127/PET XXVII. GP

Eingebracht am 05.07.2023
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Petition

 

     Abgeordnete zum Nationalrat

 

                                                                                                                                       Fiona Fiedler 

        Gerald Loacker

 

An Herrn

Präsidenten des Nationalrates Mag. Wolfgang Sobotka Parlament, 1017 Wien, Österreich


Wien,  am  4. Juli 2023

 

Sehr geehrter Herr Präsident!

In der Anlage überreichen wir Ihnen gem. §100 (1) GOG-NR die Petition betreffend

  „Medizinisches Cannabis in Österreich erlauben“

 

Seitens der Einbringer:innen wird das Vorliegen einer Bundeskompetenz in folgender Hinsicht angenommen:

  Art. 10 B-VG Gesundheitsweisen und Sozialversicherungswesen

 

Dieses Anliegen wurde bis zur Einbringung im Nationalrat von Bürger:innen -unterstützt. Mit der Bitte um geschäftsordnungsmäßige Behandlung dieser Petition verbleiben wir

mit freundlichen Grüßen

 

Anlage

Hinweis: Ggf. vorgelegte Unterschriftenlisten werden nach dem Ende der parlamentarischen Behandlung datenschutzkonform vernichtet bzw. gelöscht, soweit diese nicht nach den Bestimmungen des Bundesarchivgesetzes zu archivieren sind.

Medizinisches Cannabis in Österreich erlauben

Die Medizin macht Fortschritte und das ist gut so. In bestimmten Bereichen gibt es aber Grenzen und manchmal wirken natürliche Mittel besser als chemische Keulen. Ein solches Beispiel gibt es in der Schmerztherapie. Denn effektive Opiate lindern zwar Schmerzen von Patient:innen, viele solcher Produkte sind aber mit gesundheitlichen Nebenwirkungen und Problemen verbunden. So hat gerade die Opiatkrise in den USA gezeigt, dass viele Patient:innen Abhängigkeiten von Schmerzmitteln entwickeln, weil diese durch ihre Wirkung auf das Nervensystem oft aber auch beispielsweise das Atemsystem negativ beeinflussen und so bei zu hoher Gewohnheit und resultierenden Überdosierungen auch zu spontanen Atemstillständen – und damit vielen Toten geführt haben – ist man in der Schmerztherapie vorsichtiger geworden. Gerade für chronische Schmerzpatient:innen oder auch Krebspatient:innen ist das aber ein großes Problem. Denn entgegen weit verbreiteter Annahmen, dass Menschen sich an alles gewöhnen, ist das bei Schmerz nicht der Fall. Im Gegenteil. Mit anhaltender Zeit wird das Leben eine immer größere Qual und das Risiko von Medikamentenmissbrauch nimmt enorm zu.

 

Nachweisbar wirksam dagegen ist Cannabis. Nicht nur für Schmerzpatient:innen, sondern gerade für Menschen mit Krebs hat es mehrfach positive Aspekte, da beispielsweise auch Übelkeit – eine weit verbreitete Nebenwirkung von Chemotherapie – durch Cannabis gelindert wird und Patient:innen so ein geringeres Risiko auf Mangelernährung haben. Auch bei Schlafproblemen, die unter der Bevölkerung immer weiterverbreitet sind, hilft Cannabis, von den positiven Effekten auf Personen mit Multipler Sklerose oder Epilepsie gar nicht zu reden. Spätestens bei diesen chronischen Krankheiten kommt schließlich auch ein Kostenfaktor hinzu, da deren Medikamente oft hochpreisig sind und sauber angebauter Cannabis weitaus günstiger erhältlich wäre. Besonders für die betroffenen Patient:innen selbst, da etwa das erlaubte Mittel Dronabinol leicht bis zu 600 Euro im Monat kostet und nur teilweise beziehungsweise fallweise von Krankenkassen erstattet wird.

 

Klarerweise können bereits verfügbare Präparate als Argument verwendet werden, warum eine weitere Liberalisierung im medizinischen Sektor nicht nötig ist. Bisher dürfen derartige erlaubte Präparate aber immer nur entweder THC oder CBD als Inhaltsstoff enthalten, eine Kombination der beiden (oder mehrerer) Wirkstoffe der Hanfpflanzen ist allerdings nicht erlaubt. Das schafft allerdings Monopole unter Anbietern, die gerade im medizinischen Bereich ja auch anhand anhaltender Lieferschwierigkeiten und deren Auswirkungen auf Schmerzpatient:innen nicht gewollt sein können.

 

Nachdem bereits seit gut 20 Jahren im Parlament nicht einmal generell über die Liberalisierung von Cannabis, sondern lediglich dessen vorteilhafte Nutzung im medizinischen Kontext für eben Patient:innen mit Schmerzerkrankungen, Krebs, Multipler Sklerose, Depressionen, Parkinson, Tourette-Syndrom, Schlafstörungen oder auch in der Nachsorge von Herzinfarkten diskutiert wird und nur wenige Änderungen zu Gunsten dieser Patient:innen erfolgen, ist offensichtlich eine breitere Einbindung der Gesellschaft nötig, um diese Notwendigkeit zu betonen.

Deshalb fordern wir, dass medizinisches Cannabis im Zuge der besseren Gesundheitsversorgung, vor allem im Hinblick auf die Schmerztherapie, sofort legalisiert wird.