138/PET XXVII. GP

Eingebracht am 21.12.2023
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Petition

Abgeordnete/r zum Nationalrat

JOHANN WEBER

An Herrn

Präsidenten des Nationalrates

Mag. Wolfgang Sobotka

Parlament

1017 Wien, Österreich

Wien, am 23. November 2023

Sehr geehrter Herr Präsident!

In der Anlage überreichen wir Ihnen gem. §100 (1) GOG-NR die Petition betreffend

Wiederbelebung der Lavanttal-Bahn

Seitens der Einbringer wird das Vorliegen einer Bundeskompetenz in folgender Hinsicht angenommen:

Da es sich um eine überregionale Verkehrsachse handelt, wird Bundeskompetenz angenommen.

Dieses Anliegen wurde bis zur Einbringung im Nationalrat von ____  Bürgerinnen und

Bürgern unterstützt.

Mit der Bitte um geschäftsordnungsmäßige Behandlung dieser Petition verbleiben wir mit freundlichen Grüßen

Petition

„Wiederbelebung der Lavanttal-Bahn"

Die Koralmbahn ist Teil der neuen Südstrecke in Österreich und stärkt als eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte Europas den Baltisch-Adriatischen Korridor. Mit der Inbetriebnahme Ende 2025 verkürzen sich die Fahrzeiten für den Personen- und Güterverkehr auf der Südstrecke drastisch. Vollendet wird dies in weiterer Folge mit der Fertigstellung des Semmering-Basistunnels im Jahr 2030. Die Koralmbahn wird als Jahrhundertchance für den Süden Österreichs gesehen. Sie verbindet die Ballungsräume in Kärnten und der Steiermark und fördert das Zusammenwachsen zum zweitgrößten Lebens-/Arbeits- und Wirtschaftsraum mit über 1 Mio. Menschen, zehntausenden Unternehmen und hunderttausenden Beschäftigten. Der Baltisch-Adriatische Korridor und der Alpen-Westbalkan Korridor kreuzen sich im Süden Österreichs und binden uns an diese neuen Transport- und Handelswege an.

Das Lavanttal (Bezirk Wolfsberg) liegt im Zentrum dieses Raumes und hat damit die einmalige Chance die äußerst positive Entwicklung der Gesamtregion, mit einem beispiellosen Strukturwandel in den letzten Jahrzehnten, auch in Zukunft fortzuschreiben. Schon einmal hat eine Investition in die Infrastruktur - der Bau der A2 Südautobahn - dem Lavanttal als fördernder Faktor für die Gesamtentwicklung gedient. Seit Ende der 80er-Jahre hat sich die Anzahl der unselbstständig Erwerbstätigen in der Region auf über 20.400 mehr als verdoppelt. Das Lavanttal ist damit eine sehr bedeutende ArbeitgeberInnen-Region in Kärnten. Als solche verfügt sie über eine starke Unternehmensstruktur mit vielen namhaften Leitbetrieben insbesondere im produzierenden Bereich und einer großen handwerklichen und gewerblichen Tradition. Speziell in der Metall- und Holzverarbeitung können wir auf eine exzellente Werkstoffkompetenz zurückgreifen. Die Region darf sich zurecht auch als „Baumeister" Kärntens bezeichnen - der Bausektor hat als Wirtschaftszweig und Arbeitgeberin im Vergleich mit anderen Regionen überproportional hohe Relevanz. Das Lavanttal verfügt nicht nur über das höchste Bruttomedianeinkommen aller Kärntner Regionen, sondern sticht auch als FacharbeiterInnen-Region (mehr als 45 % der Bevölkerung haben einen Lehrabschluss) positiv hervor. Die Region kann insgesamt eine sehr hohe Standortqualität vorweisen. Die Symbiose von lebenswertem Raum und attraktivem Wirtschafts- und Arbeitsraum ist im Lavanttal bereits gelebte Realität.

Um diese äußerst positive Entwicklung auch in Zukunft voranzutreiben, wird im Lavanttal eine proaktive Regional- und Standortentwicklungsstrategie forciert und über die explizite Positionierung als die Zukunftsregion Kärntens gestärkt.

