geschichte des Areals zu berücksichtigen und das Entwicklungs- und Erhaltungskonzept des gesamten Areals neu zu überdenken.

Das Otto-Wagner-Spital mit der Jugendstilkirche „HI. Leopold" ist ein einzigartiges Kulturgut von außergewöhnlichem universellem Wert, wie es die Richtlinien der UNESCO von einer Welterbestätte gemäß internationalem „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" erwarten. Neben dem bekannten kulturellen Wert, hat das Gelände Steinhof auch eine hohe historische Bedeutsamkeit. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in den Gebäuden der Jugendfürsorgeanstalt auf dem Anstaltsgelände der Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof" systematisch kranke, behinderte und „nicht erziehbare" Kinder und Jugendliche gequält und ermordet. Es sollte ein Anliegen sein, diese Gräuel des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und im Rahmen einer möglichen Erhebung zum „UNESCO Weltkulturerbe" das Gedenken zu fördern.

Auch in der bekannte ORF Sendung „9 Plätze - 9 Schätze" wurde das Steinhof-Areal zum schönsten Ort in Wien gewählt.

Trotz all dieser Tatsachen haben die verantwortlichen Politiker der Stadt Wien nichts für die Unterschutzstellung der Gesamtanlage unternommen. Ganz im Gegenteil: Die Wiener Stadtregierung hat zugelassen, dass Gebäude dem Verfall überlassen und denkmalgeschützte Bereiche im Osten des Gebietes ohne Rücksichtnahme auf das Gesamtkunstwerk von Otto Wagner neu bebaut wurden.

Die Wiener Stadtregierung hat unter Bürgermeister Dr. Ludwig auch im vergangenen Jahr noch keine Initiativen für die Aufnahme dieser kulturhistorischen Stätte von Otto Wagner auf diese Liste gesetzt. Dies obwohl 2018 das Otto-Wagner Gedenkjahr war und sie zur Antragstellung an die österr. Bundesregierung zuständig ist.

Diese „Nicht-Initative" der Wiener Stadtregierung gipfelte auch noch darin, dass sie es nicht einmal für notwendig hielt, auf ein diesbezügliches Schreiben der "Initiative Steinhof" zu antworten. Diese Missachtung reiht sich nahtlos in das Verhalten früherer Stadtregierungen ein.

Aber nicht nur das Jugendstilensemble wird in Mitleidenschaft gezogen. Anfang Oktober 2019 wurden über 100 Bäume gefällt um nicht nur Platz für Bebauung zu schaffen. Gerade in Zeiten immer heißer werdender Städte ist dies klimapolitisch ein Schritt in eine falsche Richtung, vor allem von einer Stadtregierung mit grüner Beteiligung. Es scheint, dass nun „Betonwüste statt Grünflächen" gilt.

Auch der entsprechende Bescheid hat einige Auffälligkeiten aufzuweisen: So ist eben dieser genau einen Tag vor der, durch Sicherheitspersonal bewachten, Baumfällung ausgestellt und nicht veröffentlicht worden. Aber auch die Tatsache, dass das Gutachten über angeblich kranke Bäume vom selben Dienstleister stammt, welcher auch die Fällungsarbeiten durchführt, zeugt nicht gerade von einem sauberen und transparenten Zugang.

Eingedenk der Tatsache, dass der Denkmalschutz sowie der Ensembleschutz der Wiener Bauordnung - wie der Verfall mehrerer Pavillons beweist - nicht ausreichend ist, richte ich einen neuerlichen Appell an alle Verantwortungsträger, die letzten noch möglichen Sicherungsmaßnahmen für das Otto Wagner Areal zu setzen. Vor allem auch wenn man bedenkt, dass das Areal am Steinhof neben der Österreichischen Postsparkasse und den Gürtelbögen das bedeutendste bauliche Erbe des großen Meisters Otto Wagners in Wien darstellt.