Teil dieser Gesamtstrategie ist die Forderung nach zusätzlichen, nachhaltig wirkenden Investitionen in die Region. Dazu gehören auch weitere infrastrukturelle Investitionen und Leitprojekte, insbesondere die Erhaltung und der Ausbau von Nebenbahnen für den Personen- und Güterverkehr. So wie im Programm der Kärntner Nachhaltigkeits-Koalition 2028 bzw. in deren Regierungsprogramm festgehalten, sehen auch wir im zügigen Ausbau der Zubringersysteme zur Koralmbahn den Schlüssel für die optimale Nutzung dieser neuen Hochleistungsstrecke im Güter- und Personenverkehr.

Die vorliegende Petition fordert daher im Konkreten die Wiederbelebung einer dieser Nebenbahnen, der sogenannten Lavanttal-Bahn.

Ursprünglich wurde die Lavanttal-Bahn als Nord-Süd-Verbindung auf ihrer Gesamtstreckenlänge von knapp 170 km in der österr. ungar. Donaumonarchie bis zum Jahr 1900 errichtet. Im Laufe der Jahrzehnte und durch die Verwerfungen der 2 Weltkriege verlor die Lavanttal-Bahn an Prosperität. Die Lavanttal-Bahn wurde im Streckenabschnitt zwischen St. Paul und Wolfsberg im Zuge des Baus der Koralmbahn modernisiert und elektrifiziert. Ab Wolfsberg Richtung Norden wird die Lavanttal-Bahn derzeit allerdings nur mehr für den Güterverkehr genutzt. Ab St. Paul Richtung Süden ist die Strecke weitgehend abgetragen.

Eine Wiederbelebung der Lavanttal-Bahn als leistungsstarke Nord-Süd-Verbindung und Zubringerstrecke für den Personenverkehr (PendlerInnen, SchülerInnentransport, Geschäftsreisende, touristische Nutzung, etc.) und Güterverkehr zur Koralmbahn wird als große Chance gesehen, den Wirkungsbereich der Koralmbahn auszuweiten und zu optimieren. Die Wiederbelebung der Lavanttal-Bahn in ihrer ursprünglichen Strecke als moderne, leistungsfähige und vollelektrifizierte Bahn, würde auch abseits des Koralmbahn-Kernraumes zu einer weiteren Attraktivierung der angrenzenden Räume und Regionen (Richtung Norden die steirische Region Murau Murtal, Richtung Süden die slowenischen Regionen Koroška und Savinjska) beitragen und den Einzugsbereich zur Hochleistungsinfrastruktur Koralmbahn ausweiten. Die Anbindung Richtung Slowenien würde überdies zwei Regionen in einem vereinten Europa zusammenführen, die bereits eine historische Gemeinsamkeit hatten.

Ein weiterer zentraler Faktor, der für die Wiederbelebung der Lavanttal-Bahn spricht, ist deren potenzieller Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Wir sehen im Hinblick auf die Erreichung dieser Klimaziele gerade die Eisenbahn als Verkehrs- und Transportmittel der ersten Wahl. Die Forcierung bestehender und neuer Eisenbahnstrecken wird ganz wesentlich zur CO2 - Reduktion und Klimaneutralität beitragen. Aus diesem Blickwinkel ist eine Investition in die Lavanttal-Bahn nicht nur eine verkehrspolitische Entscheidung, sondern auch als zentraler Beitrag zur Dekarbonisierung und zum Klimaschutz zu sehen.

Für die Menschen im Lavanttal sowie den nördlich und südlich angrenzenden Regionen stellt aus unserer Sicht die Wiederbelebung der Lavanttal-Bahn das derzeit noch fehlende Bindeglied zwischen der Koralmbahn und der Lebensrealität der Menschen dar. Wollen wir gemeinsam das vorliegende Potenzial in optimaler Form nutzen und gleichzeitig auch die BewohnerInnen „mitnehmen", so muss das Angebot im Öffentlichen Personenverkehr im gesamten Einzugsbereich der Koralmbahn erlebbar attraktiver werden. Wir sehen in der Lavanttal-Bahn jenes Verkehrsmittel, welches diesen Anforderungen am besten gerecht wird.

Wir fordern daher die Wiederbelebung der Lavanttal-Bahn in ihrer ehemaligen Streckenführung als wichtige Nord-Süd-Verbindung (zwischen Zeltweg und der Region Murau Murtal über das Lavanttal und Dravograd/Unterdrauburg bis nach Celje/Cilli) und Zubringerstrecke dieser Regionen an die neu errichtete Koralmbahn.


 

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